Warum Experten ein Fluch / eine Sackgasse / eine Hürde / eine Last sind

Last

Sagte ich schon mal, dass ich es mit Flüchen habe? Gut, als Schwabe ist man da vielleicht erblich vorbelastet[1] und durch meinem Namensvetter wahrscheinlich sogar doppelt, zumindest wenn man Goethe[2] glauben darf ;-)

Und jetzt kriegen sogar die Experten noch ihr Fett ab?

In dem Fall hat es eine ganz besondere Bewandtnis, wie der Rest des Artikels zeigen wird.

Im Grunde sind es sogar mehrere Aspekte, die man in dem Zusammenhang beachten sollte. Deshalb auch die Stichwortsammlung im Titel des Artikels.

Ein Aspekt ist natürlich, dass Experten oft schnell und einfach in der Lage sind, Probleme zu lösen.

Jetzt wird Ihnen vielleicht die Frage durch den Kopf gehen, warum das denn ein Problem sein soll. Schließlich sind Experten doch genau dafür da bzw. werden zu Experten gemacht.

Das Problem ist dabei halt, dass es dann immer oft bloß sie sind, die die Probleme lösen und das kann durchaus zu weiteren bzw. anderen Problemen führen.

Bspw. wenn dadurch andere Personen in ihrer Problemlösungskompetenz beschnitten werden, die erst gar nicht entwickeln oder vielleicht vorhandene Fähigkeiten im Keim erstickt werden, weil es da jemand gibt, der es noch einen Tick besser/schneller kann.

Eng damit gepaart ist die Tatsache, dass die Problemlösungskompetenz auch für die Experten schon ein unbewusstes Niveau erreicht hat, d.h. sie selbst schon gar nicht mehr bewusst wissen, was sie eigentlich genau machen, dass ihnen die Problemlösungen einfach so zufliegen. Das bedeutet eben, dass sie oft gar nicht (mehr) in der Lage sind – selbst wenn sie es wollen – ihre Kompetenz, ihr Wissen, ihre Erfahrung an andere weiterzugeben.

Dazu gehört auch, dass diese Weitergabe und die Weiterentwicklung anderer Personen selbst praktisch immer länger dauert als die reine Problemlösung selbst. In Zeiten immer schnellerer Anforderungen ist der Zeitmangel eine zunehmende Hürde, die man in diesem Fall den Experten selbst oft gar nicht zuschreiben darf.

„Aus Unglück lernt nur der, der forscht, woher es ist gekommen. Und fängt er bei sich selber an, hat er die schwerste Hürde schon genommen.“

– Carl Peter Fröhling

Das ist dann auch der Punkt, an dem Führungskräfte ins Spiel kommen, weil sie jetzt die Verantwortung tragen, die Wissens- und Erfahrungsweitergabe zu gestalten. Gleichzeitig kann das auch die Quelle der Verdopplung des Problems sein, wenn man Führungskräfte aus den Experten rekrutiert und ihnen aber weiterhin die Experten und Problemlöserrolle zuschreibt.

Dieser Punkt ist bspw. ein besonderes Alleinstellungsmerkmal, wie Toyota das Umfeld seiner Produktentwicklung organisiert. Dort werden durchaus auch Experten zu Führungskräften. Als Entwicklungsmanager haben sie dann aber auch und vor allem die Aufgabe, die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter weiterzuentwickeln, statt weiterhin die besten Problemlöser zu sein. Sie müssen sich sogar explizit aus der inhaltlichen Produktentwicklung raushalten, was auch die typischen Probleme in Matrixorganisationen vermeidet, wo es leicht zu einem Kompetenzgerangel kommen kann.

Das abschließende Problem von Experten ist auch wiederum nicht ihnen selbst zuzuschreiben, sondern beruht einfach auch auf der Tatsache, dass ihre Nicht-(mehr-)Verfügbarkeiten auch den Wegfall ihrer Kompetenzen in der vollen Breite nachsichzieht. Das kann temporär die Abwesenheit durch Urlaub oder Krankheit sein, oder eben final durch den Ruhestand. Und nicht selten treten diese Ereignisse immer ganz plötzlich ein, obwohl man sie wie Weihnachten klar vorhersehen kann.

Auch der Umgang mit dem letzten Punkt ist in meinen Augen Teil der Führungsverantwortung und sollte aktiv und rechtzeitig angegangen werden.

Wenn Sie in Ihrem Verantwortungsbereich die geschilderten Themen behandeln und nicht dem Zufall überlassen wollen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

PS: Wenn Sie sich jetzt noch fragen, wie der Bezug zur Last bzw. Belastung durch Experten aussieht, will ich das gerne auch noch auflösen. U.U. können Experten für Führungskräfte auch zur Belastung werden, wenn durch die Kompetenz und Erfahrung eine Konkurrenzsituation in der Wahrnehmung der Beteiligten entsteht (u.U. auch in den Augen anderer Personen, also nicht nur bei den Experten und den Führungskräften). Hier ist es in meinen Augen wichtig, diese Möglichkeit auch auf dem Schirm zu haben und dann im Zweifelsfall auch aktiv zu adressieren.

[1] Schwäbischer Gruß in Wikipedia
[2] Götz v. Berlichingen

Frage: Wo sind Ihnen die geschilderten Probleme schon mal begegnet? Welche weiteren Umstände kommen Ihnen noch in den Sinn? Wie gehen Sie damit um?

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