KVP – eine Frage der Rhetorik (?)

Rhetorik

Was hat der KVP mit Rhetorik zu tun, werden Sie sich jetzt viel­leicht fragen und speku­lieren, dass es unter Umständen etwas mit der Kommuni­kation der Führungs­kräfte auf sich hat. Ich will jetzt nicht schon zu Beginn des Artikels weiter im Unklaren lassen und auf die Folter spannen. Der Zusammen­hang ist dann doch ein ganz anderer, als Sie viel­leicht erwartet haben.

Der eine oder andere Leser, der mich persön­lich kennt oder mal mein Profil besucht hat, weiß, dass ich mich seit vielen Jahren bei den Toast­masters (einer welt­weiten Non-Profit-Organi­sation zur Förderung von Kommuni­kation und Führung) engagiere. Da ich außerdem ein Fan von (metapho­rischen) Vergleichen bin und gerne Konzepte aus einer Welt in eine andere über­trage, hatte ich aktuell den Gedanken, dass sich viele Details des Toast­masters-Prinzip auf auf den KVP über­tragen lassen. Dabei geht es mir nicht um die inhalt­lichen Aspekte, sondern um die Über­tragung erfolg­reicher Prinzi­pien der Ausbil­dung und Weiter­entwick­lung der Mit­glieder der Toastmasters-Organi­sation.

Dabei will ich mich auf drei Bestand­teile konzen­trieren, für die es große Gemein­sam­keiten gibt und die in beiden Welten hilf­reich sind, um die Menschen in dem spezi­fischen Umfeld zu unter­stützen.

  1. Vorbilder
  2. Unterstützung
  3. Prozess

1. Vorbilder

Anders als ein Volks­hoch­schul­kurs bzgl. Rhetorik oder ein normales Rhetorik-(Wochenend-) Seminar setzen sich die Toastmaster-Klubs aus Menschen mit ganz unter­schied­lichen Niveaus zusammen. Das hat etwas mit dem persön­lichen Hinter­grund der Mit­glieder zu tun, aber auch ganz einfach mit der Dauer der Zuge­hörig­keit. Der große Vorteil, der sich daraus ergibt, ist, dass Neumit­glieder aber auch bestehende, lang­jährige Mit­glieder immer ein geeignetes Vorbild finden, an dem sie sich orien­tieren können. Dieses Vorbild ist dann gerade so weit entfernt (in der Entwick­lung), dass es ein mögliches Ziel darstellt, ohne den Anschein der Uner­reich­bar­keit zu erwecken. Die Mit­glieder können auch erkennen, dass diese Ziel­personen selbst eine Entwick­lung durch­laufen und diese Entwick­lung auf sich selbst abbilden.

Im KVP bzw. bei dessen Einfüh­rung und Umsetzung sind ähnliche Effekte nützlich. Es ist auch hier wert­voll, die Entwick­lung anderer Abtei­lungen oder Unter­nehmen beobach­ten zu können und zu erkennen, dass alle mal „klein“ ange­fangen haben und nicht von 0 auf 100 dort ange­kommen sind, wo sie heute stehen. Des­halb ist es wichtig, sich im Unter­nehmen aber auch darüber hinaus über Entwick­lungen, Erfolge und Heraus­forde­rungen auszu­tauschen. Die modernen Medien aber auch die klas­sisch gedruckte Lite­ratur bieten dazu viel­fältige Gelegen­heiten.

2. Unterstützung

Ein ganz wichtiger Anteil an der Weiter­entwick­lung der Toastmaster-Mit­glieder nimmt die Unter­stützung der Mitglieder unter­einander und von außen ein. Die Unter­stützung unter­einander lebt durch ein Mentoring-Konzept, bei dem erfah­rene Mitglieder „jüngere“ Mitglieder bei deren Entwick­lung begleiten. die Unterstützung in dieser Richtung ist dabei ziem­lich offen­sicht­lich, aber auch in der anderen Rich­tung profi­tiert der Mentor davon, wenn der andere unter­stützen kann, weil er sich damit selbst in seinen Kompe­tenzen weiter­ent­wickelt. Äußere Unter­stützung ergibt sich innerhalb der Organi­sation, wenn die lokalen Klubs durch Vertreter der zugrunde­liegenden Organi­sation (bei über 300.000 Mit­gliedern in über 14.500 Klubs in 126 Ländern ist da schon „etwas“ not­wendig ;-) besucht werden und durch einen externen Blick auf eigenen blinden Flecken unter­stützt werden. Umgekehrt ergeben sich für die Mitglieder rund um den Globus Gelegen­heiten Klubs und Treffen zu besuchen und dort immer auf Menschen zu treffen,

