KVP – eine Frage der Helden und Farmer

Helden

James Womack hat in einem Blog-Artikel sehr schön unterschiedliche Führungsstile und das zugrundeliegende Führungsverständnis gegenübergestellt. Er verwendet dort die Metaphern der Helden und der Farmer und beschreibt damit die Vorgehensweisen und Auswirkungen.

Er macht dabei kein Hehl daraus, welchen Ansatz er vorzieht und wird auch deutlich in der Begründung dafür.

Über Helden hatte ich schon einmal einen Artikel geschrieben, damals allerdings durch eine andere Brille.

Helden

Helden sind die Führungskräfte, die gerne im Rampenlicht stehen. Sie schaffen durch massive Einschnitte die notwendige Wende und dabei manchmal auch nur den schnellen Anschein von Ordnung im Chaos. Die Helden werden jedoch überflüssig, nachdem die imanente Gefahr vorüber ist und sich die Organisation gewandelt hat.

Die Helden selbst hält es dann auch nicht in dieser Situation, weil ihre Stärken hier nicht mehr zum Tragen kommen. Durch den resultierenden Wechsel entsteht allerdings wieder neuen Unruhe, welche noch verstärkt wird, wenn die neue Führungskraft ebenfalls heldenhafte Züge trägt.

In meinen Augen haben heldenhafte Führungskräfte noch weitere Eigenschaften, welche problematisch sein können.

Helden tendieren oft dazu weitere Helden neben oder auch unter sich nicht zu dulden, weil sie sich tendenziell von ihnen bedroht fühlen, kennen sie doch – zumindest unbewusst – deren heldenhafte Ambitionen, in denen sie ihnen gleichen.

Deshalb tendieren sie auch dazu, nur Schildträger heranzuziehen, die aber in der Regel kaum Eigeninitiative zeigen und nur selten die gleiche Geschwindigkeit mitgehen können. Damit wird aber wiederum die Wirksamkeit des Helden limitiert.

„Wer mir einen Helden zeigt, dem zeige ich eine Tragödie.“

– Scott Fitzgerald, amerikan. Schriftsteller

Farmer

Im Gegensatz zu Helden haben Farmer einen langfristigeren Zielhorizont vor Augen und erkennen auch die eigene Endlichkeit. Deshalb suchen sie auch „Mitstreiter“, denen sie auf Augenhöhe begegnen und die ihre Rolle übernehmen können.

Sie erkennen auch den Wert stetiger, kontinuierlicher Verbesserung, stellen dazu die entsprechenden Ziele aus Kundensicht ins Zentrum und das eigene Ego zurück.

Sie tendieren auch nicht dazu, sich Dinge schön zu reden und ein Schaulaufen gegenüber anderen zu veranstalten, sondern wollen aus deren Hinweisen zur bestehenden Realität lernen.

Sie scheuen sich nicht davor, Ihre Mitarbeiter durch Fragen weiterzuentwickeln, wissend, dass sie selbst die notwendigen Antworten gar nicht geben können, sondern auf das Fachwissen der Mitarbeiter angewiesen sind.

Helden tendieren dagegen, die Antworten selbst zu geben, stören sich aber gleichzeitig daran, dass die Mitarbeiter Eigeninitiative vermissen lassen, die sie im Grunde aber gar nicht wollen und zumindest unbewusst durch das eigene Auftreten unterbunden haben.

Ein auf Dauer angelegter Kontinuierlicher Verbesserungsprozess braucht Alltagshelden in Form von Farmern, die nach gemeinsamen Lösungen suchen, die Beiträge aller zu schätzen wissen und sich der eigenen Grenzen, zumindest unter dem zeitlichen Aspekt, bewusst sind.

Frage: Welcher Typ Führungskraft herrscht in Ihrem Unternehmen vor? Was sind die Folgen daraus? Wie haben Sie möglicherweise zu dieser Situation beigetragen?

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