KVP – eine Frage der Landschaft …

Landschaft

… und nicht der Landkarte. Was soll diese Aus­sage bedeuten? Wie üblich in meinen Artikeln gibt es hierzu mehrere Dimen­sionen, die die Aspekte beschrei­ben, welche Einflüsse die Landschaft auf den Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess ausübt. Diese Einflüsse bewegen sich auf der inhalt­lichen Ebene, also der Verbes­serung einzelner Prozesse selbst, ebenso wie auch der formal-prozedu­ralen Ebene, in der dann wiede­rum der KVP selbst betrach­tet wird, unabhängig von inhalt­lichen Aspekten in der Arbeit an der Verbes­serung einzelner Prozesse.

KVP findet vor Ort statt, also in der Landschaft, nicht auf einer Land­karte, in einem Reise­führer oder ähn­lichem. Auf der Land­karte oder in einem Reise­führer lässt sich vielleicht eine Reise planen, indem Stationen festgelegt und Aufent­halts­orte bestimmt werden. Durchge­führt wird die Reise aber immer in der Landschaft. Dabei müssen dann flexibel aktuelle Situa­tionen berück­sichtigt werden. Da ist viel­leicht eine Straße unbe­fahrbar oder die Straßen­verhält­nisse haben sich verändert. Dann gibt es noch andere Verkehrs­teil­nehmer, deren Ver­halten auf das Fort­kommen Ein­fluss nimmt und von keinem Reise­führer der Welt im Vorfeld berück­sichtigt werden können. Da bauen sich aus unerfind­lichen Gründen Verkehrs­staus auf und Umwelt­bedingungen können Umwege verur­sachen. Da muss dann schon mal ein Reise­plan umge­worfen werden, soll aus der Reise nicht ein Dauer­aufent­halt an einem Ort werden.

Kein Unter­nehmen steht in der selben Landschaft wie ein irgendein anderes. Jedes Unter­nehmen hat für seine spezi­fischen Produkte und Dienst­leis­tungen nicht nur seinen eigenen Prozesse, die es zu verbessern gilt, sondern auch seine eigene Geschichte, seinen eigenen Entwick­lungs­stand, eigene Mitar­beiter, die in ihm wirken und auf das Unter­nehmen einwirken. Aus all diesen Rand­bedingungen bildet sich eine spezi­fische Kultur des Unter­nehmens, die auch auf den KVP ein­wirkt. Diese Wir­kung erfordert es auch in ausrei­chendem Maß bei der Ein­führung und Umsetzung des KVP darauf Rück­sicht zu nehmen. Trotz­dem gibt es große Teile in der Vor­gehens­weise, die bewährt sind und gleich­artig verwendet werden können. Es gelten hier auch große Gemein­sam­keiten zur Vorgehens­weise in Projekt­management-Prozessen, wo zwar die Projekt­inhalte einmalig sind, trotz­dem immer vergleich­bare Abläufe und Vorge­hens­weisen auftreten.

„Der Unterschied zwischen Landschaft und Landschaft ist klein; doch groß ist der Unterschied zwischen den Betrachtern.“

– Ralph Waldo Emerson

Die Landschaft verändert sich laufend. Das gilt nicht nur für die Jahres­zeiten inner­halb des Jahres, sondern auch über meh­rere Jahre hinweg. So wie ein Fluss einer­seits unter Umständen jähr­lich zu einer bestimmten Jahres­zeit über die Ufer tritt, so verändert er auch lang­fristig über Jahre und Jahr­zehnte die Land­schaft, durch die er fließt. Gleiches gilt auch für den konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess, der kleine Ände­rungen in Prozessen und einzelnen Prozess­schritten verur­sacht und andrer­seits das Unter­nehmen und die Men­schen auch lang­fristig verändert. Diese Verände­rungen wiederum werden von jedem anderes wahr­genommen. Hier hat jeder seine eigene Land­karte = Wahr­nehmung und Abbil­dungen der Realität (sofern es so etwas wie Realität überhaupt gibt), die ebenso berück­sichtigt werden sollte, um gemein­sam die beste Ernte einzu­fahren. Wie schon bei der vorigen Dimen­sion gibt es jedoch Gemein­sam­keiten bei allen Unter­schieden, wie es unter­schied­liche Pflanzen gibt, die jedoch alle vergleich­baren Wachs­tums- und Entwick­lungs­zyklen folgen.

Was auf einem Feld wächst und geerntet werden kann, wird durch Art und Umfang der Land­schafts­pflege bestimmt. Wenn nur einmal im Jahr vor den Audits die Unter­lagen zur ISO-Zertifi­zierung aus dem Schrank geholt werden, ist das kein Konti­nuier­licher Verbes­serungs­prozess. Selbst wenn das konti­nuier­lich jedes Jahr passiert ;-) Ein KVP kann auch nicht durch eine Gewalt­maßnahme wie die Rodung eines Walds einge­führt werden. Eine langsam gewachsene Kultur kann zwar einfach zer­stört werden, das bedeutet aber nicht, dass auf dem neuen Feld mit einer mög­licher­weise dünnen Humus­schicht ohne weiteres lang­fristig etwas neues wächst, ohne dass das mindes­tens anfäng­lich sorg­sam gehegt und gepflegt wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der KVP sich zwar mikro­skopisch mit indivi­duellen Themen in den Unter­nehmen beschä­ftigt, makro­skopisch betrach­tet, sich jedoch immer wieder gleicht, unab­hängig von der Land­schaft und Umwelt, in der er gedeiht. Das Wissen um diese Gemein­sam­keiten erlauben es, Vorgehens­weisen einzel­ner Unter­nehmen – erfolg­reich wie auch nicht erfolgreich – zu model­lieren, sie damit zu über­nehmen oder ggf. zu vermeiden und auf jeden Fall daraus zu lernen.

Frage: Auf welchem Boden wächst der KVP in Ihrem Unter­nehmen? Findet eine regel­mäßige Grün­pflege statt? Oder hat man viel­leicht doch den Bock zum Gärtner gemacht?

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