Logische Ebenen sind hierarchisch angeordnete Stufen des Denkens, die in wechselseitiger Beeinflussung stehen. Eine bestimmte Ebene strukturiert die Informationen der darunterliegenden Ebenen. Mit den logischen Ebenen wird auch beschrieben, wo Veränderungsarbeit am zweckmäßigsten angesetzt wird. Veränderungen auf einer Ebene ziehen dadurch auch Veränderungen auf den darunterliegenden Ebenen nach sich. Sie können, müssen aber nicht, die darüberliegenden Ebenen verändern. Die Form der Veränderungsarbeit auf den verschiedenen Ebenen ist unterschiedlich.
Logische Ebenen
- VI – Vision & Mission
- V – Identität
- IV – Werte, Glaubenssätze, Filter, Meta-Programme
- III – Fähigkeiten
- II – Verhalten
- I – Kontext
Höherliegende Ebenen steuern die darunterliegenden Ebenen, daher werden Veränderungen in einer Ebene am besten in der darüberliegenden Ebene erreicht. Gleichzeitig können auch Veränderungen auf einer Ebene die höheren Ebenen beeinflussen. Glaubenssätze (IV) über Fähigkeiten (III) beeinflussen das Verhalten (II), und umgekehrt beeinflusst Übung auf der Verhaltensebene die Fähigkeiten und die damit erlebten Glaubenssätze. Idealerweise berücksichtigen also Veränderungsbestrebungen immer alle Ebenen.
Ebene I – Kontext
Alles was ist (Ereignisse, Handlungen usw.), findet in einem spezifischen Kontext / Umfeld statt. Dies ist die Umwelt, die Umgebung, in der sich eine Person befindet. Dieses Umfeld hat sowohl zeitliche als auch räumliche Aspekte, die sinnlich erfahrbar sind. Die zugrundeliegende Fragestellung ist nach dem „Wo?“.
Bezogen auf den KVP sind folgende Punkte wichtig:
- Verbesserung findet immer vor Ort statt (japan.: Gemba), im Wertstrom bei der Wertschöpfung bzw. den Verschwendungen
- Alle Bereiche, d.h. alle Geschäftsprozesse sind verbesserungsfähig: Produktion, Entwicklung, Vertrieb, Einkauf, Kundendienst, um nur ein paar zu nennen.
- Fokussierung auf die Kunden (extern und intern).
Ebene II – Verhalten
In dieser Ebene geht es um das Verhalten von Menschen, um deren von außen (mit den Sinnen) beobachtbare Handlungen, Aktionen/Reaktionen. Dazu gehört auch die Wortwahl, Gestik, Mimik, Motorik, Atmung. Die Fragestellung ist „Was?“ bzw. „Was genau?“ und wird in Sätzen ohne Hilfsverben bzw. mit den Hilfsverben „machen“ und „tun“ beschrieben.
Im Lean Management sind bestimmte Verhaltensformen entscheidend:
- Qualitätsorientierte und konsequente Einhaltung von Standards in den Prozessen, wie auch auf der Meta-Ebene im Verbesserungsprozess
- Kontinuierliche Verbesserung aus der Sicht der internen und externen Kunden
- Maximale Delegation der Verbesserungsarbeit auf die unterste mögliche Ebene. Dies kommt beispielsweise dadurch zum Ausdruck, dass der Mitarbeiter am Band dieses stoppen kann (Stichwort „Andon“).
- Die Produktion (auch im übertragenen Sinn) orientiert sich am Bedarf.
Ebene III – Fähigkeiten
Auf der Ebene der Fähigkeiten sind das erste Mal äußerlich nicht erkennbare (d.h. nicht ohne Mitwirkung des Beobachteten), innere Prozesse im Spiel. Fähigkeiten sind kognitive (Denken) und emotionale Prozesse (Fühlen), die eine Person durchläuft, damit ein bestimmtes Verhalten möglich wird. Beschrieben werden Fähigkeiten durch das Hilfsverb „können“ und „haben“, letzteres zusammen mit Nominalisierungen (z.B. Mut, Angst, Kenntnisse und eben Fähigkeiten). Die zugehörige Fragestellung ist das „Wie?“.
Bezogen auf Lean Moderatoren kommen die Fähigkeiten zum Ausdruck
- durch ein ausgewogenes Verhältnis von Prozess- und Ergebnisorientierung
- die Zusammenarbeit in Teams (innerhalb der Prozesse und der Verbesserung)
- die intensive und zielgerichtete Kommunikation mit allen Beteiligten
- Mitarbeiterorientierte Führung und Weiterbildung
Die Fähigkeiten der Beteiligten und die optimale Nutzung im Rahmen der Prozesse machen einen großen Anteil am Erfolg und Ergebnis aus. Es liegt in der Verantwortung des Moderators oder des Prozesseigentümers, zwischen Fähigkeiten und Bereitschaft der Beteiligten zu differenzieren und die unterschiedlichen Defizite geeignet anzugehen. Durch unterschiedliche Reifegrade der Beteiligten kann es zu Entwicklungskonflikten zwischen Mitarbeitern untereinander, zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten und zwischen den Beteiligten und dem Moderator kommen.
