Inhalt der Episode:
- Was steckt hinter Druckluft?
- Was ist das Problem mit Druckluft?
- Was sind typische Ursachen der Probleme und was ist das Problem hinter dem Problem?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
- Was sind typische Auslöser, dass man sich mit dem Problem überhaupt beschäftigt?
- Wer sollte sich eigentlich um das Problem kümmern, warum passiert das viel zu selten?
- An welcher Stelle kommt dann KI ins Spiel und welche Vorteile kann man daraus ziehen?
- Was sollte man als erstes tun, um sicherzustellen, dass man nicht auch von dem Problem betroffen ist?
Notizen zur Episode:
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(Teil)automatisiertes Transkript
Episode 341 : Energiemanagementprozesse
Herzlich willkommen zu dem Podcast für Lean Interessierte, die in ihren Organisationen die kontinuierliche Verbesserung der Geschäftsprozesse und Abläufe anstreben, um Nutzen zu steigern, Ressourcen-Verbrauch zu reduzieren und damit Freiräume für echte Wertschöpfung zu schaffen. Für mehr Erfolg durch Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, höhere Produktivität durch mehr Effektivität und Effizienz. An den Maschinen, im Außendienst, in den Büros bis zur Chefetage.
strong>Götz Müller: Heute habe ich Dominik Wahl bei mir im Podcast-Gespräch. Er ist einer der Gründer der WRS Energie + Druckluft GmbH. Hallo Dominik.
Dominik Wahl: Hi Götz, vielen Dank für die Einladung.
strong>Götz Müller: Schön, dass du heute dabei bist. Ich habe schon ein kurzes Stichwort zu dir gesagt, aber stell dich gerne noch mal den Zuhörern vor in ein paar Sätzen.
Dominik Wahl: Sehr gerne. Genau, Dominik Wahl, ich bin Gründer und Geschäftsführer der WRS Energie + Druckluft GmbH. Wir haben die Firma 2021 direkt nach unserem Master-Studium gegründet und wir beschäftigen uns mit dem Thema Energie, Energie einsparen und haben uns da speziell auf Druckluftsysteme fokussiert, haben da eine Kombination aus Hard- und Software und sparen mittels KI, speziell für den Energieträger Druckluft, Energie ein.
strong>Götz Müller: Genau, ich denke, da werden wir ziemlich tief einsteigen, jetzt aber vielleicht einfach mal ein bisschen flapsig, lapidar, was steckt hinter Druckluft? Ich meine, da könnte man jetzt sagen, okay, Luft ist Sauerstoff, ständig um uns rum, ein Stück weit nehmen wir es gar nicht wahr, vielleicht fast wie der Fisch im Wasser, aber ich glaube, da steckt mehr dahinter.
Dominik Wahl: Auf jeden Fall und vor allem, es steckt sehr viel Energie dahinter. Druckluft ist einer der teuersten Energieträger bei produzierenden Unternehmen überhaupt und man kann sich das ein bisschen so vorstellen, wenn du jetzt zum Beispiel am Wochenende, wenn es wieder schönes Wetter wird, mit einem Fahrrad durch die Gegend fährst und davor bemerkst „Oh, mein Reifen ist platt und den muss ich jetzt erstmal aufpumpen“, da hast du eine kleine Handpumpe, das ist sozusagen im bildlichen Sinne ein ganz, ganz kleiner Kompressor, mit dem du Umgebungsluft verdichtest und in deinen Reifen pumpst, also sozusagen auf ein bestimmtes Druckniveau komprimierst. Ein Kompressor funktioniert genau gleich, bloß der ist viel, viel größer. Wir haben Kunden, da sind die Kompressoren bis zu 3 oder 400 KW, installierte Leistung, groß. Die nehmen die Umgebungsluft, komprimieren diese und transportieren das über ein Rohrleitungsnetz zu den einzelnen Maschinen und zu den Verbrauchern. Was sehr wichtig dabei ist, es entsteht sehr viel Abwärme, also circa 95% der eingesetzten Energie gehen in Abwärme verloren und genau das macht eben die Druckluft auch zum teuersten Energieträger überhaupt. Genau, das mal so ganz grob, was Druckluft ist. Ich hoffe, ich konnte es dir ein bisschen näherbringen und du hast es verstanden.
strong>Götz Müller: Ja, also das Bild der Fahrradpuppe hatte ich, noch bevor du angefangen hast, im Grunde auch schon vor meinem geistigen Auge, obwohl das ewig her ist, dass ich zuletzt eine, zum Glück, sage ich mal, in der Hand hatte, aber genau dieser Punkt a) wenn man dann ein Fahrrad, wenn es platt ist, wirklich komplett aufpumpt, ich glaube, man merkt es schon ein bisschen im Oberarm und andererseits den Punkt, und das fand ich aber spannend, mit den 95%, das hätte ich so nicht eingeschätzt, aber ich mein, man ist es gewohnt, dass die Pumpe so ein bisschen warm wird, durch die Reibung halt, aber dass es 95% sind, boah, das hätte ich nicht erwartet.
