Was Hayek schon über Lean wusste

Hayek

Es ist mal wieder Zeit, eine Persönlichkeit, die eigentlich mit Lean nichts am Hut hatte, damit in Verbindung zu bringen. Und so habe ich mir dafür Friedrich August von Hayek [1] vorgenommen, der am 8. Mai seinen 125. Geburtstag gefeiert hätte. Der Auslöser dafür waren LinkedIn-Artikel, die es mir in meinen Newsfeed gespült hatte. Noch spezifischer war es ein Zitat, das in einem der Artikel erwähnt wurde. Bevor ich dieses Zitat nenne, will ich darauf hinweisen, dass ich außer dem LinkedIn-Post keine weitere Quelle dafür gefunden habe. Ebenso mache ich mir die grundsätzlichen Gedanken der beiden Autoren ebenso wie Hayeks Gedanken damit nicht zu eigen, sondern stehe allen dreien durchaus kritisch gegenüber.

Hier ist das Zitat, das in einem Posting Hayek zugeschrieben wird.

“Die auf dem Wettbewerb beruhende Marktwirtschaft ist das einzige Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das darauf ausgerichtet ist, durch Dezentralisierung die Macht des Menschen über den Menschen auf das Mindestmaß herabzusetzen.”

Den Bezug zu Lean-Konzepten sehe ich dabei nicht im erwähnten Wettbewerb bzw. der Marktwirtschaft oder Macht sondern in der Dezentralisierung. Er geht dabei nicht darauf ein, was hier dezentralisiert wird. In meinen Augen passt es aber zu der Verlagerung von Entscheidungen und Verantwortlichkeiten so weit wie möglich an die Mitarbeiter an der Basis. Damit geht dann implizit auch eine Dezentralisierung einher, da diese Basis dann naturgemäß breiter angelegt und verteilter ist, wie die eher zentralisierten Managementfunktionen.

Diese Dezentralisierung mit den Auswirkungen auf die Macht von Menschen über Menschen stellt für mich auch eine Form des Respekts für den Menschen dar, weil im Grunde jede Form der Machtausübung eine Form der Respektlosigkeit darstellt, selbst wenn man es auf ein Wohlwollen reduziert oder es darauf basiert, indem man sich anmaßt, etwas besser zu wissen und beurteilen zu können, was gut für andere ist.

„Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.“

– Nelson Mandela

Im Zusammenhang mit der oben erwähnten Suchen nach dem Zitat ist mir dann auch eine weitere Aussage Hayeks begegnet, die sich ebenfalls auf Grundgedanken im Lean-Kontext abbilden lässt.

„Dass in die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann, ist der entscheidende Grund, weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform.“[4]

Auch hier geht es mir nicht um die abgeleitete Überlegenheit der Marktwirtschaft ggü. anderen Wirtschaftsformen (wobei die Marktwirtschaft natürlich als Gesamtheit der Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen betrachtet werden kann, diese aber im Lean-Kontext der Mike Rotherschen Definition von Lean Management als „constant struggle to better value to each customer” widerspricht, weil es dabei eben immer um die Bedürfnisse des einzelnen Kunden geht und nicht um eine abstrakte Verdichtung der Bedürfnisse, die dann oft schon wieder eine Anmaßung darstellt), sondern um die abgeleitete Überforderung des einzelnen Menschen, alles (notwendige) Wissen auf sich vereinigen zu können.

Aus dieser Überforderung lässt sich dann wieder die notwendige Dezentralisierung ableiten, um das erwähnte Wissen um Tatsachen zu maximieren.

Die Dezentralisierung kommt in meinen Augen und im übertragen Sinn auch im Respect for People in einem der TWI-Prinzipien zum Ausdruck „Menschen verdienen es, als Individuen behandelt zu werden“, wie das in die Gestaltung der Arbeitsbeziehung (Job Relations) eingeflossen ist (um für den Kollegen Ralf Volkmer wieder mal den „beliebten“ Bogen zu schlagen ;-)

Mehr über Job Relations aus dem Training Within Industry können Sie auf dieser Seite nachlesen.

Frage: Welche Querbeziehungen zwischen Marktwirtschaft und Lean Management sind Ihnen schon begegnet? Welche Schlussfolgerungen im Umgang mit Menschen haben Sie daraus gezogen? Wie hat das Ihr Handeln oder Ihr Führungsverständnis geprägt?

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[1] Wikipedia-Artikel zu Hayek
[2] LinkedIn-Artikel
[3] LinkedIn-Post
[4] Antrittsvorlesung am 18. Juni 1962 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.B. (Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 11) books.google.de)

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