Was man von Brombeeren und Feigen für die Lean-Arbeit lernen kann

Ernte

Beim Pflücken von Brombeeren und Feigen habe ich irgendwann bemerkt, dass ich aus einer festen Position nur einen Teil der reifen Früchte sehe. Erst wenn ich den Standpunkt verändere, offenbart sich, was vorher verborgen war. Es ist erstaunlich, wie oft ich dachte, alles erfasst zu haben, um dann mit nur wenigen Schritten zur Seite auf eine ganze Handvoll weiterer Früchte zu stoßen. Manchmal genügt es, den Blick leicht anzuheben oder abzusenken, um eine neue Perspektive zu gewinnen.

Übertragen auf den Lean-Kontext erkenne ich darin ein vertrautes Muster. Prozesse, Abläufe und Strukturen erscheinen oft vollständig durchdrungen, bis sich durch eine veränderte Sichtweise neue Möglichkeiten zeigen. Nicht, weil sich die Realität in der Zwischenzeit geändert hätte, sondern weil der Blickwinkel bisher nur einen Teil erfasst hat. Diese verborgenen Potenziale liegen nicht selten direkt vor Augen, werden aber erst dann sichtbar, wenn ich bewusst die Position wechsle.

Manchmal muss auch erst ein paar Zweige und Blätter zur Seite schieben, um dahinter lohnenswerte Früchte und Gelegenheiten zu entdecken, die vorher dem Auge verborgen geblieben waren. Je nach Situation können das auch andere Pflanzen sein und im Fall von Brombeeren können Dornen (aka Widerstände) dabei hinderlich sein.

Ein weiterer Gedanke drängt sich auf, wenn ich an das wiederholte Pflücken denke. Es lohnt sich, dieselbe Stelle nach einiger Zeit erneut aufzusuchen. Was heute noch unreif ist, kann morgen die perfekte Reife haben. Wer immer nur neue Orte sucht, verpasst die Gelegenheit, vorhandene Quellen gezielt auszuschöpfen. Im Lean-Kontext bedeutet das, sich nicht allein auf das ständige Erschließen neuer Projekte oder Themen zu konzentrieren, sondern vorhandene Zustände regelmäßig neu zu betrachten und zu hinterfragen.

„Es ist nicht so, dass wir eine kurze Zeit zu leben hätten, sondern dass wir viel davon verschwenden.“

– Seneca

Diese Wiederholungen sind keine reine Kontrolle, sondern eine bewusste Rückkehr mit der Erwartung, dass sich etwas verändert haben könnte. Prozesse entwickeln sich, Rahmenbedingungen verschieben sich, Menschen bauen Kompetenzen auf oder verändern ihre Sichtweisen. Was gestern noch nicht umsetzbar oder lohnend erschien, kann heute den entscheidenden Unterschied machen. Der Schlüssel liegt darin, das Potenzial wiederzuerkennen, statt sich ausschließlich vom Reiz des Neuen leiten zu lassen.

Manchmal führt auch die Kombination beider Prinzipien zu überraschenden Ergebnissen: denselben Ort erneut aufsuchen und gleichzeitig den Standpunkt verändern. So entsteht ein doppelter Effekt. Zum einen nutzt man die Tatsache, dass neue Gelegenheiten gereift sind, zum anderen entdeckt man durch die veränderte Perspektive auch jene Möglichkeiten, die schon vorher vorhanden waren, aber bislang verborgen blieben.

Diese Beobachtungen haben für mich etwas Beruhigendes. Sie verdeutlichen, dass nicht alles sofort erkannt oder genutzt werden muss. Manche Gelegenheiten brauchen Zeit. Gleichzeitig erinnert es mich daran, dass das Potenzial vor Ort oft größer ist, als es auf den ersten Blick scheint. Entscheidend ist, die Bereitschaft zur gedanklichen und physischen Bewegung beizubehalten, auch wenn man vermeintlich schon alles gesehen hat.

Wenn Sie wissen möchten, wie auch eine zusätzliche externe Perspektive neue Gelegenheiten zur Verbesserung aufdecken kann, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Welche Ihrer bisherigen „Themen“ verdienen vielleicht einen erneuten Blick? Wo könnten veränderte Rahmenbedingungen heute neue Möglichkeiten eröffnen? Wie lassen sich Perspektivwechsel gezielt in bestehende Abläufe integrieren?

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