Dominik Wahl: Auf jeden Fall. Auf jeden Fall und vor allem ich sage immer, der Kompressor ist nachher eine Elektroheizung, die Druckluft als Abfallprodukt sozusagen entwirft, das heißt, ja, also wie gesagt 95% Abwärme-Verluste, das ist natürlich schon enorm. Wir merken auch gerade bei unseren Kunden, gerade durch das Neue-Energien-Gesetz, dass man hier noch mal tiefer reingehen muss und sich Sachen zum Abwärme-Konzept überleben überlegen muss.
strong>Götz Müller: Ist vielleicht auch noch mal eine dumme technische Frage, da kann ich natürlich den Ingenieur nicht ganz loslassen, ist das jetzt systembedingt dieser hohe Energieverlust oder hat man eine Technologie, die vielleicht gar nicht weg genug ausgereift ist, um das mal extrem auszudrücken?
Dominik Wahl: Das ist eine technische Sache, eine technische, physikalische Sache, durch das Komprimieren der Umgebungsluft entsteht einfach enorm viel Abwärme, aber das Gute bei den Kompressoren ist, man kann das über die Wärmerückgewinnung natürlich auch weiter nutzen. Da ist im Endeffekt immer das Wichtige, dass man auch saubere Wärmesenken hat, sogenannte, das heißt, dass man die Energie, die Abwärme, die da entsteht, auch wieder sauber dem Prozess zuführen kann oder anderen Prozessen zuführen kann.
strong>Götz Müller: Gut, jetzt ist aber, glaube ich das, soweit wie ich das auch aus unseren Vorgesprächen rausgehört habe, ist das jetzt nicht das einzige Problem mit der Druckluft, sondern ich glaube, da steckt ja noch und das wirst du sicher uns jetzt gleich erklären, noch viel, viel mehr dahinter, was das Thema im Grunde noch viel schlimmer macht.
Dominik Wahl: Auf jeden Fall, genau. Die Erzeugung ist so die eine Sache und die Verteilung zu den Netzen ist oder zu den Maschinen ist die andere Sache. Du kannst dir das so vorstellen, das Druckluftnetz oder das Druckluftsystem ist eigentlich aufgebaut wie ein Heizungssystem, also du hast in deiner Wohnung, in deinem Haus mehrere Heizkörper stehen, da gehen Rohre mit dem Warmwasser hin, die die Heizkörper dann versorgen und so ähnlich ist das im Druckluftbereich auch. Es gibt ein Leitungssystem vom Kompressor, von der Aufbereitung, also von dem Kompressorenraum zu den einzelnen Verbrauchern, zu den Maschinen, zu Druckluftpistolen oder sonstigen weiteren Anwendungen und auf diesen vielen Kilometern Leitungssystem gibt es Undichtigkeiten. Wenn du jetzt daheim in deinem Gardena-Schlauch eine Undichtigkeit hast, siehst du es, weil es im Endeffekt auf den Boden tropft. Bei der Druckluft siehst du das im ersten Schritt nicht, also du würdest das nur hören, dass es an den Undichtigkeiten pfeift, aber im lauten Produktionsbetrieb hört man das natürlich nicht. Das heißt, man hat sehr, sehr viele Leckagen, ich sage mal so durchschnittlich, bei unseren Kunden liegt die Leckage-Rate bei 30 bis 50%. Das heißt 30 bis 50% der Energie, die ich für die Drucklufterzeugung benötigt habe, gehen in Form von Leckagen, also Undichtigkeiten im Netz verloren, das ist natürlich schon ein enormer Wert und ein enormes Einsparpotential. Und zum anderen gibt es noch weitere Einsparpotenziale, gerade im Bereich der Kompressorenauslegung, der Kompressorentaktung, also wie steuert man, wie regelt man die Kompressoren. Da gibt es noch mal weitere große Einsparpotenziale. Und genau deswegen haben wir uns auf den Energieträger Druckluft fokussiert, weil es einfach nicht nur Luft ist, sondern sehr teure Luft ist und auch durchaus komplex in der Umsetzung, wie man nachher Effizienz-Potenziale darstellen kann.
