In Wahrheit ist aber viel öfters genau das Gegenteil der Fall. Die Gründe, warum Erfolge nicht so einfach kopiert werden (können), sind dabei unterschiedlicher Natur. Sie sind teilweise darin begründet, wie mit Erfolgen (und Fehlern) umgegangen wird.
Übertriebene Selbstsicherheit & Optimismus
Dieser Effekt ist besonders dann ausgeprägt, wenn im Unternehmen modernes Heldentum herrscht. Dann werden Erfolge oft den eigenen Fähigkeit oder dem Team zugeschrieben, statt bloßem Zufall, der sich sich dem eigenen Einfluss aber entzogen hat. Übertriebene Selbstsicherheit führt auch zur achten Verschwendungsart, der mangelnden Nutzung des Potenzials der Mitarbeiter.
Das größte Problem der Selbstsicherheit ist sie nicht selbst, sondern die sich selbstverstärkenden Effekte, die sich daraus ergeben, die dann bewirken, dass Einflussfaktoren nicht erkannt werden.
Nicht erkannte Einflussfaktoren
Ganz oben auf der Liste der nicht erkannten Einflusfaktoren steht ganz einfach Glück. Wenn das Bewusstsein für die Möglichkeiten unbekannter Einflussfaktoren sinkt, resultiert dann daraus oft auch eine fehlende Reflexion über die Erfolgsursachen, was der erste Schritt zu einer unsystematischen Vorgehensweise ist.
– Bertholt Brecht
Unsystematische Vorgehensweise
Während es sehr systematische Vorgehensweise gibt, um Probleme und deren Ursachen zu erkennen, ist bei Erfolgen oft genau das Gegenteil der Fall. Grundsätzlich besteht dabei auch nicht der Druck, Fehlerursachen zu erkennen, weil ja oberflächlich betrachtet alles gut ist. Dazu gehört auch der Ansatz des „never change a running system“.
Im Fehlerfall wird typischerweise sehr schnell nach dem „Warum“ gefragt, während das im Erfolgsfall unterbleibt. Ebenso sind viele statistische Werkzeuge darauf ausgerichtet, Unterschiede und Abweichungen zu erkennen.
Vernachlässigtes Risikomanagement
Dieses Problem tritt immer genau dann auf, wenn es (scheinbar) keine Probleme gibt und dadurch Nachlässigkeit entsteht. Dabei ist aber schon genau diese Einstellung der (geglaubten) Abwesenheit von Problemen das größte Problem.
So kritikwürdig manche Vorgänge in der Finanz- und Bankenwelt sind, wurde dort aber erkannt, dass zurückliegende positive Effekte (im Börsenumfeld) nicht dazu geeignet sind, von dort auf die Zukunft zu schließen.
Ein Hebel, um mittels kontinuierlicher Verbesserung dem Ausruhen auf Erfolgen zu entgehen, ist die Einstellung gegenüber dem Status Quo, die ich mal als Weisheit der Prozessoptimierer genannt hatte: Der aktuelle Zustand ist immer der Schlechteste.
Erfolg schafft weniger Antrieb als die Unzufriedenheit mit einer fehlerbehafteten Situation.
Aus Erfolg kann auch deshalb schlechter gelernt werden, weil durch die Wiederholung von Erfolgen nur Routine resultiert aber eben keine Lerneffekte. Routine ist zwar grundsätzlich wichtig und ein zentrales Element des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, steht aber der Bewusstmachung der Erfolgsfaktoren im Weg.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma besteht darin, den Erfolg mit all seinen Randbedingungen bewusst zu modellieren. Dazu gehört auch, die potenziellen Erfolgsfaktoren zu testen, auch auf die Gefahr hin, dass sich daraus Fehlschläge ergeben, die aber langfristig einen positiven Einfluss auf die Lerneffekte und den Erfolg haben.
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