Die Frage nach der Effizienz im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess ist eng mit der Frage nach der Effektivität verbunden. Den grundsätzlichen Unterschied habe ich schon in einem früheren Artikel herausgearbeitet (siehe Verwirrung vs. Klarheit). Effektivität bedeutet, die richtigen Dinge tun, und Effizienz, die Dinge richtig tun. In diesen Artikel geht es um die verschiedenen Fokusbereiche von Effizienz.
Effizienz orientiert sich wie die Ziele in Projekten an zwei unterschiedlichen Größen. Zum einen sind es die Ergebnisse eines Prozesses und zum anderen der Prozess selbst (Verlaufsziele). Während sich die Ergebnisse eines Prozesses direkt am Nutzen und Wert für den Kunden bemessen, sind beim Prozess selbst auch die Ressourcen relevant, die im Prozess eingesetzt, benötigt und verbraucht werden.
Effizienz kann sich also auf zwei mögliche Aspekte beziehen –
- die eingesetzten Ressourcen (siehe auch Produktivität vs. Effizienz).
- den Wert, der dem nutzenstiftenden Objekt (Produkt oder Dienstleistung) im Prozess hinzugefügt wird.
Effektiv kann dabei erstmal nur einer dieser beiden Aspekte sein, weil nur er sich am Kunden orientiert. Sie haben es vermutlich schon erraten: Die Effizienz muss sich primär immer auf den Wert beziehen, der dem Objekt im Prozess hinzugefügt wird, da dieses Objekt für den Kunden den Nutzen stiftet, für den er (der Kunde bereit ist, etwas zu bezahlen). Dem Kunden ist es typischerweise ziemlich egal, welche Effizienz bei den eingesetzten Ressourcen zum Tragen kommt (mal von Überlegungen der ökologischen Verantwortung abgesehen, die aber in der Regel mit dem Preis für deren Berücksichtigung bezahlt werden muss).
Auf den zweiten Blick ist dann doch auch die Effizienz im Ressourcenverbrauch relevant, wenn wir annehmen, dass ein auch in diesem Bereich effizientes Unternehmen eher in der Lage ist, den Nutzen für die Kunden zu steigern. Der Kreis schließt sich wieder beim Nutzen für den Kunden.
– Peter f. Drucker
Wichtig im KVP ist also die Priorisierung dieser beiden Effizienzaspekte. Die höchste Aufmerksamkeit gilt immer zuerst der Effizienzsteigerung in der Wertsteigerung des nutzenstiftenden Objekts und dann erst der Effizienzsteigerung im Ressourcenverbrauch. Diese Priorisierung wird insbesondere dann wichtig, wenn die beiden Effizienzaspekte konkurrierende Ziele sind.
Diese Priorisierung muss auch in der Visionsformulierung so zum Ausdruck kommen. Sie spiegelt sich dann ganz automatisch in den Zielzuständen der Verbesserungs-Kata wider und kann somit immer wieder als Substanztest für die Zielzustände eingesetzt werden. Die Visionsformulierung stellt die Frage nach dem WAS – Was ist das Richtige, was ist effektiv? – der Kontinuierliche Verbesserungsprozess stellt die Frage nach dem WIE – Wie wird der Wert möglichst effizient gesteigert. Beiden Fragestellungen gemeinsam ist die Betrachtungsweise der Prozesse im KVP aus der Sicht des Kunden und damit aus der Sicht des Objekts, das sich entlang des Wertstroms bewegt. Die Sicht auf die eingesetzten Ressourcen kommt immer erst an zweiter Stelle. Dabei ist es auch wichtig, ständig auf der Hut zu sein, ob die Steigerung der Ressourceneffizienz nicht unnötige Blindleistung erzeugt, die nicht zur Wertsteigerung beiträgt.
Ganz praktisch darstellt, drückt sich die Effizienz in der Wertsteigerung in der Regel durch ein Verhältnis von Bearbeitungszeit zu Durchlaufzeit nahe eins aus. Dies hat sowohl für den Kunden positive Effekte, weil er das Produkt oder die Dienstleistung früher erhält, als auch für das Unternehmen, weil es seine Leistung früher abrechnen kann. Die Erreichung dieses optimalen Verhältnisses mag in den meisten Fällen weit in den Sternen liegen, trotzdem ist das Streben danach eines der zentralen Ziele des KVP, weil sich dadurch auch alle Verschwendungen minimieren.
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