strong>Götz Müller: Ja, und ich glaube, das Beispiel mit der Heizung oder der Vergleich mit der Heizung ist noch mal ganz wichtig. Da würde wahrscheinlich jeder sehr schnell nervös werden, wenn er da plötzlich ein Leck sieht, aber bei der Luft, wenn man es eben und du hast es auch betont, wenn man es halt schon nicht hört, das ist im Grunde fast der einzige Wahrnehmungskanal für den Menschen, das zu hören,
Dominik Wahl: Ganz genau.
strong>Götz Müller: der sich wiederum durch die laute Umgebung fast ausschließt. Also merkt man es im Grunde gar nicht.
Dominik Wahl: Ganz genau. Also die Druckluft, durch das, dass es ja auch wieder nur unter Druck gesetzte Umgebungsluft ist, die riecht man nicht, man sieht sie nicht, wie du schon gerade eben gesagt hast. Der einzige Punkt, wie man es bemerkt, man hört sie nur und kann es natürlich fühlen, wenn man an die Rohrleitungen hin fasst, aber da kommt man auch nicht überall hin, beziehungsweise durch das, das man ja ein kilometerlanges Rohrleitungsnetz in den Unternehmen hat, hat man ja gar keine Chance, das alles auch sauber aufzuspüren.
strong>Götz Müller: Da würde ich sagen, es gibt natürlich in irgendeiner Form einen Auslöser und da wird mir jetzt aber klar, im Grunde interessieren mich zwei Aspekte des Auslösers: a) was war für dich eigentlich der Auslöser, dich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen? Und dann wahrscheinlich das, was mit Sicherheit viele Leute aus dem Produktionskontext, die jetzt hoffentlich hellhörig geworden sind, interessiert, was ist dann für die, also für die Kunden, für die Betreiber, was ist dann für die der Auslöser, dass man sagt „Okay, wir müssen uns da mal darum kümmern“, weil wieder Heizungsthema, man sieht es nicht, man hört es vielleicht, aber man nimmt sonst im Grunde bewusst war?
Dominik Wahl: Genau. Ich fange mal mit der ersten Frage beziehungsweise mit dem ersten Teil an, wie wir da überhaupt oder wie ich da überhaupt draufgekommen bin. Ich habe mal ursprünglich Energiemanagement studiert, also ich bin ein Ingenieur im Bereich, Energiemanagement sozusagen, ich habe das im Bachelor und im Master studiert, in den Vorlesungen hieß es immer „Druckluft ist der teuerste Energieträger im produzierenden Unternehmen, sehr energieintensiv und deswegen auch sehr wichtig für das Energiemanagement.“ und in jedem Unternehmenstätigkeiten, wo ich während meines Studiums war, sei es die Masterarbeit, die Bachelorarbeit oder sonstige Werkstudententätigkeiten, hat die Druckluft eigentlich niemanden interessiert. Ich sage mal so, der Kompressoraum ist jetzt der letzte Raum, den eine Firma seinem Kunden zeigen würde, also eher so der dreckigste Raum im Keller oder am letzten Eck der Firma und ich habe einfach oder wir haben einfach gemerkt, dass sich niemand so richtig um die Druckluft kümmert. Viele sagen „Ja, es ist ja einfach nur Luft“ und verstehen gar nicht, was da dahinter für ein großes Einsparpotenzial oder auch eine große Energieverschwendung steckt. Und dann haben wir einfach mal gegoogelt, wie man das so klassisch macht, was es für Lösungen am Markt gibt und haben einfach keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Es gibt natürlich die großen Kompressorenhersteller, die die Kompressoren erzeugen, die Wartungsdienstleister, aber niemand, der sich jetzt wirklich konkret auf den Energieträger Druckluft spezialisiert hat und produzierenden Unternehmen dabei hilft, Energie einzusparen. Und da kommen wir schon gleich zu dem zweiten Punkt, was die Unternehmen daran eigentlich haben beziehungsweise, was denen ihr großes Problem ist. Wie du selber mitbekommen hast, im privaten Bereich, die Energiepreise oder die Energiekosten, die sind natürlich enorm durch die Decke gegangen und so ist das in der Produktion auch. Das heißt, Unternehmen müssen natürlich … der Standort Deutschland ist aktuell sehr, sehr in Gefahr, wie man es natürlich auch mitbekommen, durch steigende Kosten, Preisentwicklung und sonstige Themen. Und da ist natürlich sehr schön, wenn man mit einfachen Maßnahmen oder relativ einfachen Maßnahmen Energie einsparen kann. Und da ist im Endeffekt Druckluft genau ein Teil davon. Man sagt immer, Druckluft