KVP – eine Frage der Reife

Reife

Dieser Artikel ist aufgrund der Inspira­tion durch einen Beitrag im Manage­ment-Radio entstanden, in dem es um die Reife­grad­ent­wick­lung von Men­schen, speziell Führungs­kräften, ging. Dahinter steckt ein Persön­lich­keits­test, der jedoch anders als klassi­sche Tests dieser Art aber keine (stati­schen) Eigen­schaften wieder­gibt, sondern die dynami­sche Entwick­lung des Reife­grads der Men­schen bzgl. ihrer Reak­tions- und Anpas­sungs­fähig­keit an wechselnde Situa­tionen „bewertet“.

Diese Gedanken lassen sich in meinen Augen auch auf den Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess über­tragen und anwenden. Letzten Endes sind es aber auch dort keine abstrak­ten Instanzen, sondern auch Per­sonen bzw. Personen­gruppen, die den Reife­grad bilden und beein­flussen.

Diese Personengruppen – Unternehmens­leitung, Füh­rungs­kräfte, Mitar­beiter, Liefe­ranten – stehen dabei in Bezie­hung zuei­nander und beein­flussen sich und den KVP auch mehr oder weniger stark.

Reife der Unternehmensleitung

Die Reife der Unternehmens­leitung hat bspw. starken Einfluss auf die Fehler­kultur im Unter­nehmen. Weiterer Ein­fluss besteht in Situa­tionen, in denen der KVP ins Stocken gerät, weil sich mög­licher­weise nicht die gewün­schten Resul­tate ein­stellen, In diesem Fall ist es wichtig, dass die Unter­nehmens­leitung den anderen Betei­ligten den Rücken stärkt und ihnen nicht in denselben fällt, weil sie selbst im Grunde nicht an die Wirkung des KVP glaubt. Grund­sätz­lich bildet die Unter­nehmens­leitung eine starke Vorbild­funktion – mit posi­tiven wie auch nega­tiven Einfluss­mög­lich­keiten. Dessen muss sich die Unter­nehmens­leitung bewusst sein und entspre­chend handeln. Darüber hinaus darf sich die Unter­nehmens­leitung nicht außer­halb des KVP stellen, sondern muss auf ihrer Ebene der gleichen Coaching-Rolle nachkommen, wie das unten noch für die Führungs­kräfte beschrie­ben wird. Der flexible Umgang mit Problem­situationen ist dabei ein wich­tiger Grad­messer für die Reife der Unter­nehmens­leitung im KVP.

Reife der Führungskräfte

Wie schon bei der Unternehmens­leitung angedeutet, sind die Füh­rungs­kräfte in ihrer Rolle als Coaches für Ihre Mitar­beiter (die auch Führungs­kräfte sein können) ein wichtiger Einfluss­faktor bei der Entwick­lung des Reife­grads der anderen Personen­kreise. Dabei ist zu beachten, dass das Hauptziel dieser Coaching-Rolle nicht „nur“ die Problem­lösungs­kompetenz der Mitar­beiter ist, sondern die Fähig­keit ist, sich selbst und die Prozesse, in denen sie arbeiten‚ weiter­zuent­wickeln und zu verbessern. Die Problem­lösungs­kompe­tenz wird dabei nicht ignoriert, sondern quasi „en passant“ mitent­wickelt.

„Einfachheit ist das Resultat der Reife.“

– Friedrich Schiller

Reife der Mitarbeiter

Der Reifegrad der Mitarbeiter übt einen ähnlich großen Einfluss auf den KVP aus, wie der einer der beiden anderen Personen­gruppen. Insgesamt geht es dabei nicht darum, den Einfluss des Reife­grads unter­schied­lich zu gewichten. Letzt­lich käme auch nie­mand auf die Idee den Verlust eines Beins oder eines Arms in seinem Ein­fluss auf einen Men­schen unter­schied­lich zu bewerten, und weil der Arm und das Bein eine unter­schied­liche Rolle spielt. Die Wichtig­keit der Mitar­beiter kommt in der Wirkung zum Ausdruck, die sie durch ihre Zahl ausüben, ebenso wie durch den Ein­fluss in den Pro­zessen aber auch auf deren Verbesse­rungs- und Ent­wick­lungs­fähig­keit. Wie es durch ein Grund­prinzip der Job Relations im Training Within Industry zum Ausdruck kommt, erzielen Führungs­kräfte ihre Wir­kung nur durch ihre Mitar­beiter.

Reife der Lieferanten

Die Lieferanten spielen natür­lich in der Gesamt­wert­schöpfungs­kette eine wichtige fachlich-techni­sche Rolle. Wenn für einen Prozess schlechte Qualität angeliefert wird, kann selten das Prozess­ergebnis davon unbeein­flusst sein. Zumindest wird inner­halb des Prozesse zusätz­licher Aufwand ent­stehen, um die schlechte Qualität am Eingang zu kompen­sieren. Neben dieser Form des Einflusses wird jedoch die Reife der Liefe­ranten kaum Ein­fluss auf die Reife der anderen Betei­ligten haben. Möglicher­weise wachsen diese sogar in ihrer Reife durch die zusätz­lichen Heraus­forde­rung. Insgesamt wird ein Unter­nehmen in einem reifen KVP immer auch bestrebt sein, die Liefe­ranten in die Weiter­ent­wick­lung einzu­beziehen. Nicht umsonst exis­tiert der Begriff und die Tätig­keit der Liefe­ranten­ent­wick­lung.

Die Entwicklung des Reifegrads der verschie­denen betei­ligten Personen­gruppen kann jetzt nicht unab­hängig vonei­nander betrachtet und behandelt werden. Die Liefe­ranten sind zwar etwas stärker außen vor, aber es wird in der Praxis nicht funktio­nieren, wenn eine sequen­zielle bzw. hierar­chische Form der Entwick­lung einzelner Personen­gruppen gewählt wird, sei es top-down oder bottom-up. M.E. müssen minde­stens die unternehmens­internen Personen­gruppen gleich­zeitig in ihrer Entwick­lung unter­stützt werden, weil sie sich sonst in der Entwick­lung und der Arbeit im KVP gegen­seitig – und damit den Erfolg des KVP insgesamt – behindern werden.

Frage: Welche Reife hat der KVP in Ihrem Unter­nehmen? Wie bildet sich die Reife auf die einzelnen Personen­gruppen ab? Wo bestehen Wechsel­wirkungen zwischen den Personen­gruppen und ihrer Reife?

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