So wie Entdecker und Erfinder in der Geschichte der Menschheit zur Weiterentwicklung und Erweiterung des menschlichen Horizonts geführt haben, gibt es auch in der Welt des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zwei Arten von Helden – die Problementdecker und die Lösungsfinder. Beide Rollen nehmen in beiden genannten Welten wichtige Funktionen ein, ohne deren Eigenschaften es nicht zu den Fortschritten gekommen wäre.
Dabei können die beiden Rollen erst im Zusammenspiel ihre Stärken ausspielen und in der Summe mehr erreichen als jeder Einzelne alleine, selbst wenn dieses Zusammenspiel direkt gar nicht stattfindet.
Vergleichbare Aspekte gelten auch im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Jede Rolle für sich würde weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Die beiden Rollen benötigen ihren jeweiligen „Gegenspieler“, um die eigenen Fähigkeiten voll ausspielen zu können. Nur gemeinsam ist es möglich, eine Weiterentwicklung zu erreichen.
Der Problementdecker
Problementdecker sind oft Menschen, die den Unterschied zwischen einem Ist- und dem gewünschten Sollzustand wahrnehmen. Sie erkennen Defizite in Produkten, Prozessen oder Situationen. Teilweise suchen sie bewusst danach, oft ist es aber eine Fähigkeit, die sie nicht bewusst nutzen und auch nicht erklären können. Im Neuro-Linguistischen Programmieren spricht man vom Meta-Programm des Gegenbeispielsortierers, teilweise kombiniert mit dem Meta-Programm einer Weg-von-Motivation.
Der Lösungsfinder
Während beim Problementdecker das Defizit im Vordergrund steht, ist es beim Lösungsfinder eben die Suche nach einer (neuen) Lösung für eine Situation, die möglicherweise der Problementdecker aufgezeigt hat. Während der Problementdecker seine Hauptmotivation aus der Aufdeckung des Defizits zieht und dann unter Umständen schlagartig das Interesse verliert, kann sich der Lösungsfinder in die Suche und die Auflösung der defizitären Situation regelrecht verbeißen und erst aufgibt, wenn eine zufriedenstellende Lösung gefunden ist.
– Ralph Waldo Emerson
Der eine oder andere mag sich jetzt fragen, was ist denn mit all den anderen oder einem selbst, wenn man kein Held ist und weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehört? Die Menschheit teilt sich ja auch nicht nur in Entdecker und Erfinder auf.
Sowohl die früheren als auch die aktuellen Entdecker und Erfinder sind auch auf diese dritte (viel größere) Gruppe von Menschen angewiesen – aus zwei Aspekten.
Zum einen bildet diese Gruppe die wichtige Funktion der Unterstützung bei Entdeckungsreisen über unbekannte Ozeane oder fremde Länder (Kolumbus hätte seine Entdeckungsfahrt kaum ohne Mannschaft durchführen können) und Gottlieb Daimler hat auch jemand gebraucht, der nach seinen Zeichnungen gefertigt und die Kutsche auf den Hof geschoben hat. Und selbst über diese Unterstützungsrollen hinaus würden Entdeckungen und Erfindungen in ihren Wirkungen verpuffen, wenn es dann da nicht die große Gruppe der Menschen gäbe, die den Entdeckern nachfolgen oder die Erfindungen nutzen würden.
Ich möchte sogar so weit gehen, dass den Entdeckern und Erfindern möglicherweise ein großer Teil ihrer Motivation fehlen würde, hätten sie nicht – zumindest unbewusst – die Ahnung davon, dass ihre Entdeckungen und Erfindungen anderen Menschen nutzen.
Wichtig ist, dass sich alle Menschen in der Organisation über ihre Rolle bewusst sind und diese im positiven Sinn der Organisation ausüben, ohne in „heldenhaftes“ Gehabe zu verfallen und damit zum Störfaktor werden. Andererseits muss sich auch die Organisation ihrer Helden und deren Wert bewusst sein und mit ihnen pfleglich umgehen, ohne in einer Heldenverehrung zu erstarren. Auch dieser gegenseitige Umgang miteinander ist ein Aspekt, der in die Kategorie „Respect for People“ fällt, nicht von alleine entsteht und Teil der Organisationskultur ist.
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