macht so circa 10% von meinem gesamten Stromverbrauch aus, wenn man jetzt schaut, dass sich das nur auf die einzelnen Kompressoren verteilt, ist das natürlich schon ein enormer Punkt und viele Unternehmen wissen einfach auch gar nicht, wieviel Energie ihr Kompressor nachher tatsächlich verbraucht. Also wenn ich dich jetzt frage zum Beispiel, wie viel Energie verbraucht dein Kühlschrank im Jahr, dann weißt du das wahrscheinlich nicht, sondern du guckst hinten aufs Typenschild vom Kühlschrank und rechnest das dann aufs Jahr hoch, aber wenn ich dich jetzt frage, wie viel Gas verbrauchst du, dann weißt du das, weil du am Jahresende eine Rechnung bekommst, die du bezahlt und es einfach nicht untergeht und jetzt kannst du schauen, war es dieser ein kalter oder ein warmer Winter und dann kannst du es in Bezug auf das letzte Jahr setzen. Bei der Druckluft oder bei einem Kompressor ist es nicht so einfach, wenn man den nicht einfach oder direkt messen tut.
strong>Götz Müller: Mhm, ja. Ich glaube, man wird halt, und bei deiner Erzählung ging mir das jetzt durch den Kopf, es ist ja kein, also Druckluft ist absolut notwendig, so wie zum Beispiel auch Logistik halt in einem typischen Unternehmen notwendig ist, aber es trägt halt nicht direkt zur Wertschöpfung bei, weil es in der Regel zumindest nicht direkt irgendetwas verändert, und wenn ich mir jetzt so ein klassisches Wertstrom-Diagramm vor das geistige Auge hole, wo ich halt drauf gucke, okay, wo habe ich meinetwegen Wartezeiten und diese klassischen Lean-Dinge, ja, da kommt die Druckluft überhaupt nicht vor, nicht einmal ansatzweise, da kommt auch der Stromverbrauch nicht vor. Okay, jetzt muss es aber dann trotzdem eben und da möchte ich noch ein bisschen weiter ins Detail gehen, weil jetzt muss man irgendwo ja einen Hebel ansetzen. Also entweder setzt man einen Hebel an, indem man jemandem irgendwas aufsetzt, also eine Mütze aufsetzt und da etwas drauf schreibt „Du bist verantwortlich für …“, ja, so irgendwas, also man muss das Thema ja, glaube ich, greifen können, ein Mensch muss es auch greifen können.
Dominik Wahl: Auf jeden Fall und vor allem, man muss erstmal Transparenz in diesen ganzen Bereich reinbekommen, also gerade eben das Beispiel mit deinem Kühlschrank, so funktioniert das im Druckluft- beziehungsweise Kompressorenbereich natürlich auch. Also wenn ich keine Information habe, keine Messdaten habe, ist es natürlich auch schwierig, Verbesserungspotenziale abzuleiten. Das heißt, wir haben da so ein zweigespaltenes oder zwiegespaltenes Vorgehen. Die eine Seite, wenn der Kunde noch keinerlei Sensoren verbaut hat, haben wir natürlich das ingenieurtechnische Know-how, Messkonzepte zu erarbeiten, die richtigen Sensoren auszuwählen und diese dann auch mit Partnerunternehmen zu installieren, das heißt, Wir bauen da ein konkretes Messkonzept auf, wie man mit möglichst wenig Messtechnik, diesen Bereich oder den Energieträger Druckluft möglichst transparent darstellen kann, übertragen diese Daten über Mobilfunk, wir haben da einen kleinen Datenlog entwickelt, das heißt, wir müssen auch in keine Gebäudeleittechnik, WLAN oder sonstige Netze beim Kunden eindringen, und können diese Daten dann auswerten. Wenn der Kunde aber schon ein Energiemanagementsystem installiert hat, Stromverbräuche oder sonstige druckluftrelevanten Daten aufnimmt, haben wir sogenannte APIs, also Software-Schnittstellen zu diesen Energiemanagementsystemen und können uns diese Daten softwareseitig abgreifen. Und dahinter haben wir eine KI basierte Software, die diese Daten automatisiert auswertet und konkrete Handlungsempfehlungen ableitet. Das heißt, wir merken, es fehlt immer mehr an druckluftspezifischen Know-how in den Unternehmen, es gehen immer mehr Experten in diesem Bereich in Rente, generell werden die Leute immer älter und die Jungen haben jetzt nicht unbedingt immer das druckluftspezifische Know-how beziehungsweise auch das spezifische Know-how, um Daten so aufzubereiten, dass ich Maßnahmen oder Potenziale direkt ableiten kann. Und da sehen wir uns als kompetenten Ansprechpartner, um unseren Kunden genau dabei zu unterstützen und dann noch nachher in die Umsetzung zu gehen.
