Braucht Lean ein Mindset, wenn ja, wie sieht es aus?

Mindset

Der Impuls zu diesem Denkanstoß ist aus einer LinkedIn-Diskussion entstanden, die Nadja Böhlmann angeregt hatte [1]. In Ergänzung zu meinen Diskussionsbeiträgen will ich das Thema noch weiter aufrollen und weitere Gedanken festhalten.

Vor der Frage, ob Lean ein (bestimmtes) Mindset benötigt, will ich mit (m)einer Definition des Begriffs einsteigen. In meinen Augen ist ein Mindset eine Menge (wie es der Name schon andeutet) von Gedanken aber auch Glaubenssätzen. Wichtig dabei auch der Bezugspunkt bzw. Kontext, auf den sich das Mindset bezieht. Dieser Kontext hat dabei einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Mindset selbst, speziell wenn man sich dann Gedanken macht, was das Mindset in seiner Notwendigkeit, Voraussetzung und Wechselwirkung mit dem Kontext abgrenzt.

Schaut man dann auf die einzelnen Komponenten des Mindset lassen sich zwei große Bereiche unterscheiden. Das sind einmal die eigenen Gedanken und Glaubenssätze. Dazu kommen dann aber auch Annahmen über Gedanken und Glaubenssätze anderer Menschen, die natürlich auch Gedanken und Glaubenssätze darstellen und mit denen anderer Menschen in Wechselwirkung stehen.

Warum ist es mir jetzt wichtig als Ausgangspunkt auf diesen Gedanken und Glaubenssätzen herumzuhacken? In meinem Verständnis menschlicher Handlungen sind Gedanken und Glaubenssätze eben ein Ausgangspunkt dafür. Andere Einflussfaktoren sind dann noch (angeborene) Triebe, von denen auch wir Menschen nicht vollkommen frei sind. Dazwischen befinden sich dann noch – mehr oder weniger bewusste – Gewohnheiten, die auch auf der gedanklichen Ebene beginnen können (speziell als Glaubenssätze) und sich in der Regel auch im Äußeren in Form Handlungen manifestieren. Anders und ergänzend ausgedrückt, existiert immer ein Mindset – selbst wenn dieses nicht bewusst wahrgenommen wird – das Verhalten, Kommunikation, Wahrnehmung und Bewertung (die alle ebenfalls immer vorhanden sind) beeinflusst, um nicht zu sagen sogar steuert.

Im Bezug zu Lean (und prinzipiell jedem anderen Kontext) ist meiner Meinung nach der zentrale Diskussionspunkt die Nützlichkeit eines Mindsets bzw. seiner einzelnen Elemente.

Im Bezug zu Lean sollte dabei durchaus auch die konkrete Ausprägung betrachtet werden (was dann schon wieder Teil des Mindsets ist bzw. sein kann). Einerseits existieren dabei eine gewisse Methoden- und Werkzeug-orientierte Ausprägungen. Andere (von mir bevorzugte) Ausprägungen beziehen eben auch Gedanken und Glaubenssätze der Beteiligten mit ein, bis hin zu philosophischen Elementen inklusive einem Menschen- und Weltbild. Beide Ausprägungen enthalten auch Überlegungen zum Zweck von Unternehmen und Organisationen.

„Ich denke, also bin ich.“

– René Descartes

Vor diesen Überlegungen besteht also in meinen Augen eine starke Wechselwirkung zwischen Lean und Mindset. Ich gehe dabei sogar so weit, dass sich Lean (in welcher Ausprägung auch immer) erst durch das bzw. ein Mindset manifestiert. Ohne Mindset kein Lean oder im Sinn der übergeordneten Fragestellung des Artikels, Lean braucht immer ein Mindset (um zu existieren).

Nachdem dieser Punkt geklärt wäre, können wir uns also dem zweiten Teil der Fragestellung nähern, also der Ausprägung des Mindsets.

Die entscheidende Frage dabei – bzgl. eines Mindsets und den zugrundeliegenden Gedanken und Glaubenssätzen – dreht sich immer um die Nützlichkeit. Diese Nützlichkeit beantwortet die Frage nach wunschgemäßen oder abweichenden Ergebnissen – die natürlich auch wieder in ihrer Bewertung durch das Mindset beeinflusst werden.

Aus diesem Grund kann ich die Antwort nach der Ausprägung des Mindset gar nicht beantworten, sondern nur jede:n selbst auffordern, sich die entsprechenden Gedanken selbst zu machen. Dazu gehört natürlich auch die Reflexion über die eigenen Glaubenssätze, die der anderen Beteiligten und idealerweise der Austausch darüber. Einerseits ist ein Mindset vermutlich so etwas wie ein mentaler Fingerabdruck, d.h. die Mindsets der im Lean-Kontext beteiligten Personen sind so individuell wie diese selbst. Andererseits dürfte aber nützlich sein, wenn eine gewisse Übereinstimmung bzgl. Lean besteht. Da die spezifische Ausprägung von Lean wiederum auf dem Mindset beruht, dürfte es ebenso nützlich sein auch beim Mindset Gemeinsamkeiten zu haben. Mathematisch spricht man hier von der Schnittmenge – die also nicht zu klein sein sollte.

Trotzdem glaube ich – vor dem Hintergrund meines Lean-Verständnisses – dass diese Schnittmenge(n) nicht gleich so umfassend bzw. identisch wie die einzelnen Mindsets der Beteiligten sein müssen, ja gar nicht sein dürfen. Wären alle Mindsets identisch, bestünde die Gefahr, dass Lean (auf einer Meta-Ebene bzgl. der „inneren“ Weiterentwicklung) zu einem Zustand „verkommt“, was wiederum dessen Existenz in Frage stellen würde – zumindest im meinem Lean-Verständnis [2].

Vor dem Hintergrund des Mindset-Vergleichs im Bezug zur übergeordneten Frage nach der Notwendigkeit eines Mindsets, kann in meinen Augen die Antwort auch noch weiter präzisiert werden, dass kein einmaliges, universelles Mindset braucht bzw. dass sogar die große Gefahr besteht, dass bei der Existenz so eines Mindsets, sich Lean wiederum selbst auflösen würde.

Wenn Sie sich noch weiter mit dem Aspekt Mindset beschäftigen und viele Elemente eines für Lean nützlichen Mindsets kennen lernen wollen, empfehle ich Ihnen einen Blick in Carol Dwecks Buch [3]. Aber auch damit kommen Sie um eigene Gedanken nicht drumrum ;-)

An dieser Stelle hab' ich keinen direkten Bezug zu Bestandteilen meines Leistungsportfolios gefunden. Nutzen Sie aber gerne die weiteren Fragestellungen unten mit der Kommentierungsmöglichkeit oder die verschiedenen Postings in LinkedIn, XING oder Facebook, um Ihre Gedanken und Meinung dazu kundzutun.

[1] LinkedIn-Diskussion bzgl. Mindset
[2] Artikel über Lean als Zustand
[3] Carol Dweck: Selbstbild – Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt

Frage: Welches Mindset halten Sie in Ihrem Lean-Kontext für nützlich? Welche Wechselwirkungen zwischen Lean und Mindset nehmen Sie wahr? Wie gehen Sie mit den Antworten auf diese Fragen um?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.