KVP ist wie auf dem Kasernenhof

Diese Aussage mag jetzt erstmal auf Erstaunen und auf Widerspruch stoßen, zumal wenn sie von jemand kommt, der selbst nie bei dieser “Firma” gearbeitet hat. Trotzdem glaube ich, dass Sie am Ende des Artikels meine Gründe für diese Aussage verstehen und mir hoffentlich auch zustimmen werden.

Was sind nun die Aspekte, die mich zu dieser Aussage bringen?

Gemeinsamkeiten

  • Eine Assoziation, die ich mit dem Kasernenhof verbinde, ist das Exerzieren. Dabei entsteht durch Wiederholung eine Routine bis das Geübte (exerzieren von lateinisch exercere = üben) wie ein Reflex im Schlaf sitzt. Mike Rother hat in seinem Buch “Toyota Kata” das weniger militärische Umfeld des (Kampf-)Sports gewählt, um die notwendige Routine zu beschreiben. Diese Routine hat dabei mehrere Aspekte. Die direkte Routine der auszuführenden Arbeit führt zu Arbeitsstandards als der Basis für alle Verbesserungsarbeit. Diese untscheidet sich von Branche zu Banche und Unternehmen zu Unternehmen. Eine zweite Form der Routine entsteht auf einer Meta-Ebene der Verbesserungsarbeit an sich. Dadurch entsteht dann der kontinuierliche Verbesserungsprozess KVP, bei dem eine Routine entsteht, die ständig wiederum den Status Quo in Frage stellt und nach Verbesserung strebt. Die Routine und wenn man so will, ein Drill, beinhaltet beispielsweise regelmäßige KVP-Runden, meist zu einer festen Tageszeit an einem definierten Wochentag. Die dort erarbeiteten Verbesserungen sind ein wichtiges Ergebnis des KVP. Mindestens genauso wichtig ist aber die Routine ständig über Verbesserungsmöglichkeiten nachzudenken. Die KVP-Runde ist dazu “nur” Mittel zum Zweck. Hier kommt dann die dritte Routine zum Einsatz, bei der Führungskräfte die Mitarbeiter im Verbesserungsprozess durch immer wieder die gleichen Fragen unterstützen.
  • KVP ist (zu Beginn) kein demokratischer Ansatz im Sinne dessen, dass es dem Einzelnen oder einer Mehrheitsentscheidung überlassen bleibt, ob der KVP ein- und durchgeführt wird oder nicht. Hier ist in der Regel eine bewusste Entscheidung der Unternehmensleitung notwendig. So wie jedoch in einem demokratischen Gemeinwesen der Staatsbürger in Uniform seit Jahrzehnten ein Erfolgsmodell darstellt, ist auch der KVP auf die Mitarbeit und den Einsatz aller Beteiligten angewiesen. Dazu gehört auch die gegenseitige Abhängigkeit und das notwendige Vertrauen zwischen Führungskräften und Mitarbeiters. Dieses Vertrauen und die Zusammenarbeit entsteht nicht über Nacht, ebenso wie der Kontinuierliche Verbesserungsprozess nicht über Nacht zur Routine wird.
  • Die Zeiten des Alten Fritz und der damals verbreiteten Ansicht, dass die Soldaten den Vorgesetzten mehr fürchten sollten als den Feind, sind sicherlich nicht mehr modern. Wahre Führung entsteht nur durch die Vorbildfunktion des Vorgesetzten. Dabei wird die Vorbildfunktion umso wichtiger je höher die Führungskraft eingestuft wird. Den größten Einfluss und damit Erfolgsfaktor übt dabei die Unternehmensleitung aus – ob sie das will oder nicht! Der Einfluss ist bei der Einführung von KVP relevant, ebenso wie bei der Beständigkeit. Gerade in Zeiten des erhöhten Stresses durch äußere Einflüsse (Kundenanforderungen, Mitbewerber, Lieferanten, technische Weiterentwicklungen usw.) für das Unternehmen, die Führungskräfte und die Mitarbeiter wird dieser Einfluss noch größer, weil jetzt alle die Reaktionen der Unternehmensleitung beobachten. Wenn die Unterstützung in diesen Zeiten auch nur andeutungsweise nachlässt, stehen bereits erreichte Erfolge sehr schnell wieder auf dem Spiel.

Unterschiede

Bei so viel Gemeinsamkeiten gibt jedoch auch Unterschiede. Man kann sicherlich die Ansicht vertreten, dass Militär und damit Kasernenhöfe völlig überflüssig sind und abgeschafft werden können. Der KVP wird es dagegen durch die fehlende Konstanz in den umgebenden Bedingungen nie werden. Deshalb macht auch ein Ende des KVP keinen Sinn.

Frage: Welche Assoziationen haben Sie mit kontinuierlichen Vorgängen und Routinen? Wie lassen sich diese Erfahrungen auf andere Bereiche nutzbringend übertragen?

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