Eltern, die ihre Kinder permanent überwachen, nehmen ihnen die Chance, eigene Erfahrungen zu machen. Sie greifen ein, bevor sich Situationen entwickeln können, sie glätten jede Unebenheit, bevor daraus ein Lerneffekt entstehen kann. In der Prozesswelt geschieht Ähnliches, wenn jede kleine Abweichung reflexhaft durch Eingriffe der Führung oder durch starre Systeme kompensiert wird. Der Prozess bleibt dadurch funktional – kurzfristig gesehen. Langfristig jedoch bleibt er unreif. Ohne eigene Lernfähigkeit. Ohne Stabilität aus sich selbst heraus.
Gute Eltern handeln anders. Sie schaffen Strukturen, setzen klare Grenzen, beobachten genau – aber sie greifen nicht sofort ein. Sie vertrauen auf Entwicklung. Sie begleiten statt zu dominieren. Sie sorgen für einen Rahmen, in dem das Kind wachsen kann, auch wenn es dabei hinfällt. Nicht weil ihnen das egal wäre, sondern weil sie wissen, dass Lernen ohne Irritation nicht möglich ist.
– Margaret Mead
Auch Prozesse müssen nicht bei jedem Stolpern „gerettet“ werden. Viel wichtiger ist ein Umfeld, in dem Ursachen erkannt, verstanden und behoben werden – nicht nur Symptome. Wer Prozesse erziehen will, sollte Standards nicht als Käfige verstehen, sondern als Geländer. Sie bieten Halt, aber keine Fesseln. Das braucht Disziplin und Geduld. Und manchmal die Fähigkeit, den Impuls zum sofortigen Eingreifen zu unterdrücken – zugunsten einer nachhaltigeren Entwicklung.
Und wie Eltern durch ihr eigenes Verhalten prägen, tun es Führungskräfte im Lean-Kontext ebenfalls. Die gelebte Haltung entscheidet mehr als jedes Poster an der Wand. Wer Vertrauen predigt, aber Kontrolle lebt, darf sich über passive Prozesse nicht wundern. Wer Verbesserung fordert, aber keine Fehler zulässt, erzeugt Stillstand im Deckmantel der Stabilität.
Die Kunst liegt darin, Nähe und Distanz auszubalancieren. Nicht als Widerspruch, sondern als Spannungsfeld. Gemba ist kein Kontrollgang, sondern ein Beziehungsmoment. Prozesse brauchen Aufmerksamkeit, aber keine Bevormundung. Verantwortung, aber keine Entmündigung. Und genau darin liegt vielleicht die tiefere Wahrheit der Eltern-Metapher: Nicht der Prozess ist das Kind, sondern die Verantwortung für seine Entwicklung verlangt eine Haltung, die sich ähnelt – ohne zu verwechseln.
Wenn Sie wissen möchten, wie Sie Prozesse nachhaltig entwickeln und gleichzeitig das Vertrauen in die Fähigkeiten Ihrer Organisation stärken, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.
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