strong>Götz Müller: Ich vermute mal da, da steckt halt auch dieser, ja, dieser Fluch des normalen … Man kauft sich halt einen Kompressor, wenn man Druckluft braucht, man geht zu seinem Sanitärinstallateur, der einem ein paar Rohre, das muss nicht mal so, das ist nicht mal so schwierig, in Anführungszeichen, wie eine Gasleitung, weil es ist ja nicht gefährlich. Das heißt, man kehrt gerne vielleicht ganz schnell Dinge unter den Tisch und realisiert überhaupt nicht das, was du angedeutet hast, was dann da versteckt dahintersteckt.
Dominik Wahl: Ja, und vor allem, was man auch noch dazu sagen muss, die meisten Unternehmen, gerade mittelständische Unternehmen hier in der Region Stuttgart, sind gewachsene Unternehmen. Die meisten Produktionsunternehmen, die gibt es seit 40, 50 Jahren aufwärts, das heißt, es wurde damals beim Bau der Halle das Kompressorsystem ausgelegt und immer wieder erweitert. Das heißt, man hat tausende Schnittstellen, Überlagerungen und Sonstiges in den Unternehmen und da muss man natürlich schauen: Passt meine Planung von damals zu meinem Verbrauch von heute überhaupt noch? Und da muss man einfach, wie gesagt, Transparenz reinbekommen, Daten aufnehmen und sich das einfach mal alles detailliert anschauen.
strong>Götz Müller: Ja, und ich glaube, also dieses gewachsen kann ich mir sehr gut vorstellen. Wenn ich mir jetzt als Elektroingenieur mir vorstelle, wie einfach es ist, im Grunde ein Kabel zu legen. Da schleicht mir jetzt keine Energie, hoffentlich, davon und ich könnte mir vorstellen, dass es bei der Druckluft durchaus ähnlich ist. Man ruft halt ja sein Sanitärinstallateur an und sagt: „Hey, mach mir da hinten noch was hin.“ Ich denke, dieses gewachsene Thema, wenn man jetzt mal von einer Erweiterung im Elektrobereich ausgeht, dann ist das ähnlich einfach wahrscheinlich wie im Druckluftbereich, nur dass die Konsequenzen halt verdammt viel größer sind.
Dominik Wahl: Ja, auf jeden Fall. Und vor allem, das hat nachher natürlich auch Auswirkungen auf mein Druckniveau. Also viele Unternehmen fahren einfach mit dem klassischen 7-Bar-Drucknetz. Wenn ich jetzt aber am Ende von meiner Produktion zum Beispiel eine Sandstrahlmaschine oder eine Sandstrahlkabine installiere, ohne mir jetzt genau Überlegungen zu machen, was das für Auswirkungen hat, habe ich natürlich ein riesen Problem, weil das Sandstrahlkabine zieht enorm viel Druckluft. Wenn ich die am Ende meiner Produktion installiere, zieht die mir so viel Druckluft, dass ich vorne nicht mehr 7 Bar reinpumpen muss, sondern eher 8 oder 9 Bar und habe dadurch natürlich auch wieder einen enormen Energieverlust. Das heißt, gerade bei den gewachsenen Unternehmen muss man sich schon überlegen, wo hole ich mir die Druckluft her, welche Maschinen installiere ich wo und man braucht eben ein gesamtheitliches Druckluftkonzept, dass man das dann natürlich nachher auch effizient darstellen kann.
strong>Götz Müller: Jetzt hast du den Begriff KI ganz am Anfang mal erwähnt und da möchte ich ein bisschen tiefer reingehen. Ich glaube, das macht das Thema eben so interessant, auch einerseits mit so etwas, ich nenne es mal profanem wie eine Druckluft umzugehen, und da jetzt sowas Hightech, also dann doch Rocket Science, wie eine KI drauf loszulassen und vielleicht auch da den Zuhörern noch ein bisschen Gefühl zu geben, wie, ja bisschen übertrieben ausgedrückt, wie passt das jetzt plötzlich zusammen?
