KVP – keine Frage von Lob und Tadel

Lob Tadel

Zur Mitarbeiterführung, also auch im Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess gehören Lob und manch­mal auch Tadel. In beiden Fällen sollten wir uns aller­dings sehr genau über­legen, was gelobt oder geta­delt wird. Sonst kann es sehr leicht passie­ren, dass Lob und Tadel eine gegen­teilige, unter Umständen demo­tivie­rende Wirkung haben und deshalb abge­schafft werden.

Haben Sie es schon einmal erlebt, dass die Leistung eines Mitar­beiters nach einem Lob gesunken ist und dafür nach einem Tadel dagegen gestie­gen. Hat Sie das viel­leicht zu der Schluss­folge­rung gebracht, dass Tadel viel wirk­samer ist und Lob sogar schadet? In diesem Fall könnte es sein, dass Sie einfach einem statis­tischen Effekt zum Opfer gefal­len sind. Dieser statis­tische Effekt bedeutet, dass die Leistung von Men­schen ganz natür­lich um einen indivi­duellen Mittel­wert schwankt. Wenn Sie nun im dem Fall loben, dass ein Mitar­beiter sein Standard­leistungs­niveau über­troffen hat, kann das u.U. nur ein statis­tischer Ausreißer gewesen sein. Im nächsten Fall unter­schrei­tet der Mitar­beiter dann u.U. den Mittel­wert ganz natür­lich. Deshalb kann in diesem Fall der Ein­druck ent­stehen, dass Lob nichts bringt oder sogar eine gegen­teilige Auswir­kung hat. Genau der gleiche Effekt mit umge­kehrten Vor­zeichen kann auch im Fall des Tadels auf­treten und den oben genann­ten Ein­druck verstär­ken. Deshalb ist es sehr wich­tig, die Ursa­chen von Leis­tungs­diffe­renzen genau zu ver­stehen und von natür­lichen oder statis­tischen Schwankungen zu unter­scheiden.

Auch im Kontinuierlichen Verbes­serungs­prozess selbst ist es wichtig zu erkennen und zu verstehen, wo unter­schied­liche Effekte her­rühren. Es ist wichtig zu erkennen, ob es sich nur um statis­tische Effekte handelt oder um kausal­bedingte Verände­rungen. Des­halb ist es das Bestre­ben vor Verbes­serungs­aktivi­täten zuerst einen Stan­dard herzu­stellen. Nur dann kann anschließend fest­gestellt werden, ob es sich wirk­lich um Verbesse­rungen handelt oder nur um statis­tische Schwankungen. Im letz­teren Fall wären „Lob“ und „Tadel“ völlig fehl am Platz.

„Nur wenige Menschen sind klug genug, hilf­reichen Tadel nichts­sagendem Lobe vorzuziehen.“

– François VI. Herzog von La Rochefoucauld, Prince de Marcillac

Außer durch inten­sive Unter­suchungen von Ursache und Wir­kung lässt sich die Falle der Regres­sion zur Mitte oft schon dadurch vermei­den, dass nicht nur einfach gelobt wird, sondern auch das kon­krete Verhal­ten oder die kon­krete Akti­vität dabei genannt. Diese Nen­nung benötigt zuvor einen bewuss­ten Denk­prozess. Wenn es dabei nicht mög­lich ist, das Verhal­ten als Ursache zu benennen, ist die Chance groß, dass es sich nur um einen Zufall handelt.

Wenn das Verhalten in den Vorder­grund gestellt wird, ist es sogar mög­lich, dieses zu loben, wenn das Ergeb­nis noch nicht den Wünschen und Anfor­derungen ent­spricht aber erheb­liche Anstrengungen gezeigt wurden. Dadurch verstärkt sich das dyna­mische Selbst­bild und Gegen­satz zum statischen Selbst­bild (siehe KVP – eine Frage des Denkens).

Ein einfacher Weg Lob und Tadel bewuss­ter auszu­prägen und zu reflek­tieren ist die Nennung der Auswir­kungen, die eine Hand­lung oder ein Ver­halten auf das betrieb­liche Umfeld hat. Das können dann im engeren Sinn Aspekte inner­halb eines Prozesses sein, wie

  • Verkürzung der Bearbei­tungs- oder Durch­laufzeit
  • Vermeidung von Verschwen­dungen (und deren indirekte Auswir­kungen)

ebenso wie Punkte, die posi­tive Effekte im gesamten Betriebs­ergebnis zeigen, wie

  • Vermeidung von Kosten
  • positive Kunden­rück­meldungen

Je konkreter diese Auswir­kungen darge­stellt werden, desto kon­kreter wird der Einfluss – auch für die Zukunft – erkennbar, steigert das Verständ­nis dafür bei allen Betei­ligten und führt letzt­lich zu „mehr davon“ oder „weniger davon“ im posi­tiven und unter­stützenden statt im eingangs erwähnten gegen­läufigen Sinn.

Frage: Wie bewusst gehen Sie mit Lob und Tadel um? Wie unterscheiden Sie Zufälle von echten Ursachen-Wirkungs-Effekten?

Sie können einen Kommentar hinterlassen, indem Sie hier klicken.

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.