Fähigkeiten einer Person können teilweise an ihrem Verhalten festgemacht werden. Darüber hinaus ist die Kommunikation ein zentrales Mittel, um durch die Äußerungen Rückschlüsse auf die inneren Prozesse zu ermöglichen und damit Fähigkeiten einzuschätzen.
– Albert Einstein
Ebene IV – Werte, Glaubenssätze, Filter, Meta-Programme
Auf der Ebene der Werte, Glaubenssätze, Filter und Meta-Programme werden die Fähigkeiten gesteuert, die Menschen einsetzen. Schlussendlich wird dadurch auch das Verhalten beeinflusst. Die Steuerung in dieser Ebene geschieht zu einem sehr großen Teil unbewusst. Vorhandene Fähigkeiten eines Menschen kommen nur zum Einsatz, wenn seine Werte und Glaubenssätze dies zulassen.
Die genannten Mechanismen der Ebene IV beeinflussen die unbewusste Wahrnehmung eines Menschen, noch bevor er sich dessen bewusst wird.
Ebenso wie Werte haben auch die Glaubenssätze und resultierende Glaubenssysteme tiefgreifenden Einfluss auf die Handlungen und Fähigkeiten der Beteiligten. Sie bilden Entscheidungskriterien und Maßstäbe, Überzeugungen, Leitideen und letztlich die Motivatoren.
Zur Erkennung von Werten, Glaubenssätzen, Filter, und Meta-Programmen können Fragen gestellt werden wie „Wofür?“, „Was ist wichtig?“, „Warum?“, „Worauf achtest Du?“, „Was bringt es Ihnen?“ In der betreffenden Kommunikation werden Hilfsverben verwendet wie „wollen“, „müssen“, „sollen“, „dürfen“, „mögen”.
Zentrale Glaubenssätze und Werte im Lean Management sind:
- Menschen (nicht nur Mitarbeiter) und der Respekt für sie stehen mit an oberster Stelle – jeder Mitarbeiter ist wichtig, immer. Bei Toyota kommt dies in der schon genannten Aussage zum Ausdruck: „Wir entwickeln keine Autos. Wir entwickeln Menschen, die Autos bauen.“
- Qualität kommt vor Gewinn
- Alles kann verbessert werden, Verbesserung endet nie
- Verbesserungen können ständig stattfinden („daily kaizen“)
- Ziele werden nur gemeinsam erreicht (Zielentfaltungsprozess „hoshin kanri“), über alle Ebenen
Ebene V – Identität
Natürlich haben alle Beteiligten ein mehr oder weniger bewusstes Verständnis für die Identität ihrer Person. Im Unternehmen und damit in den dort ablaufenden Prozessen mit entstehenden Veränderungen nehmen die Rollen der Beteiligten entscheidenden Platz ein. Nicht-Berücksichtigung dieser Rollen kann sehr schnell und heftig zu Machtkonflikten führen, speziell bei und mit beteiligten Führungskräften, deren Einfluss und Selbstverständnis von Prozessen und resultierenden Veränderungen betroffen sind. Diese Konflikte können durch die verfügbare Macht entscheidenden Einfluss auf Erfolg und Ergebnisse der Veränderungen haben. Dabei müssen auch informelle Führungspersönlichkeiten mit ihrer Identität berücksichtigt werden.
Fragestellungen zur Erkundung der Identität sind „Wer bist Du?“ oder Vergleichsfragen nach „Wie wer?“. Die Antwort und Aussagen sind dann oft mit dem Hilfsverb „sein“ verbunden.
Identitätsaspekte manifestieren sich im Selbstverständnis eines Unternehmens und in den kulturellen Leitbildern, die dort gelebt werden. Nachhaltig erfolgreiche Unternehmen und deren Mitarbeiter leben diese Aspekte täglich.
Ebene VI – Vision & Mission
Diese Ebene geht weit über die einzelne Person hinaus und umfasst mindestens das gesamte Unternehmen, in der Regel auch die Einbindung in die Gesellschaft, die Volkswirtschaft bis hin zur Weltwirtschaft bzw. Menschheitsaspekte.
Auf dieser Ebene gilt es vor allem zu berücksichtigen, inwieweit die Beteiligten sich als Teil des Unternehmens verstehen oder sich im anderen Extremfall bereits in der inneren Kündigung befinden. Unter diesen Aspekten muss auch auf dieser Ebene wie den Ebenen darunter der Einfluss einzelner Beteiligter (Meinungsführer) auf andere berücksichtigt werden.
Hier geht es um die „großen Fragen“ im Leben: „Warum leben wir?“, „Warum sind wir hier?“, „Was ist der Sinn des Lebens?“.
Aus diesem Grund wird diese Ebene hier auch eher knapp behandelt, da der Fokus weit über Prozesse und das Unternehmen hinausgeht. Die Mitarbeiter sind das höchste Gut des Unternehmens. Darüber hinaus trägt das Unternehmen auch soziale und ökologische Verantwortung (Stichwort Corporate Social Responsibility).
Die Logischen Ebenen lassen sich auf Menschen, aber auch auf Organisation bzw. im allgemeinen auf Systeme anwenden. Sie erzeugen mehr Verständnis für Verhalten bei Veränderungen und tiefliegende kulturelle Prägungen.
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