Viele Aspekte der Kommentare bzgl. der Kommunikationsformen und -inhalte lassen sich auf die Kommunikation und die resultierenden Effekte im KVP übertragen, bspw. zwischen Führungskraft und Mitarbeiter bzw. Team.
Konzentrieren will ich mich in diesem Artikel auf die drei Wahrnehmungsfilter Generalisierung, Verzerrung und Tilgung, wie sie im Meta-Modell der Sprache im NLP (Neuro-Linguistischen Programmieren) eingeführt wurden.
Bei allen drei Wahrnehmungsfiltern ist zu beachten, dass sie an mehreren Stellen im Kommunikationsprozess auftreten. Im Kern beziehe ich mich nur den Abschnitt zwischen dem „Konsumieren“ eines Artikels, dem Verfassen eines Kommentars und dem Austausch über Artikel und Kommentare im Anschluss. Natürlich treten diese Effekte auch beim Verfassen eines Artikels auf. Dort sind sie allerdings in ihren Auswirkungen nicht (so deutlich) erkennbar, weil das ungefilterte Bild nicht nicht sichtbar ist.
Die Wahrnehmungsfilter sind dementsprechend auch an verschiedenen Stellen bzw. bei verschiedenen Personen wirksam.
Generalisierung
Bei der Generalisierung bzw. Verallgemeinerung werden Aspekte oder Aussagen aus Einzelfällen auf allgemeine Fälle bzw. sogar alle Fälle übertragen. Im KVP passiert das leicht, wenn Erkenntnisse oder Erfolgsfaktoren bzw. die zugrundeliegenden Methoden und Werkzeuge aus Einzelfällen unreflektiert auf andere Situationen oder sogar unternehmensübergreifend übertragen werden und dann großes Erstaunen auftritt, wenn die gewünschten Resultate ausbleiben. Manchmal tritt auch ein quasi umgekehrter Effekt auf, dass ein Begriff (oder eine Metapher) in einem bestimmten Szenario „besetzt“ wird und es dann anderen Konzepten verwehrt wird, daran Anleihen zu machen. Ein öfters anzutreffender Fall ist dabei bspw. der Richtungsstreit, der manchmal zwischen Lean und Six Sigma auftritt und dann in den unterschiedlichen Ansichten zu Lean Six Sigma seinen Höhepunkt findet (was auch schon eine Generalisierung ist und nicht nur einen Artikel füllen würde ;-)
– Bruce Lee
Tilgung
Die Tilgung wird dann problematisch, wenn die getilgten Informationen oder sonstigen Bestandteile Einfluss auf die Ergebnisse ausüben. Dieser Effekt tritt auf, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen oder verkürzte wiedergegeben werden. Der Übergang zwischen Tilgung und Verzerrung ist dabei fließend, eine Tilgung kann bspw. Verzerrungen zur Folge haben.
Im KVP hat die Tilgung speziell dann negative Auswirkungen, wenn Randbedingungen und Erfolgsfaktoren übersehen werden und deshalb bei der Übertragung auf andere Situationen oder in andere Organisationen weggelassen werden. Die kulturellen Grundlagen von Lean, KVP und Co. sind dafür ein „beliebtes“ Beispiel. Die Aussage, dass Lean, KVP und Co. nur im japanisch-asiatischen Kulturkreis funktioniert, wäre wiederum eine Form der Generalisierung, die durch die Tilgung (oder Unkenntnis) der Wurzeln im TWI (Training Within Industry) begründet ist.
Verzerrung
Beliebte Verzerrungen treten bei konstruierten Ursache-Wirkungsbeziehungen auf oder bei der Verknüpfung von unabhängigen Aussagen, wie das bei der Korrelation im Gegensatz zur Kausalität sehr leicht auftritt.
Wie oben schon angedeutet, erzielt die Verzerrung ihre besondere Wirkung durch die Kombination mit den beiden anderen Wahrnehmungsfiltern. Da die Verzerrung gleichzeitig auf sehr subtile Weise (bewusst oder unbewusst eingesetzt) auftreten kann – manchmal nur durch Tausch, Hinzufügen oder Weglassen einer Präposition – sollte ihr besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Der in meinen Augen einzige (!) Weg im Umgang mit den Wahrnehmungsfiltern ist es, diese bei sich selbst und anderen laufend und konzentriert zu beobachten, in der Folge die eigene und fremde Kommunikation (in beiden Richtung) zu hinterfragen (durch Reflexion und Rückfragen), um die gefilterten Anteile wieder ins Bewusstsein zurückzuführen bzw. zu korrigieren und damit die nachteiligen Auswirkungen zu vermeiden bzw. zu reduzieren.
Insbesondere im KVP und den dabei notwendigen Feedback-Schleifen (innerhalb der Verbesserungszyklen aber auch den beteiligten Personen) ist es wichtig, die Wahrnehmungsfilter zu erkennen, aufzulösen und angemessen zu vermeiden. Damit schließt sich an dieser Stelle der Kreis zum Titel des heutigen Artikels.
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