25 Prozent Wertschöpfung

Löcher statt Bohrmaschinen

oder

Sind 25 Prozent Wertschöpfung genug?

Sie alle kennen die Marketingaussage „Baumärkte verkaufen keine Bohrmaschinen, sondern die Möglichkeit Löcher in eine Wand zu machen„.

Aber haben Sie auch mal darüber nachgedacht, wie viele der Tätigkeiten, die mit dem Bohren der Löcher zu tun haben, wirklich wertschöpfend sind? Und welche so genannten Verschwendungen dabei vermieden werden können?

Nehmen wir mal an, Sie wollen im Schlafzimmer ein neues Bild der Familie aufhängen. Wie sehen die einzelnen Schritte dazu aus? Vereinfachend unterstellen wir noch, dass Sie schon eine Bohrmaschine besitzen.

  1. Sie holen die Bohrmaschine aus dem Keller (die Wenigsten von uns werden ihre (Zweit-)Bohrmaschine für den Fall der Fälle im Schlafzimmerschrank lagern ;-) Notwendige Unterstützungsleistung, aber das Loch ist noch nicht in der Wand. Im Sinne vermeidbarer Verschwendungen ist das der Transport (von Material/Werkzeug) und die Bewegung (Menschen). Gut, ich gebe zu, trotzdem kein Grund für die Bohrmaschine im Kleiderschrank.
  2. Dann merken Sie, dass das Kabel der Bohrmaschine zu kurz ist und Sie schicken Ihre Frau in den Keller, um das Verlängerungskabel zu holen. Blindleistung, denn Sie hätten auch vorher über die Länge des Kabels nachdenken können. Aber immerhin hat Ihre Frau gleich daran gedacht, dass der Staubsauger gebraucht wird, um den Bohrdreck wegzusaugen. Auftretende Verschwendung ist die Wartezeit, bis das Kabel da ist.
  3. Sie bewahren alle Bohrer in einer großen Kiste auf und müssen erstmal den passenden suchen. Blindleistung, die mit etwas Ordnung vermieden werden kann. Nebenbei erkennen Sie, dass Sie von einem Durchmesser drei Stück haben. Dann spannen Sie den Bohrer in die Bohrmaschine. Unterstützungsleistung. Die Verschwendung liegt im Bereich Suchen und Lagerhaltung.
  4. Sie bohren das Loch. Eigentlich wäre das jetzt Nutzleistung, würde nicht just in diesem Augenblick Ihre Frau wieder ins Schlafzimmer kommen, um Ihnen den Bilderrahmen zu zeigen. Jetzt stellen Sie fest, dass der Rahmen kleiner als angenommen ist und Sie deshalb das Loch viel zu hoch in die Wand gebohrt haben. Damit wird aus der Nutzleistung ganz schnell eine Fehlleistung (wertmindernd und ungeplant), denn das Wand hat jetzt ein Loch, wo keins sein sollte. Entsprechende Verschwendungen sind der Fehler des falschgebohrten Lochs und die fehlende Einbeziehung der Mitarbeiter (erzählen Sie das aber nicht so Ihrer Frau) und deren ungenutztes Knowhow.
  5. Um eine eheliche Krise zu vermeiden, holen Sie die Spachtelmasse aus dem Keller und spachteln das Loch wieder zu. Um das Streichen des Schlafzimmers sind Sie grad‘ noch mal herumgekommen. Beim Spachteln handelt es sich wieder um Blindleistung, da es sich um eine wertneutrale, aber ungeplante Aktivität handelt (aus der Sicht eines Gipsers sicher anders, aber Sie stellen ja nur den ursprünglichen Zustand wieder her). Als Verschwendung haben wir hier die Fehlerkorrektur.
  6. Das zweite Loch sitzt dann glücklicherweise an der richtigen Stelle. Also handelt es sich jetzt zweifelsfrei um Nutzleistung (geplante Wertschöpfung), weil Sie ja ein Loch in die Wand machen wollten, um das Bild aufzuhängen (vereinfachend vernachlässigen wir mal noch das Thema Dübel und Haken). Die Verschwendung ist aber die Doppelarbeit durch das zweite Loch.
  7. Zum Abschluss (zur Beibehaltung des häuslichen Friedens, s.o.) nehmen Sie den Staubsauger und entfernen den Bohrdreck. Anschließend bringen Sie Bohrmaschine, Verlängerungskabel und Staubsauger zurück in den Keller. Das ist nun wieder Unterstützungsleistung, die zwar geplant aber wertneutral ist (außer Sie wollen am nächsten Tag das Haus verkaufen, wozu es sauber aussehen sollte, um einen guten Preis zu erzielen). Verschwendung tritt durch den unnötigen Prozessschritt auf (der Profil saugt direkt beim Bohren ab).

