Delegation & Bequemlichkeit
Der erste Gedanke bei dem Begriff Bequemlichkeit im Zusammenhang mit Delegation geht vielleicht in die Richtung, dass die Delegation einer Aufgabe bequem ist, weil man (vermeintlich) ein Thema von der Backe hat, weil sich ja jetzt jemand anderes darum kümmert oder kümmern muss. Ich will aber eher auf die Unbequemlichkeit raus.
Die Unbequemlichkeit, weil man sich jetzt um die Kontrolle der Aufgabenerledigung kümmern muss. Dabei kann es auch unbequem sein, das richtige Maß an Kontrolle zu finden, auch weil das von der delegierten Aufgabe und der Person im Bezug zur Aufgabe abhängig. Unbequem kann die Kontrolle auch für die kontrollierte Person sein.
Die Unbequemlichkeit, weil immer und trotz bzw. vor der Kontrolle eine gewisse Unsicherheit verbleibt, ob die Aufgabe auch zur Zufriedenheit erfüllt wird.
Und die Unbequemlichkeit, weil es bedeuten kann, dass man unter Umständen erstmal jemand zur Aufgabenerfüllung befähigen muss bzw. mindestens die Befähigkeiten selbst prüfen muss. Da es hier ums Lernen geht, sind sowohl „Schüler“ wie „Lehrer“ davon betroffen, wie ich das in diesem Artikel dargestellt hatte.
Unbequem kann die Delegation auch sein, weil man schon allein über die Unbequemlichkeit einige Gedanken machen muss, die mit der Erledigung der Aufgabe selbst, also dem Ergebnis direkt gar nichts zu tun hat. Und in der Folge (des Artikels) wird das nicht „besser“.
Delegation und Respekt
Beim Respekt beziehe ich mich nicht darauf, dass es respektlos sein kann, eine lästige Aufgabe an jemand anderes zu delegieren, nur um die Sache los zu werden. Es geht mir dabei um die achte Verschwendungsart, nämlich das nicht genutzte Mitarbeiterpotenzial, das verschenkt wird, wenn ich eine Aufgabe selbst übernehme, wenn ich jemand die Gelegenheit zur Weiterentwicklung nehme, weil ich selbst die Zeit nicht aufbringen will, die ggf. noch notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln. Das hat in meinen Augen auch etwas mit Respekt zu tun.
Und es widerspricht auch nicht der Kundenorientierung, bloß weil ich selbst die Aufgabe übernehme, weil es eilig ist o.ä. Dann habe ich es in der Vergangenheit einfach versäumt, mich rechtzeitig um die Weiterentwicklung zu kümmern.
– John F. Kennedy
Ein weiterer Aspekt von Respekt ist auch, dass ich nicht nur Aufgaben delegiere, sondern Probleme. Die Delegation von Problemen bietet nämlich deutlich mehr Potenzial zur Mitarbeiterentwicklung, als das bloße Abarbeiten von Aufgaben.
Natürlich kann das auch unbequem sein – für beide Beteiligten.
Delegation & Selbstreflexion
Mit der Selbstreflexion geht es mir darum, dass ich darüber nachdenke, warum ich delegiere. Dass ich ehrlich zu mir selbst und zu den Betroffenen bin. Indem ich mir meine Motive klarmache und die auch kommunizieren. Selbst wenn beides wieder unbequem ist.
In der Regel haben die Beteiligten bzw. Betroffenen ein feines Gespür für die Motive, die hinter der Delegation stecken. Bloß weil sie das (aus Bequemlichkeit) nicht direkt und klar kommunizieren, heißt das nicht, dass entsprechende Gefühle nicht vorhanden sind. Im Job Relations Training wird dazu klar dargestellt, dass diese Gefühle für die Betroffenen die Wertigkeit von Fakten haben und nicht einfach ignoriert oder wegdiskutiert werden können.
Natürlich kann man diese Aspekte ignorieren. Man kann aber sicher sein, dass die resultierenden Folgen nicht verschwinden, sondern unter der Wasseroberfläche an Brisanz zunehmen. Wenn sie dann die Oberfläche durchbrechen und sichtbar werden, steckt unter der Oberfläche meist ein viel größeres Problem.
Die Selbstreflexion bezieht sich dabei nicht nur auf die Motive zur Delegation, sondern auch auf die Motive zur Nicht-Delegation.
Training Within Industry bietet mit den Job Trainings (Instruction, Relations, Methods) Elemente an, um mit den Herausforderungen der Delegation aktiv und bewusst umzugehen.
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