Vergleichbare Ansätze sind auch im KVP möglich. Auch besteht inner­halb der Coaching-Kata die Unter­stützung der Mitarbeiter durch deren Führungs­kräfte und darüber hinaus die Unter­stützung der Führungs­kräfte durch das Coach-Coach-Konzept, bei dem entweder durch Rollen­tausch oder gegen­seitige Begleitung und Feedback die gemeinsame Weiter­entwicklung gefördert wird. Externe Ein­blicke und entspre­chende Impulse von außen sind darüber hinaus durch erfah­rene Berater und Trainer möglich. Sie sind auch nach der Einführung sinn­voll, um die Weiter­entwick­lung der Personen und der Organi­sation zu unterstützen. Dadurch lassen sich die schon genannten Vorbild-Aspekte noch weiter ausbauen, verbreitern und vertiefen. Im Grunde entsteht auch hier eine Gemein­schaft im Denken und Handeln, die Unter­nehmens­grenzen über­schreitet.

„Die Rhetorik sei also als Fähigkeit definiert, das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen.“

– Aristoteles

3. Prozess

Eine weitere Stärke des Toastmasters „Systems“ ist der Prozess und die Routine, in der die Weiter­entwick­lung der Mitglieder und der Organi­sation stattfindet. Sie können sich vor­stellen, dass in den neunzig Jahren des Bestehens ausgereifte Abläufe bestehen. Diese umfassen nicht nur die regel­mäßigen Treffen, sondern auch das Ausbil­dungs- und Entwick­lungs­programm selbst, ebenso wie die Abläufe zur Planung von Durch­führung von Konfe­renzen und Sitzungen auf den verschie­denen Ebenen der Organi­sation und der Auswahl der ehren­amt­lichen Führungs­kräfte (in dessen Prozess ich aktuell auch invol­viert war).

Ähnliche Systeme finden wir auch im KVP wieder. Das können einer­seits mit den vier Schritten bzw. den fünf Fragen die Ver­besse­rungs- und Coaching-Kata sein, bei der die Routine schon im Begriff Kata vorkommt und anderer­seits auch im Vor­gänger­system TWI (Training Within Industry), aus dem heraus das Lean Manage­ment mit dem PDCA-Zyklus entstanden ist.

Gar nicht aufge­listet habe ich aber die zugrunde­liegende Philo­sophie, Vision und Mission von Toast­masters Interna­tional, die einen ganz entschei­denden Einfluss auf die Kultur der Organi­sation und der Menschen hat und letztlich auch den Antrieb und zentralen Erfolgs­faktor darstellt. Auch hier finden wir bei den im Lean Manage­ment erfolg­reichen Unter­nehmen und Organi­sationen eine vergleich­bar tiefe Verwur­zelung der Verbes­serungs­kultur wieder.

Vielleicht haben Sie meine Begeis­terung für Toast­masters aus diesem Artikel rauslesen können. Sie ist – wenn auch in einer anderen Dimen­sion – mindes­tens so groß, wie für Lean, KVP & Co. Wenn Sie selbst mal ein Treffen besuchen wollen, finden Sie bestimmt auch einen Klub in Ihrer Nähe unter www.toastmasters.org. Oder Sie nehmen einfach Kontakt mit mir auf ;-)

Frage: Welche Vorbilder für den KVP setzen Sie in Ihrem Unter­nehmen ein? Welche Unter­stützung nützen Sie und lassen Sie den Mitar­beitern zukommen? Welchen Prozess verfolgen Sie bei der Weiter­ent­wicklung des KVP und Ihres Unter­nehmens?

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