Ist Lean ein Luxus in harten Zeiten?

Luxus

Ok, bei dieser Fragestellung kann ich nicht ganz neutral und ohne eine persönliche Meinung [1] antworten. Der Impuls zu diesem Artikel ist auch aus einem Audio-Beitrag von Conny Dethloff entstanden [2].

Sein Beitrag ist gleichzeitig auch ein Teil meiner Argumentation, dass Lean auch in harten Zeiten eben kein Luxus ist. Und das Schöne darin ist, dass man der (nachvollziehbaren und in meinen Augen auch zutreffenden) These vom Selbsterhalt als Unternehmenszweck trotzdem gar nicht zustimmen muss.

Egal, ob man jetzt als Unternehmenszweck den Selbsterhalt, den Kundennutzen (und dessen Steigerung) oder den Gewinn (und dessen Maximierung) betrachtet, Lean hat immer einen positiven Effekt auf jede Art dieses Unternehmenszwecks. Was dann letztlich wieder die These hinter der eher rhetorischen Frage in der Artikelüberschrift stützt.

Schau'n wir uns doch mal die verschiedenen möglichen Zwecke an.

Luxus beim Selbsterhalt?

Da will ich jetzt mal gar nicht darauf eingehen, dass natürlich auch der Kundennutzen ein Faktor beim Selbsterhalt ist, quasi der Treibstoff, der den Motor des Selbsterhalts am Laufen hält. Wenn man mit Lean Methoden und Werkzeugen (bewusst darauf beschränkt) Verschwendungen reduziert und die Zeit zwischen Leistungsanforderung/Bestellung und Vergütung minimiert (aka Durchlaufzeit), dient das natürlich sofort auch dem Selbsterhalt, weil unnötige Kosten vermieden werden und besagte Vergütung für eine Leistung schneller auf dem Konto gutgeschrieben wird (fehlende Liquidität ist eine der großen Hürden beim Selbsterhalt, noch vor der Rentabilität).

Im Grund ist es mit Lean ähnlich wie mit dem besten Zeitpunkt einen Baum zu pflanzen. Natürlich war der beste Zeitpunkt vor 25 Jahren. Wenn man es aber mal als gesetzt betrachtet, dass der Baum an sich sinnvoll ist, gut oder wie auch immer man das bezeichnen will, dass ist der verpasste Zeitpunkt vor 25 Jahren nie ein Grund, das nicht zum Zeitpunkt der Erkenntnis nachzuholen.

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen.“

– Martin Luther (nicht belegt)

Luxus beim Kundennutzen?

Das Stichwort der Durchlaufzeit hatte ich beim Selbsterhalt schon genannt. Sie hat hat natürlich auch beim Kundennutzen, das heißt der Kundenorientierung eine zentrale Bedeutung. Wenn eine „Sache“ eine Bedeutung für den Kundennutzen darstellt, ist es dann in meinen Augen auch logisch, diesen Nutzen dann auch in möglichst minimaler Zeit zur Verfügung zu stellen. Damit eng verbunden ist auch der Aspekt der Termintreue, die je nach Blickwinkel sogar noch bedeutsamer ist als die reine Durchlaufzeit.

Die Durchlaufzeit selbst ist auch der Nachweis, dass die Fokussierung auf den Kundennutzen keinen Widerspruch ggü. dem Selbsterhalt darstellt, sondern Hand in Hand geht.

Auch der Aspekt der Reduzierung des Ressourcenverbrauchs als positivem Seiteneffekt von Lean & Co. stellt keinen Widerspruch zum Kundennutzen dar, sondern wirkt, wenn schon nicht offen, so doch versteckt in eine positive Richtung.

Luxus bei der Gewinnmaximierung?

Dass die Gewinnmaximierung als Unternehmenszweck immer nur eine Folge und kein Selbstzweck ist, habe ich hier nicht das erste Mal kundgetan.

Aber selbst wenn man den Unternehmenszweck darauf reduzieren will, entsteht dadurch kein Widerspruch ggü. dem Einsatz von Lean & Co.

Ich denke, das lässt sich sehr einfach aus den schon darstellten Effekten ableiten und braucht deshalb keinen weiteren separaten Nachweis.

Was sich aus diesen Gedankengängen und den persönlichen Präferenzen ableiten lässt, ist der Schwerpunkt und/oder Einstiegspunkt, den man mit der eigenen Zweckdefinition verknüpfen kann und der dann kleinere oder größere Unterschiede in der Vorgehensweise im Lean-Kontext bestimmt.

Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen, die genannten Gedankengängen können da „nur“ begleitend wirken.

Wenn Sie für diese Entscheidung mich als Sparringspartner in Anspruch nehmen wollen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] Warum Meinungen im Lean Management keinen Platz haben dürfen und Zweifel immer angebracht sind
[2] https://leanbase.de/publishing/connys-gedanken-zu/purpose-driven-organization
[3] KVP ist eine Frage des Zwecks und Nutzens

Frage: Wo ordnen Sie Lean als Luxus ein? Welche Grundbedürfnisse stehen Lean entgegen? Wie lassen sich die Grundbedürfnisse und der Luxus verknüpfen?

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