KVP findet vor Ort statt, also in der Landschaft, nicht auf einer Landkarte, in einem Reiseführer oder ähnlichem. Auf der Landkarte oder in einem Reiseführer lässt sich vielleicht eine Reise planen, indem Stationen festgelegt und Aufenthaltsorte bestimmt werden. Durchgeführt wird die Reise aber immer in der Landschaft. Dabei müssen dann flexibel aktuelle Situationen berücksichtigt werden. Da ist vielleicht eine Straße unbefahrbar oder die Straßenverhältnisse haben sich verändert. Dann gibt es noch andere Verkehrsteilnehmer, deren Verhalten auf das Fortkommen Einfluss nimmt und von keinem Reiseführer der Welt im Vorfeld berücksichtigt werden können. Da bauen sich aus unerfindlichen Gründen Verkehrsstaus auf und Umweltbedingungen können Umwege verursachen. Da muss dann schon mal ein Reiseplan umgeworfen werden, soll aus der Reise nicht ein Daueraufenthalt an einem Ort werden.
Kein Unternehmen steht in der selben Landschaft wie ein irgendein anderes. Jedes Unternehmen hat für seine spezifischen Produkte und Dienstleistungen nicht nur seinen eigenen Prozesse, die es zu verbessern gilt, sondern auch seine eigene Geschichte, seinen eigenen Entwicklungsstand, eigene Mitarbeiter, die in ihm wirken und auf das Unternehmen einwirken. Aus all diesen Randbedingungen bildet sich eine spezifische Kultur des Unternehmens, die auch auf den KVP einwirkt. Diese Wirkung erfordert es auch in ausreichendem Maß bei der Einführung und Umsetzung des KVP darauf Rücksicht zu nehmen. Trotzdem gibt es große Teile in der Vorgehensweise, die bewährt sind und gleichartig verwendet werden können. Es gelten hier auch große Gemeinsamkeiten zur Vorgehensweise in Projektmanagement-Prozessen, wo zwar die Projektinhalte einmalig sind, trotzdem immer vergleichbare Abläufe und Vorgehensweisen auftreten.
– Ralph Waldo Emerson
Die Landschaft verändert sich laufend. Das gilt nicht nur für die Jahreszeiten innerhalb des Jahres, sondern auch über mehrere Jahre hinweg. So wie ein Fluss einerseits unter Umständen jährlich zu einer bestimmten Jahreszeit über die Ufer tritt, so verändert er auch langfristig über Jahre und Jahrzehnte die Landschaft, durch die er fließt. Gleiches gilt auch für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der kleine Änderungen in Prozessen und einzelnen Prozessschritten verursacht und andrerseits das Unternehmen und die Menschen auch langfristig verändert. Diese Veränderungen wiederum werden von jedem anderes wahrgenommen. Hier hat jeder seine eigene Landkarte = Wahrnehmung und Abbildungen der Realität (sofern es so etwas wie Realität überhaupt gibt), die ebenso berücksichtigt werden sollte, um gemeinsam die beste Ernte einzufahren. Wie schon bei der vorigen Dimension gibt es jedoch Gemeinsamkeiten bei allen Unterschieden, wie es unterschiedliche Pflanzen gibt, die jedoch alle vergleichbaren Wachstums- und Entwicklungszyklen folgen.
Was auf einem Feld wächst und geerntet werden kann, wird durch Art und Umfang der Landschaftspflege bestimmt. Wenn nur einmal im Jahr vor den Audits die Unterlagen zur ISO-Zertifizierung aus dem Schrank geholt werden, ist das kein Kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Selbst wenn das kontinuierlich jedes Jahr passiert ;-) Ein KVP kann auch nicht durch eine Gewaltmaßnahme wie die Rodung eines Walds eingeführt werden. Eine langsam gewachsene Kultur kann zwar einfach zerstört werden, das bedeutet aber nicht, dass auf dem neuen Feld mit einer möglicherweise dünnen Humusschicht ohne weiteres langfristig etwas neues wächst, ohne dass das mindestens anfänglich sorgsam gehegt und gepflegt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der KVP sich zwar mikroskopisch mit individuellen Themen in den Unternehmen beschäftigt, makroskopisch betrachtet, sich jedoch immer wieder gleicht, unabhängig von der Landschaft und Umwelt, in der er gedeiht. Das Wissen um diese Gemeinsamkeiten erlauben es, Vorgehensweisen einzelner Unternehmen – erfolgreich wie auch nicht erfolgreich – zu modellieren, sie damit zu übernehmen oder ggf. zu vermeiden und auf jeden Fall daraus zu lernen.
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