Entstanden ist dieser Artikel aus einem Webinar über Einsatzbeispiele von ChatGPT. Ein Aspekt war dabei der Kontext, den man ChatGPT im Prompt bzw. im Verlauf der „Unterhaltung“ mitgeben sollte, um möglichst gute Ergebnisse zu erhalten. Im übertragenen Sinn beeinflusst also dieser Prompt-Kontext das Verhalten von ChatGPT.
Gleichzeitig muss man sich aber darüber bewusst sein, dass dieser Prompt-Kontext nur ein (kleiner) Text des Gesamtkontext darstellt, der die Aussagen von ChatGPT beeinflusst. Der weitaus größere Teil sind die antrainierten Daten und die Algorithmen, die ChatGPT zugrundeliegen. Von beidem haben wir als Nutzer höchsten eine vage Vorstellung, die sich im Grunde unserem Einblick völlig entzieht und das Szenario das Kriterium der Komplexität erfüllt.
Trotzdem können und sollten wir ChatGPT natürlich nutzen, um unsere eigenen Möglichkeiten auszubauen und Beschränkungen, denen wir als Menschen unterliegen zu reduzieren. In erster Linie ist das Geschwindigkeit des Zugriffs auf Daten und der Umfang dieser Daten ebenso wie die Geschwindigkeit der Verarbeitung dieser Daten.
Obwohl es bei ChatGPT im Kern und für jedes einzelne nächste Wort nur eine extreme umfangreiche Wahrscheinlichkeitsmaschine ist, wissen wir doch selbst bei unseren eigenen Gedanken nur ganz selten und kaum zu jeder Zeit, welche sprichwörtlichen Gedankengängen wirklich dahinterstecken.
Wenn wir das jetzt auf den Kontext der Geschäftsprozesse und des Lean-Management übertragen, könnte es sein, dass die Komplexität der Prozesse an sich ziemlich hinter ChatGPTs Daten und Algorithmen zurücksteht.
Spätestens aber wenn wir den menschlichen Faktor hinzunehmen, den individuellen Umgang mit Veränderungen berücksichtigten und auch Elemente wie die Unternehmens- und Fehlerkultur einbeziehen, kommen weitere Elemente hinzu, die auf die Komplexität der Situation wahrscheinlich eher nicht komplexitätsreduzierend wirken.
– George Bernard Shaw
Gleichzeitig ist es aber so, dass wir mit unseren „Prompts“ im Lean-Kontext durchaus Einfluss auf diese Faktoren haben. Das gilt jetzt (im Rahmen einer Führungsrolle und der damit verbundenen Verantwortung) nicht nur für unsere direkte Kommunikation mit anderen Personen, sondern auch für die indirekte Kommunikation, bspw. in der Form, wie wir uns ggf. um psychologische Sicherheit kümmern, nicht nur im eigenen Einfluss, sondern eben auch im Einfluss, den andere Beteiligte ausüben und wir ihn im negativen Fall möglicherweise zulassen, weil wir den Einfluss gar nicht wahrnehmen oder ignorieren.
Ähnlich wie also unsere Prompts für ChatGPT bewusst gestalten, sollte wir das auch im Lean-Kontext tun, wenn es um die Optimierung von Geschäftsprozessen geht.
Dabei will ich jetzt die beteiligten Menschen nicht auf eine Chatbot-Ebene reduzieren, sondern unsere eigene Kommunikation dadurch auf ein höheres Niveau des Bewusstseins bringen.
So wie der Detailierungsgrad in der Kommunikation mit ChatGPT einen Einfluss auf die Antworten hat, gilt das im Grunde auch für die Kommunikation mit unseren Mitmenschen. Und so wie wir ggü. ChatGPT unsere Kommunikation den erhaltenen Antworten anpassen, sollten wir das auch ggü. unseren Mitmenschen und ihren Reaktionen tun.
Manchmal werde ich auch den Verdacht nicht los, dass wir unsere Kommunikationsform und -inhalte ggü. ChatGPT deutlich bewusster wählen als wir das ggü. unseren menschlichen Gesprächspartnern tun. Bei ChatGPT haben wir m.E. ziemlich schnell gelernt, dass es gar nichts bringt, ihn anzupflaumen oder sonst was zu heißen. Warum verfallen wir dann an anderer Stelle immer wieder diesem Irrtum?
Andererseits sollten wir uns eben auch bewusst sein, dass es einfach ist, mit ChatGPT einen neuen Chat zu beginnen und er damit alles vergessen hat, was aber in der Kommunikation mit Menschen so nicht möglich ist. Da hat jede Kommunikation auf der inhaltlichen und averbalen Ebenen einen bleibenden Effekt und lässt sich nicht einfach zurücksetzen.
Das heißt, unsere Kommunikation übt einen kontinuierlichen Einfluss auf die Motivation, auf das Engagement, auf den Stress und Belastung, auf die Lernbereitschaft und viele andere Aspekte aus.
Was man von ChatGPT bzw. vom Umgang mit ihm auch lernen kann, ist die inkrementelle Vorgehensweise bei der generativen Nutzung. Selten gelingt es mit dem ersten Prompt ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Man hat zwar anfänglich eine vage Vorstellung wie das Ergebnis aussehen, aber tastet sich typischerweise in mehreren Iterationen vor.
Ein vergleichbare Vorgehensweise tritt auch bei Verbesserungen auf. Auch da hat man eine Vorstellung, wo man hin will, aber kennt den Weg noch nicht. Wie man auch bei ChatGPT die Ergebnisse beobachtet und weitere Details hinzufügt oder auch mal die Richtung ändert, trifft das ja auch bei ChatGPT zu. Und in beiden Fällen muss man eben aktiv die Beteiligten & Betroffenen einbinden. Bei ChatGPT käme ja niemand auf die Idee, seine Antworten zu ignorieren. So sollten wir das auch mit den Menschen bei Verbesserungen und den notwendigen Veränderungen machen.
Zum Abschluss also mein Appell: Reflektieren und verändern Sie die Kommunikation mit anderen Menschen ebenso wie die mit ChatGPT, bis Sie bessere Antworten bzw. Reaktionen erhalten.
Frage: Welche Parallelen und/oder Unterschiede kommen Ihnen noch in den Sinn? Welche Einflüsse könnten daraus ergeben? Welche Konsequenzen hätten diese?
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