Lean und der Mut zur Unsicherheit

Unsicherheit

Der Aspekt Mut zur Unsicherheit hat für mich hier wieder mehrere Aspekte, über die man sich Gedanken machen kann.

  • Gründe für die Unsicherheit
  • Wo und warum Mut benötigt wird

Diese Aspekte sind dabei miteinander gekoppelt und es ergeben sich deshalb weitere Möglichkeiten, die es Wert sind, betrachtet zu werden.

Gründe für die Unsicherheit und die Folgen

Eine Ursache für Unsicherheit im Lean-Kontext ist darin zu suchen, dass entsprechend der Verbesserungs-Kata die nächsten Ziel-Zustände so gewählt werden sollen, dass der Weg dorthin unbekannt ist und erst dadurch Lerneffekte eintreten können. Die Erkenntnis, dass der Weg unbekannt ist und dabei natürlich Fehler passieren können ja müssen, verursacht dann auch die Unsicherheit und ist eng verknüpft mit der Unbequemlichkeit des unbekannten Weges.

Dazu kommt dann noch das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit [1], das zwar bei verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann, aber in der Regel auch den Antrieb darstellt, überhaupt nach Lösungen zu suchen und entsprechende Entscheidungen zu fällen.

Problematisch wird die Situation dann, wenn dieses Bedürfnis so groß wird, dass übereilte Entscheidungen getroffen und vermeintlich einfache oder die erstbesten schnellen Lösungen ausgewählt werden, ohne dass zuvor das Problem wirklich durchdrungen und angemessene Ursachenanalysen durchgeführt wurden und damit ein vorschnelles Urteil trotz mangelndem Wissen gefällt wird.

In diese Kategorie fallen dann auch eingebildete Zusammenhänge. Dabei ist es dann im Ergebnis egal, ob über diese Situationen ein Bewusstsein bestand und vorsätzlich dagegen verstoßen wurde oder ob es im Bereich des Unbekannt bleibt.

Besonders problematisch wird dieser Effekt, wenn in der Folge dann neue Erkenntnisse zwar gewonnen aber ignoriert werden und eine einmal getroffene Entscheidung nicht mehr korrigiert wird, obwohl das dann in die Kategorie wider besseres Wissen fällt. An dieser Stelle kommt dann der Mut wieder ins Spiel.

„Es ist nicht der mutig, der keine Angst hat, sondern der, der seine Angst überwindet.“

– Mahátma Gándhí

Wo und warum Mut benötigt wird

Mut ist unter Umständen notwendig, die Unsicherheit sich selbst und anderen einzugestehen. Ebenso ist Mut gefragt, wenn es dann darum geht, den oben genannten schnellen Entscheidungen und einfachen Lösungen zu widerstehen und dies auch anderen gegenüber zu vertreten.

Dies gilt besonders, wenn der Vorgesetzte ins Spiel kommen, die selbst wiederum unter Druck stehen können und diesen Druck zu den Mitarbeitern ableiten.

Mut kann auch notwendig sein, Fehler einzugestehen, sie als Teil des Lernprozesses zu verstehen und das ebenfalls anderen gegenüber zu vertreten.

Typischerweise verursachen diese Effekte auch Stress und es kann leicht zu einem Kreislauf kommen.

Wie können jetzt mögliche Auswege aus diesen Situationen und den sich verstärkenden Wechselwirkungen aussehen?

Ein erster wichtiger Schritt besteht in meinen Augen dabei, sich über diese Effekte klarzuwerden. Das gilt sowohl für die betroffenen Personen als auch für deren Vorgesetzte, ggf. über mehrere Ebenen hinweg. Aus dieser Erkenntnis heraus sollte dann die Führungskraft auf jeden Fall für die entsprechende psychologische Sicherheit [2] der Beteiligten sorgen. Dabei ist vor allem wichtig, dass diese psychologische Sicherheit als solche von den Betroffenen auch so wahrgenommen wird (selbst wenn man den Begriff und das Wesen nicht kennt, bleibt die entsprechende Wahrnehmung der Situation trotzdem präsent und zeigt entsprechende Wirkungen).

Weiterhin kann der Umgang mit Unsicherheit positiv unterstützt werden, indem nicht nach Lösungen gefragt wird, sondern der Fokus auf Gegenmaßnahmen (zu Problemen) gelegt wird. Diese begriffliche Unterscheidung kommt so auch im Toyota Problemlösungsprozess zum Ausdruck.

Darüberhinaus hat auch in der Coaching-Kata die dritte Frage nach den Hindernissen und insbesondere dem *einen*, um das man sich gerade kümmert, einen ähnlichen Effekt. Damit enggekoppelt ist dann die vierte Frage nach dem nächsten Schritt und der verbundenen Erwartungen, ebenso wie die letzte Frage, wann die entsprechenden Lerneffekte beobachtet werden können.

Auch damit kommt die Möglichkeit von Fehlern als Teil des Lernprozesses zum Ausdruck und es entsteht praktisch automatisch die erwähnte psychologische Sicherheit.

Ein weiterer Hebel im Umgang mit Unsicherheit ist die Darstellung einer positiven Zukunft. In der Verbesserungs-Kata ist das in meinen Augen ein Nebeneffekt der laufenden Bewusstmachung des Nordsterns als der grundsätzlichen, visionären Ausrichtung aller Bestrebungen wie auch im kleinen des nächsten Ziel-Zustands.

Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, mit der Starter-Kata als Element der Toyota Kata zu beginnen und sich dabei relativ strikt an die Fragen zu halten und die entsprechende Routine aufzubauen. Damit das notwendige Verständnis für diese Effekte entstehen kann, ist es auch wichtig, entsprechend darüber zu reden und die Hintergründe zu verdeutlichen. Im Grunde handelt es sich dabei auch auch um das Warum der wichtigen Schritte und der Schlüsselaspekte, die dann letztlich den entsprechenden Effekt sicherstellen.

Auch hier spielt der Mut wieder eine Rolle, wenn es darum geht, die notwendige Zeit für diese Kommunikation zu geben, um die notwendige Routine aufzubauen.

Sehr eng mit diesen Effekten gekoppelt, ist die Fragen nach möglichen Folgen von Maßnahmen und Entscheidungen. Diese Folgenabschätzung wirkt wieder auf mehreren Ebenen. Zum einen auf der direkt inhaltlichen Ebene im Sinne einer Risikoabschätzung und dem entsprechenden Umgang damit, aber auch durch die indirekte Reflexion darüber, die dann wiederum in der Natur der Sache begründet, den Wunsch nach schnellen Lösungen und Entscheidungen an sich reduziert und auch auf die verbundene Unsicherheit einen positiven Effekt hat.

Auch dazu ist aber wiederum Zeit notwendig und der Mut, für diesen Zeitbedarf einzustehen.

Wenn Sie wissen möchten, welche versteckten Effekte die Toyotal Kata begleiten, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] https://gedankenwelt.de/das-beduerfnis-nach-kognitiver-geschlossenheit-kannst-du-unsicherheit-tolerieren/
[2] /artikel/warum-sicherheit-bei-lean-ein-entscheidender-faktor-ist/

Frage: Welche Unsicherheiten nehmen Sie in Ihrem Umfeld bei Verbesserungsbestrebungen wahr? Wo wünschen Sie sich mehr Mut bei Verbesserungen? Wie können Sie das erreichen?

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