Anhand von diesem kleinen Beispiel habe ich Ihnen die verschiedenen Leistungsarten aufgezeigt. Haben Sie im Geist mal mitgerechnet, wie hoch der Anteil der Nutzleistung war? Im Schnitt aller deutschen Unternehmen ergibt sich folgende Aufteilung in diese Leistungsarten:
fussball

  • 25 % Nutzleistung: wertsteigernde, geplante Aktivitäten
  • 45 % Unterstützungsleistung: wertneutral, geplant
  • 20 % Blindleistung: wertneutral, ungeplant, die klassischen Verschwendungen
  • 10 % Fehlleistung: wertmindernd, ungeplant

Wenn wir diese Aufteilung auf eine Fußballmannschaft übertragen,

  • laufen nur 3 Spieler wirklich auf den Platz und spielen dann,
  • einer der Spieler bleibt allerdings in der zweiten Halbzeit auf der Bank sitzen,
  • 4 Spieler sitzen auf der Bank und unterstützen die Mannschaft durch den Jubel, aber sie spielen nicht mit,
  • 2 Spieler wurden in der ersten Minute vom Platz gestellt und
  • 1 Spieler hat das Trikot verwechselt und spielt 90 min auf das falsche Tor.

Jetzt stellen Sie sich mal vor, in der anderen Mannschaft laufen auch in der zweiten Halbzeit drei Spieler aufs Feld. Oder der Spieler mit dem falschen Trikot merkt es in der zweiten Halbzeit und zieht sich um. Damit würden 20 bis 40 % mehr wertsteigernde Aktivitäten ausgeführt werden. Das dürfte der Mannschaft (bzw. dem Unternehmen) doch einen erheblichen Vorteil beim Ergebnis bringen. Und auch die Spieler bzw. Mitarbeiter dürften zufriedener sein, da sie plötzlich Einfluss auf das „Spielergebnis“ haben. Zu guter Letzt wird auch das Publikum (die nicht ganz unwichtigen Kunden) von der Entwicklung in der zweiten Halbzeit ziemlich erfreut sein.


Worüber wir im privaten Umfeld kaum nachdenken und was dort sicher irrelevant ist, kostet Ihr Unternehmen richtig viel Geld. Trotzdem ist in vielen Unternehmen der Faktor Gewöhnung sehr hoch und die resultierenden Verschwendungen werden gar nicht mehr wahrgenommen. Das drückt sich dann auch durch die o.g. Aufteilung aus. Und das ist nur der Durchschnitt. Sicher gibt es Unternehmen, die besser sind. Aber es gibt dann auch Unternehmen, die schlechter sind. Wissen Sie, wo Ihr Unternehmen steht?

Lean Management und kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) zielen darauf die Nutz- und Unterstützungsleistung zu optimieren sowie Blind- und Fehlleistung zu erkennen und zu vermeiden.

Wenn Sie wissen möchten, wie auch Sie in Ihrem Unternehmen von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen profitieren können, um Kosten zu senken, Umsätze zu erhöhen und die Zufriedenheit Ihrer Kunden zu steigern, rufen Sie mich jetzt am besten an oder schreiben Sie mir, damit wir in einem unverbindlichen Gespräch klären, wie ich Sie dabei unterstützen kann. Ich freue mich über Ihren Anruf oder Ihre Nachricht.

Wenn Sie jemanden kennen, der in seinem Unternehmen auch diese Vorteile erreichen möchte, dürfen Sie gerne diese Seite weiterempfehlen. Vielen Dank!

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