Über den Zeit und Zeitpunkt hatte ich schon mal Artikel geschrieben. In Artikel sind es etwas andere Aspekte.
Im Kern geht es natürlich darum, dass der KVP unstrittig Zeit benötigt. Verbesserungen entstehen nicht zufällig, sondern erfordern Zeit. Zeit, um sich Gedanken über die Ausrichtung zu machen, Zeit für Bestandsaufnahme der konkreten Situation, Zeit für die Untersuchung der Ursachen, Zeit für die Entwicklung von Lösungen, Zeit für die Überprüfung der Lösungen, Zeit für die Standardisierung der Lösungen, Zeit für den Transfer der Lösungen.
Neben diesen rein praktischen Aspekten, wozu die Zeit benötigt, geht es mir aber in diesem Artikel mehr darum, wann die Zeit für die verschiedenen Tätigkeiten eingesetzt wird. Dabei kann aber durchaus zwischen den oben genannten Teilaspekten unterschieden bzw. diese entsprechend berücksichtigt werden.
Welche Rolle spielt also das „Wann“ der Zeit, d.h. des Zeiteinsatzes?
Hier bin ich der Meinung, dass eine zumindest anfänglich gewisse Regelmäßigkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor ist. Viel zu leicht passiert es sonst, dass die Zeit für Verbesserungen dem Tagesgeschäft zum Opfer fällt. Da ist die Hand dann schneller zum Mund geführt (sprich der schnelle Umsatz gemacht), als dass etwas zur Seite gelegt wird, um später einen größeren Vorteil davon zu haben.
Grundsätzlich ist das dabei egal, ob man dazu eine wöchentliche KVP-Runde nutzt, um gezielt an Verbesserungsthemen zu arbeiten, oder ob man das täglich macht, bspw. im Rahmen eines Morgen-Treffens im Team oder je nach Unternehmensgröße sogar mit der gesamten Belegschaft. Auch regelmäßige Reinigungsaktivitäten vor dem Wochenende sind eine gute Möglichkeit, weil die vorhandene Routine einen unterstützenden Effekt hat.
– Lucius Annaeus Seneca
Genau aus diesem Punkt funktioniert es in der Regel nicht, wenn man sich initial nur darauf verlässt, (scheinbar) unproduktive Zeiten für Verbesserungen zu nutzen. Das lässt sich einfach mit Sparbestrebungen vergleichen, die ebenso selten funktionieren, wenn man sich vornimmt, den Rest des Einkommens am Monatsende beiseite zu legen. Komischerweise bleibt da dann immer nichts übrig.
Die regelmäßigen Reinigungsaktivitäten zum Wochenende sind ein guter Einstieg, wenn diese nicht nur von den Auszubildenden durchgeführt werden, sondern sich alle Mitarbeiter, Führungskräfte aber auch die Unternehmensleitung daran beteiligen.
Dann ist es ein leichtes, diese Aktivitäten in Richtung 5S/5A auszuweiten, wenn nicht nur Schmutz und Dreck beseitigt werden, sondern auch über deren Vermeidung nachgedacht wird. Dann ist auch der Schritt zu generellen Vermeidung von Verschwendungen in Prozessen nicht mehr so groß.
Selbst wenn aktuell mal scheinbar keine Verbesserungen erkennbar sind, lässt sich die entstehende „freie“ Zeit nutzen, um das allgemeine Verständnis für Lean, KVP & Co. zu steigern. Das können nun Führungskräfte übernehmen, ist aber auch möglich und definitiv sinnvoll, auch Mitarbeiter darin einzubeziehen, bspw. indem jede/r mal dran ist, einen bestimmten Teilaspekt von Lean, KVP & Co. vorzubereiten und dann den anderen vorzutragen.
Eine ideale Kombination in meinen Augen ist die Kombination von wöchentlichen Zeiträumen (bspw. zum Wochenende hin) zur Bearbeitung von Verbesserungen mit täglichen Zeiträumen (als Teil der Morgen-Treffen) zur Aufnahme von Problemsituationen und Initiierung von Verbesserungsbestrebungen.
Das Fernziel sollte es dann sein, akut und spontan entstehende Leerlaufzeiten (Wartezeiten) ebenfalls für Verbesserungsaktivitäten zu nutzen, sei um kleine 5S-Aktivitäten durchzuführen, sich Gedanken über mögliche Verbesserungen zu machen, Fragen im Rahmen der Verbesserungs-Kata zu bearbeiten, sich mit anderen Team-Mitgliedern über Verbesserungen auszutauschen usw.
Diese Vorgehensweise adressiert dann auch den immer mal wieder geäußerten Vorbehalt, dass kleine Verbesserungen in Form eingesparter Zeit meintlich keine positiven Auswirkungen auf die Produktivität haben.
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