Maßmode oder von der Stange – Was hat Bekleidung mit Geschäftsprozessen zu tun?

Die Inspiration zu diesem Artikel hatte ich durch meine Vertretung bei einem Unternehmerfrühstück. Optimale Bekleidung hat viel mit optimalen Geschäftsprozessen zu tun. Stellen Sie sich nur mal vor, es gäbe nur Einheitskleidung in einer Größe, am besten auch noch Unisex, wie das in anderen Bereichen in aller Munde ist. Vermutlich wäre niemand damit einverstanden und könnte auf Dauer nicht damit leben.

Ähnlich verhält es sich mit Geschäftsprozessen. So individuell wie Menschen und ihre Kleidungsanforderungen sind, so individuell sind auch Unternehmen und ihre Geschäftsprozesse. Die Individualität drückt sich in Geschäftsprozessen in ganz verschiedenen Aspekten aus. Das ist nicht nur die grundsätzliche Gestaltung der Geschäftsprozesse, die letztlich immer von den Endkunden für die Leistungen und Produkte eines Unternehmens abhängt. Das ist auch der andere Standort, der eine andere Logistik benötigt. Oder es ist die Größe des Unternehmens und/oder die Vielfalt der angebotenen Leistungen und Produkte, die einmalige Geschäftsprozesse erfordern. Auch die Zusammensetzung der Mitarbeiter und ihr Ausbildungsgrad kann Einfluss auf die Abläufe im Unternehmen haben.

Auch auf einer Meta-Ebene sind Unternehmen und ihre Prozesse einmalig. Die eine Dokumentationsform der Prozesse ist in einem Unternehmen angemessen und sollte in einem anderen Unternehmen anders aussehen. Das gilt dann auch für den Prozess, wie Prozesse aufgenommen, analysiert, eben dokumentiert und schließlich verbessert werden. Die eine ERP-Software leistet in einem Unternehmen gute Dienste, ist jedoch in einem anderen Unternehmen oder einer anderen Branche völlig unbrauchbar.

So wie wir ganz natürlich bei der Auswahl unserer Kleidung auf unsere individuellen Bedürfnisse eingehen, sollten auch Geschäftsprozesse auf das Unternehmen zugeschnitten werden. Und so wie die Mode einem konstanten Wandel (zumindest dem Wechsel der Jahreszeiten) unterliegt, verändern sich auch die Anforderungen an Geschäftsprozesse. Das kann langsam vorsichgehen, wie der Wechsel der Jahreszeiten oder schlagartig wie ein plötzlicher Wetterumschwung. So kann morgen falsch sein, was heute und in der Vergangenheit richtig war. Im Bereich der Mode würde niemand “Sommer befohlen” im tiefsten Winter akzeptieren. Bei unseren Geschäftsprozessen ist dagegen die Veränderungsbereitschaft manchmal nicht so groß und es wird zwanghaft an Überkommenem festgehalten, obwohl der Wechsel dringend angesagt wäre und möglicherweise von den Mitbewerbern schon vollzogen wurde.

Bei der Mode greifen wir auf passende Konfektionsgrößen zurück oder lassen uns sogar die Kleidung auf den Leib zuschneidern. Und wenn der Bund zu weit ist oder zu eng wird, lassen wir einen Abnäher reinmachen oder etwas rauslassen. Bei Geschäftsprozessen ist eine vergleichbare Vorgehensweise angebracht. Die Aktivitäten und Abläufe sind auf die Endkunden und das Unternehmen abzustimmen und zugeschnitten zu dimensionieren.

Frage: Trägt Ihr Unternehmen noch die richtige “Kleidung” oder sind die Prozesse schon etwas aus der Mode geraten? Leistet Ihre Unternehmens-Software noch die passenden Dienste oder ist es an der Zeit mal die “Unterhosen zu wechseln”? Welche Ideen lassen sich noch unter modischen Aspekten auf Geschäftsprozesse übertragen?

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