Dominik Wahl: Ja, ich finde KI ist ja erstmal ein gutes Buzzword, womit man in der heutigen Zeit viele Leute abholt, aber was steckt da dahinter? Wir haben seit Anfang letzten Jahres, seit Februar 2023, ein Forschungsprojekt, ein Invest-BW-Projekt, ein sogenanntes, mit der Universität Stuttgart zusammen. Das Fördervolumen ist knapp eine halbe Millionen Euro und wir forschen in zwei Jahren an KI-Algorithmen, die wir in dem Bereich Druckluft anwenden können. Das heißt, die Universität Stuttgart bringt das spezialisierte Know-how in der Datenaufbereitung, in den KI-Modellen mit und wir bringen die Praxiserfahrung aus dem Bereich Druckluft mit, weil wir sehen Druckluft einfach als Chance oder mehr als Chance wie als Risiko. KI ist ein absoluter Megatrend. Mein Opa hat immer gesagt: „Entweder du gehst mit der Zeit oder du gehst mit der Zeit.“ Und für uns ist natürlich wichtig, dass wir mit der Zeit gehen und sozusagen auch diese Technologie nutzen, für uns nutzen und schauen, wie wir die richtig einsetzen können. Und wir haben da schon die ersten sehr guten positiven Ergebnisse bekommen, zum Beispiel den Leakwatch, wie wir ihn nennen. Das ist ein KI-Modell, mit dem man Leckagen beziehungsweise Grundverbräuche automatisiert erkennen kann. Das heißt, wir nehmen Volumenstromwerte oder Werte von den Kompressoren, also die Leistungswerte, und können automatisiert Leckagen erkennen und diese als Kennzahl darstellen. Wenn die ja Druckluft-Kennzahl oder Leckage-Kennzahl über einen bestimmten Wert geht oder plötzlich enorm ansteigt, bekommen unsere Kunden eine automatisierte SMS- oder E-Mail-Benachrichtigung, dass jetzt wieder irgendwas aufgetreten ist und ihr dann noch mal im Detail nachschauen müsst. Das heißt, wir nutzen diese KI einfach, um Leckagen automatisiert zu erkennen, was aktuell einfach ein Riesenaufwand ist. Also aktuell macht man das zum Beispiel mit einem Leckage-Ortungsgerät. Dieses Ortungsgerät funktioniert über Ultraschall. Das heißt, ich laufe meine ganzen Leitungen ab in einem bestimmten Intervall und kann dann meine Leckagen zielgenau orten, ich kann sie bewerten und nachher im Endeffekt markieren und diese Stellen beheben. Aber aktuell wird es einmal im Jahr vor Weihnachten zum Beispiel durchgeführt oder einmal im Monat, also in einem bestimmten Intervall, und ist natürlich ein Riesenaufwand. Wenn ich jetzt über eine Software mir natürlich feststellen lassen kann, wie hoch meine Leckage-Rate ist und mir das automatisiert erstellen lassen kann, dann kann ich dahinter natürlich auch eine Funktion verknüpfen. Eine Leckage-Ortung kostet mich x Euro, ich habe jetzt aber y Leckagen, das heißt es macht jetzt wieder Sinn loszugehen und diese Leckagen zu orten.
strong>Götz Müller: Also im Kern höre ich raus, vor allen Dingen eben eine der großen Stärken von KI, Mustererkennung, wo halt der Mensch einfach aufgrund seines dann doch etwas eingeschränkten Rechenvermögens, was die Geschwindigkeit angeht, nicht mithalten kann, so wie man es jetzt zum Beispiel auch aus diagnostischen Bewertungen kennt.
