Dojo vs. Gemba – Training vs. Wettkampf

Dojo

Der Begriff „Dojo“ weckt schnell Bilder von intensiven Trainings, vielleicht sogar von disziplinierten Bewegungsabläufen in stillen Hallen. Etwas Abgeschiedenes, ein geschützter Raum, in dem das Lernen im Mittelpunkt steht – strukturiert, wiederholbar, bewusst. Dem gegenüber steht der „Gemba“, jener reale Ort des Geschehens, wo Wert geschaffen wird. Die Werkhalle, das Kundengespräch, der Büroarbeitsplatz. Weniger strukturiert, oft mit Störungen, Unterbrechungen, Überraschungen. Hier ist nichts simuliert, nichts modellhaft. Und doch ist auch der Gemba ein Lernort, eben mit einem anderen Charakter.

In der Abwägung zwischen Dojo und Gemba entsteht eine interessante Spannung. Training oder Wettkampf? Geht es überhaupt um ein Entweder-oder? Oder sind es zwei Pole eines Kontinuums, das sich durch jeden Entwicklungsprozess zieht? Die Vorstellung vom Dojo suggeriert Vorbereitung – eine Phase, in der Fertigkeiten aufgebaut, verfeinert und gefestigt werden, bevor es ernst wird. Der Gemba hingegen konfrontiert mit den Konsequenzen: Entweder sitzt die Fähigkeit oder sie fehlt.

Und genau hier liegt ein häufig übersehener Punkt. Wenn der Gemba zur Arena wird, in der ständig gekämpft, improvisiert und reagiert werden muss, stellt sich die Frage: Wurde vorher ausreichend trainiert? Oder wird das eigentliche Lernen dem operativen Alltag überlassen, mit allen Risiken für Qualität, Sicherheit und Produktivität? Vielleicht ist es genau dieser unausgesprochene Wechsel vom Trainings- in den Wettkampfmodus, der Druck erzeugt und Fehler produziert, weil der Übergang nicht gestaltet wurde, sondern einfach passiert ist.

„Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.“

– Albert Einstein (zugeschrieben)

Dabei ist beides notwendig. Der Rückzugsort, an dem bewusst geübt wird – mit Zeit, mit Wiederholung, mit Feedback. Und die reale Welt, in der sich zeigt, was wirklich verstanden wurde. Wer im Dojo lernt, im Gemba aber nie reflektiert, verpasst die Chance zur Rückkopplung. Umgekehrt wird Lernen zur Belastung, wenn jeder Fehler sofort Konsequenzen hat. Der Wettkampf darf nicht zur Trainingsmethode werden. Das wäre unfair gegenüber denen, die noch lernen.

Interessant wird es dort, wo sich beide Räume verbinden. Etwa in der systematischen Einarbeitung neuer Mitarbeitender oder bei Veränderungen von Prozessen, wo kleine, geschützte Trainingsbereiche innerhalb des realen Arbeitsumfelds entstehen – Lerninseln im Fluss der Wertschöpfung. Solche Übergänge erfordern Sorgfalt. Es braucht nicht nur Inhalte, sondern auch die Kompetenz, diese Inhalte wirksam zu vermitteln.

Hier greifen die Prinzipien von Training Within Industry, insbesondere die Job Instructions. Sie strukturieren das Lernen, machen es nachvollziehbar, wiederholbar und überprüfbar. Doch sie sind nur ein Teil. Die Weiterentwicklung in Richtung Job Transfer Trainings macht deutlich: Lernen endet nicht mit der Wissensvermittlung. Es geht um die Übertragung, das tatsächliche Anwenden im Gemba. Das setzt voraus, dass der Übergang gestaltet wird. Vom Dojo zum Gemba. Vom geschützten Üben zur eigenverantwortlichen Umsetzung. Und vielleicht wieder zurück, um weiter zu verfeinern.

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie den Übergang vom strukturierten Lernen zur wirksamen Umsetzung am Ort des Geschehens gestalten können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Was wäre nötig, damit Lernen nicht nur in Trainingsräumen, sondern auch im Alltag möglich bleibt? Wo wird derzeit im Gemba geübt, obwohl eigentlich Training nötig wäre? Wie könnte ein strukturierter Übergang zwischen beidem in Ihrem Verantwortungsbereich gestaltet werden?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.