Was hat also Konstanz mit dem KVP zu tun? Geht's da nicht um Veränderung? Ohne Veränderung keine Verbesserung! Und trotzdem geht es auch um Konstanz – nicht nur, weil Veränderung die einzige Konstante (im Leben) ist. Der abgegriffene Satz hat trotzdem seine Berechtigung, so ist das mit Sprichwörtern halt.
Im Kontext des KVP geht es mir um ganz spezifische Aspekte der Konstanz. Das ist zum einen die Endlosigkeit des KVP. Eine Konstante verlöre sofort ihren bestimmenden Charakter, wenn es auch nur den geringsten Zweifel an dieser Eigenschaft gäbe. Der zweite Aspekt der Konstanz ist die Art der Vorgehensweise, die sich im Kern nicht verändert und gerade deshalb so flexibel ist.
Schauen wir uns also diese Punkte noch genauer an.
Konstanz ohne Ende
Dass der Kontinuierliche Verbesserungsprozess kein Ende hat, haben wir hier schon mehrfach diskutiert, zuletzt am Aschermittwoch vor einer Woche. Dieses fehlende Ende drückt sich, wie schon bemerkt, im Namen aus. Das fehlende Ende kommt auch im sogenannten PDCA-Zyklus zum Vorschein. Dieser vierstufige Ablauf beginnt zwar irgendwann mal mit dem Schritt „Plan“, um dann über „Do“ (tun) und „Check“ (testen) ins „Act“ (handeln) zu münden. Dort ist aber nicht Schluss, weil der Zyklus von dort – zwar auf einem höheren Niveau – wieder mit einem neuen Zyklus beim „Plan“ beginnt. Dieser sich kontinuierlich wiederholende Ablauf geschieht im Bewusstsein der grundsätzlich immer steigerungsfähigen Verbesserungsmöglichkeiten. Praktisch lässt sich das dadurch erklären, dass jedes neu erreichte Niveau den Horizont weitet und neue Ein- bzw. Aussichten bietet. Vergleichbar und direkt verknüpft ist das auch mit dem Erwerb von Wissen, bei dem jeder inkrementelle Zuwachs neue Welten eröffnet, was dann auch schon Sokrates zu seiner Aussage über Wissen, Nicht-Wissen und Wissen des Nicht-Wissen motiviert hat. Selbst jeder weitere Wissenszuwachs reduziert nicht das Nicht-Wissen, sondern vergrößert nur den Wissenshorizont und damit auch das Nicht-Wissen jenseits der aktuellen Wissensgrenze.
Konstanz ohne Veränderung
Natürlich geht es im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess auch um Veränderung. Dass die Veränderung eine notwendige Voraussetzung zur Verbesserung ist, habe ich eingangs schon erwähnt. Veränderungen gibt es daher immer in der inhaltlichen Dimension der Verbesserungsthemen. Darüber hinaus gibt es Veränderungen in der Breite und Tiefe der Verbesserung. Anfänglich (d.h. nach Einführung des KVP) gibt es ein hohes und breites Potenzial an Verbesserungsthemen. Trotzdem ist es hier wichtig ein ausgewogenes Niveau zwischen Umfang und Geschwindigkeit der Veränderungen zu finden, um die beteiligten und betroffenen Menschen nicht zu überfordern. Ebenso gibt es im Verlauf des KVP Veränderungen, was die Tiefe der Veränderungen angeht. Anfänglich besteht die Gefahr, dass nur an den Symptomen rumgedoktert wird, ohne die wahren Ursachen zu erkennen und zu beseitigen. Wenn dann später nicht in die Tiefe gegangen wird, besteht die Gefahr, dass vermeintlich keine Themen mehr identifiziert werden können. Die Konstanz bei der Veränderung liegt eher in der Ebene des Bewusstseins für die Notwendigkeit der Veränderungen, zumindest im eingeschwungenen Zustand nach dem zu Beginn das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Veränderung sich erst noch entwickeln muss. Ebenfalls konstant in der Veränderung ist die Routine in der Vorgehensweise, wie dies bspw. in der Verbesserungs-Kata beschrieben wird.
Wenn Ihnen also irgendwann mal die Frage nach Konstanz gestellt wird, können Sie jetzt mit Fug und Recht sagen, dass Sie wichtige Teile kennen. Wundern Sie sich aber bitte nicht, wenn Ihr Gesprächspartner Sie dann mit Unverständnis anschaut. Die Chance ist groß, dass er oder sie möglicherweise doch die Stadt am Bodensee meint und nur den Weg wissen will.
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