Dominik Wahl: Auf jeden Fall. Also du kannst dir das mal so vorstellen, wenn wir 10 Sensoren installieren, diese in Minutenintervallen Daten an meinen Server, an meine Infrastruktur schicken und ich jetzt mal Daten von einem Monat habe, was da zusammenkommt. Also wenn du das alles mit Excel bearbeiten musst, ich glaube, da wird mir schon ein bisschen verrückt dabei und weiß gar nicht, was man da alles machen soll, weil einfach viel zu viele Daten vorhanden sind. Und genau da kommt die KI-Software natürlich ins Spiel, dass wir diese Daten also wirklich einfach auswerten und verständlich darstellen. Ich glaube, das ist das Wichtige, heute möchte sich keiner mehr mit ewigen Excel-Tabellen oder Datenauswertungen beschäftigen, da bin ich auch ein Fan davon, nicht über Probleme zu reden, sondern über Lösungen. Genau diese Lösungen, diese Maßnahmen, die schlagen wir vor und helfen unseren Kunden dabei, nachher auch die umzusetzen, also dass man eine wirkliche Verbesserung hat und Energie einsparen kann.
strong>Götz Müller: Ja, gibt es jetzt irgendetwas, wo man sagen kann, eben auch wieder noch mal im Sinne des Auslösers? Was sind so typische, ja, Triggerpunkte, auf die man vielleicht achtet, wenn man in dem Thema noch gar nicht drin ist, wo man sagt, hm, da sollten wir vielleicht mal hingucken?
Dominik Wahl: Ja, also das sind alle beweglichen Teile sozusagen. Also bei den ganzen Schläuchen, die Schläuche, die rutschen natürlich relativ einfach von den Schnellkupplungen ab … das heißt, ich habe hier Undichtigkeiten, verdreckte Schläuche, gerade wenn meine Luft ölbehaftet ist, werden die Schläuche irgendwann porös, hart und werden undicht und vor allem, was noch so ein sehr, sehr wichtige Punkt ist, was wir aktuell merken, was jetzt nicht unbedingt die Energie betrifft, sondern die Qualität der Druckluft, also die kann man über einen sogenannten Drucktaupunkt darstellen. Das heißt, der Drucktaupunkt gibt an, ab wie viel Grad meine Luft kondensiert und wenn du dir jetzt vorstellst, dass du Wasser in den Leitungen hast, das mit 7 Bar durch die Druckluftleitungen schießt, das macht mir dann natürlich in den Leitungen alle Ventile oder Steuerung oder sonstige Sachen kaputt, Maschinen kaputt, und habe da dann nachher enorme Kosten. Das heißt, das sollte man schon schauen, dass die Druckluftqualität sauber passt und vor allem, wenn man auch … zum Beispiel haben wir viele Kunden, die Außenleitungen haben, wenn ich jetzt mit einem Drucktaupunkt von drei Grad fahre, passt das für meine Produktion, wenn ich aber Außenleitungen habe, gerade diesen Winter, war es schon zum Teil relativ kalt. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass es im Winter unter drei Grad hat, ist sehr hoch. Das heißt, in diesem Fall würden an der anderen Produktionsseite oder in der anderen Hallenseite Wassertropfen ankommen, die mir meine Maschinen kaputt machen. Das heißt, hier ist einfach wichtig, dass man einfach generell sich a) mit dem Thema Druckluft mal beschäftigt und nicht nur davon ausgeht, dass es nur Luft ist, sondern dass es wirklich ein teurer Energieträger ist und ganz viele Stellen, die Undichtigkeiten, das merkt mir einfach. Ich glaube, hier ist immer das Wichtige, dass man oder ich sage mal so, das beste Energiemanagement ist eigentlich seine Mitarbeiter sauber zu schulen, dass die da sensibilisiert sind, weil die arbeiten täglich mit den Druckluftschläuchen, mit den Maschinen, denen fällt dann schon auf, dass man hier enorme Leckagen und Punkte hat. Wenn man sie sonst sensibilisiert und sagt „Schaut mal, diese Leckage hier, das kostet mich jetzt zum Beispiel 1000€ aufs Jahr hoch gesehen, melde das doch bitte oder beheb es einfach gleich“, weil an den meisten Stellen ist es einfach wirklich eine Rohrschelle noch mal festziehen oder einen Schlauch austauschen, eine Druckluftpistole austauschen. Ich sage mal so, das sind eigentlich so die größten Punkte, oder die größten oder die häufig auftretenden Maßnahmen.
strong>Götz Müller: Und dann glaube ich eben, kann es durchaus auch hilfreich sein, wie du es gerade erwähnt hast, eben dieses Bewusstsein bei den Mitarbeitern zu schärfen, weil im Vergleich jetzt, mir ging dann bei der Erzählung jetzt so Dinge wie Total Productive Maintenance, also dass ich halt vorausschauende Wartung mache, da gucke ich halt zum Beispiel, steht irgendwo Öl unter der Maschine, tropft es irgendwo, habe ich irgendwo einen Ölsee oder vergleichbare Dinge beziehungsweise ich schmiere halt regelmäßig und auch da wieder, glaube ich, eben dieser Aspekt: Ja, Luft ist halt einfach da und wenn sie da ist, wo sie nicht sein sollte, also irgendwo rauspfeift, dann höre ich es vielleicht, aber sie lässt halt nicht diese, sie hinterlässt nicht diese dauerhaften Spuren wie irgendwie eine undichte Ölleitung.
