KVP – eine Frage der Demut

Demut

Zu diesem Artikel hat mich der TED-Beitrag von Adam Grant inspiriert, in dem er demütige und narzisstische Führung gegenüberstellt. Er beschreibt am Beispiel von Mannschaftssportarten die Situation, dass Mannschaften weniger erfolgreich sind, wenn eine bestimmte Anzahl von Starspielern in der Mannschaft überschritten wird. Er spricht diesen Spieler eine gewisse narzisstische Grundeinstellung zu, die dazu führt, dass sie mehr auf sich selbst und ihren Erfolg schauen, statt den Erfolg der Mannschaft insgesamt im Auge zu haben.

Demütige Spieler dagegen stellen ihre gesamte Leistung in den Dienst der Mannschaft und tragen damit stärker zum Erfolg bei, auch wenn dabei die von ihnen gemachten Punkte oder Tore eher unterdurchschnittlich sind. Letztlich kann keiner der Starspieler ein Spiel alleine gewinnen.

Ähnliches gilt in meinen Augen auch für die Leistung eines Unternehmens im Allgemeinen und für den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Speziellen. Die gesamte Leistungserbringung sollte dem Nutzen eines Kunden dienen, ebenso wie die Verbesserungsarbeit nicht alleine von wenigen (Führungskräften) erbracht werden kann, sondern um so wirksamer ist, je mehr (Mitarbeiter) sich dafür engagieren.

In beiden Bereichen spielen Führungskräfte und deren Einstellung zur eigenen Leistung ein ganz entscheidende Rolle. Sind diese zu dominant in ihrem Führungsverhalten besteht einerseits die Gefahr, dass deren zugeordnete Mitarbeiter ihr Potenzial nicht nutzen können (weil es auch oft nicht gefragt ist). Andererseits besteht die Gefahr, dass einer Teil der Führungsenergie darauf ver(sch)wendet wird, selbst gut „dazustehen“, statt die Mitarbeiter zu befähigen, ihre Fähigkeiten einzubringen und weiterzuentwickeln.

„Sei überaus demütig, denn das Ende des Menschen ist der Wurm.“

– aus dem Talmud

Führungskräfte (und Unternehmer), die dieser Tendenz anheimfallen, sind hier auf die Grundphilosophie des Job Relations Training aus dem TWI (Training Within Industry) verwiesen, wo schon vor über 80 Jahren erkannt wurde, das Ergebnisse nur durch die Menschen erzielt werden und diese es verdienen, als Individuen behandelt zu werden.

Dazu gehört dann in meinen Augen auch, dass ich mich mit ihren Beiträgen und Bedürfnissen beschäftige, diese wertschätze und erkenne, dass der eigene Wissenshorizont beschränkt ist und es immer darum geht, diesen zu erweitern und anderen Menschen die gleiche Möglichkeit der Entwicklung gebe.

Es heißt aber auch, dass ich dabei nicht der Bevormundung anderer verfallen darf und glaube zu wissen und entscheiden zu können, was gut für sie ist.

Am wichtigsten dabei ist, diesen schmalen Grat zwischen Respekt und Bevormundung, Herausforderung und Überforderung zu erkennen und den resultierenden Balanceakt anzunehmen, sich selbst, das eigene Wissen, dessen Beschränktheit und den Umgang mit daraus resultierenden Situationen laufend zu hinterfragen.

Meiner Meinung nach ist Demut dabei der einzige Weg und Zustand, der dies anhaltend ermöglicht, ohne zu glauben, einen finalen Zustand erreicht zu haben, von dem aus es nur noch bergabgehen kann. Wo die Aussage zum einzigen Weg und Zustand schon wieder die Gefahr birgt, den aufgezeigten Pfad zu verlassen und die eigenen Möglichkeiten und die anderer in der Folge einzuschränken.

Frage: Welche Rolle spielt Demut in Ihrem Unternehmen und im KVP? Wo ordnen Sie sich selbst ein? Welche Chancen könnten sich daraus ergeben?

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