KVP – keine Frage der Lösung

Lösung

Was denken Sie, hat mich dazu motiviert, die Lösung als Frage für den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu verneinen? Jetzt würde ich Sie gerne mit dieser Frage etwas alleine lassen, bevor ich sie auflöse. Leider ist das im Rahmen eines Blog-Artikels nicht so einfach, außer Sie hören jetzt an dieser Stelle erstmal auf weiterzulesen und denken über diese Meta-Frage nach.

Um Sie noch etwas auf die Folter zu spannen, schreibe ich noch etwas um den heißen Brei um. Welcher Begriff ist mit der Lösung assoziativ sehr eng verknüpft? Ich vermute, Sie sind jetzt ziemlich schnell auf den Begriff des Problems gekommen. Ohne Problem keine Lösung und keine Lösung ohne Problem.

Trotzdem begegnen mir immer wieder Situationen, in denen eine Antwort, also eine Lösung gegeben wird, noch bevor das Problem, das heißt die Frage, wirklich bekannt ist. Damit meine ich jetzt nicht den Klassiker aus „Per Anhalter durch die Galaxis“, bei dem bekanntermaßen 42 die Antwort ist und sich die ganze Serie darum dreht die Frage zur Lösung zu finden.

Gleichzeitig ist diese Situation aber symptomatisch für viele Problemlösungssituationen, bei denen sehr schnell eine Lösung bereitgestellt wird – ich vermeide bewusst hier das Verb suchen in Kombination mit der Lösung – noch bevor das Problem wirklich verstanden wurde.

Aus dieser Vorgehensweise resultieren dann sehr oft weitere Probleme, die mit dem eigentlichen Problem gar nichts zu tun haben. Dabei ist die Situation, dass die Lösung nicht zum Problem passt, sogar noch einer der harmlosen Aspekte.

Viel schlimmer ist beispielsweise, dass Widerstände der Beteiligten entstehen, weil ihnen eine Lösung einfach vor den Latz geknallt wurde. Das kann sogar passieren, obwohl die Lösung sogar zum Problem passt.

„Die meisten Probleme entstehen bei ihrer Lösung.“

– Leonardo da Vinci

Eine Ursache dieser Reaktion kann dabei sein, dass die Beteiligten/Betroffenen die Problemsituation noch gar nicht als solche wahrgenommen und dem zur Folge die Problemsituation und die resultierende Lösung natürlich auch nicht akzeptiert haben. Speziell in Veränderungsprozessen (und darum handelt es sich bei Verbesserungen naturgemäß praktisch immer) kann das bedeuten, dass eine gute, weil genau passende Lösung in ihrer Wirkung verpufft, weil sie einfach pauschal abgelehnt wird.

Die Ablehnung kann auch entstehen, weil die Beteiligten/Betroffenen einfach nicht an der Lösungsfindung beteiligt wurden. Oft wäre allein damit dem alten Klassiker „Betroffene zu Beteiligten machen“ schon genüge getan. Wenn die Lösung erstmal im Raum steht, wird es ganz schnell deutlich schwieriger, weil das Kind unter Umständen schon mit dem Bad ausgeschüttet wurde.

Wie oben angedeutet, ist es auch leicht möglich, dass die Lösung einfach nicht zu Problem passt, weil die beteiligten Personen im Sinne der achten Verschwendungsart (ungenutztes Mitarbeiterpotenzial) nicht in die Lösungsfindung einbezogen wurde.

In meinen Augen entsteht das größte Problem abseits im eigentlichen Problem aber dadurch, dass es leicht möglich ist, dass schon das Problem an sich gar nicht richtig verstanden wurde. Dann ist es im Grunde unmöglich, die richtige Lösung zu finden, weil einfach das Problem ein ganz anderes ist.

Die Wichtigkeit des korrekten Problemverständnisses kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Plan-Phase des PDCA-Zyklus nicht nur ein Viertel der Gesamtzeit in Anspruch nehmen sollte (wie man vielleicht aus einem Buchstaben von vieren vermuten könnte), sondern typischerweise so viel Zeit eingeräumt werden sollte, wie für die anschließenden DCA-Phasen zusammen.

Meine Bitte an Sie ist also: Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür, das Problem wirklich zu verstehen, schon dabei die Beteiligten und Betroffenen einzubeziehen, und dann gemeinsam mit ihnen eine Lösung zu erarbeiten, die dem echten Problem auch gerecht und auch weniger weitere Probleme verursachen wird.

Frage: Wie stellt sich in Ihrem Unternehmen der Problemlösungsprozess dar? Wann und wie werden die Beteiligten und Betroffenen einbezogen? Welche Ergebnisse könnten Sie mit einer veränderten Vorgehensweise erzielen?

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