Dominik Wahl: Ganz, ganz genau und vor allem, wenn man Kältetrockner in dem Fall Druckttaupunkt zum Beispiel ausfällt, das bemerke ich erst, wenn irgendwo in meiner Produktion Wasser aus der Druckluftleitung rauskommt. Das heißt, in dem Moment ist es einfach schon viel zu spät, weil ich Wasser in meinem Netz habe und dieses Wasser wieder aus dem Netz rauszubekommen, ist sehr aufwändig, sehr kompliziert und vor allem, wenn ich noch alte Stahlleitungen habe, das rostet dann natürlich irgendwann, wenn ich da Feuchtigkeit in meinen Leitungen habe und dann habe ich das Problem von Flugrost. Das heißt, ich habe kleine Rostpartikel, die durch mein ganzes Netz fliegen und in die Maschinen gelangen. Und wenn ich jetzt ganz feine Prozesse habe, stört es natürlich beziehungsweise macht auch Maschinen kaputt. Also da sollte man schon schauen, das ist ein Riesenhebel, was wir gerade in der letzten Zeit auch merken, dass es speziell hier im Bereich Drucktaupunkt beziehungsweise Restfeuchtigkeit in der Luft viel Optimierungspotenzial gibt.
strong>Götz Müller: Ja, und dann wird es unter Umständen absurd im Sinne von, ich habe die Druckluftpistole, um den Dreck wegzublasen und blase eigentlich eher noch zusätzlichen Dreck hin beziehungsweise einen Dreck hin, den ich halt so nicht wahrnehme, der aber je nachdem, was ich da mache, unterm Stück ganz blöde Auswirkungen haben kann.
Dominik Wahl: Auf jeden Fall und vor allem, bestes Beispiel, wir waren letztes Jahr mit einem 3D-Druck-Dienstleister im Austausch, da hat der Kompressor mal Öl in die Druckluft geblasen, der Kältetrockner konnte das nicht sauber fangen und hat dann zwei optische Elemente in einem 3D-Drucker zerstört. Jedes optisches Element hat, ich glaube, 125 000 Euro gekostet, das heißt durch ein minimalen kleinen Ölpartikel im Druckluftnetz hatte der mal kurz einen Schaden von 250 000 Euro und das ist natürlich schon ein riesen Punkt, was man natürlich auf jeden Fall verhindern sollte.
strong>Götz Müller: Ja, Dominik, ich fand das jetzt eine, da wiederhole ich mich jedes Mal und ich wiederhole mich in der Wiederholung, unheimlich spannende Unterhaltung über, ja, eine einerseits fast Trivialität, ohne das in irgendeiner Form schmälern zu wollen, weil es halt nur Luft ist, aber da viel mehr dahintersteckt und halt nicht so im Grunde auch einfach nicht greifbar ist im Vergleich zu vielen anderen Dingen. Deshalb danke ich dir sehr für deine Zeit.
Dominik Wahl: Ja, vielen Dank für die Einladung. Ich hoffe, ich konnte das Thema Druckluft, Energie sparen deinen Zuhörern und dir ein bisschen besser näherbringen und freue mich, wenn wir weiter in Kontakt bleiben.
strong>Götz Müller: Da bin ich ganz sicher.
Dominik Wahl: Vielen Dank.
Götz Müller: Das war die heutige Episode im Gespräch mit Dominik Wahl zum Thema Energiemanagementprozesse. Notizen und Links zur Episode finden Sie auf meiner Website unter dem Stichwort 341.
Wenn Ihnen die Folge gefallen hat, freue ich mich über Ihre Bewertung bei Apple Podcasts. Sie geben damit auch anderen Lean-Interessierten die Chance, den Podcast zu entdecken.
Ich bin Götz Müller und das war Kaizen to go. Vielen Dank fürs Zuhören und Ihr Interesse. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit bis zur nächsten Episode. Und denken Sie immer daran, bei allem was Sie tun oder lassen, das Leben ist viel zu kurz, um es mit Verschwendung zu verbringen.
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