Wo Achtsamkeit keine Lösung ist

Achtsamkeit

Achtsamkeit mag zur Reflexion, zum Umgang mit Stress, im Rahmen persönlicher Weiterentwicklung und ähnlichen Situationen durchaus ein angebrachtes Mittel bzw. Werkzeug sein, im Kontext der Prozessoptimierung hat Achtsamkeit in meinen Augen nichts verloren.

Wie komme ich jetzt zu dieser Ansicht (obwohl ich schon mal einen Artikel dazu geschrieben hatte [1])?

Bei den eingangs aufgelisteten Szenarien handelt es sich um Situationen, bei denen bewusstes Handeln und die damit verbundene Einstellung zu den Situationen und den Handlungen eine wichtige Rolle spielen. Das heißt, in der Regel und so weit es noch nicht unbewusste bzw. entsprechend antrainierte Automatismen sind, entscheide ich mich bewusst für die Achtsamkeit ggü. meiner Umwelt, für meine Einstellung und meine Handlungen.

Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass ich mich auch dagegen entscheiden kann oder zumindest für eine entsprechende Gleichgültigkeit ggü. den Folgen und Auswirkungen.

Natürlich können Menschen dieses Verhalten (also die Nicht-Achtsamkeit oder Ignoranz) auch bei Geschäftsprozessen an den Tag legen. Grundsätzlich gehe ich persönlich aber davon aus, dass Menschen in der Regel bei der Arbeit Leistung erbringen wollen und diese nur in Ausnahmefällen bewusst und gezielt torpedieren.

Wenn man jetzt Achtsamkeit (ggü. den Handlungen) gezielt als Notwendigkeit für funktionierende Geschäftsprozesse voraussetzt, liegt es in meinen Augen auch entsprechend nahe bei Folgen fehlender Achtsamkeit die Ursache bei den Menschen zu suchen und diese dafür bzw. für die Folgen verantwortlich zu machen.

„Sei streng mit dem Prozess, aber sanft mit den Mitarbeitern.“

– Toyota Motors

Diese Einstellung tritt bspw. zutage, wenn als Maßnahmen nach Fehlern o.ä. Schulungen oder Trainings angesetzt werden, in der Hoffnung, dass damit schon die Ursachen beseitigt und abgestellt sind.

Natürlich habe ich nichts gegen Schulungen und Trainings. Schließlich bin ich ein Verfechter des Training Within Industry mit dessen zentraler Säule der Job Instructions.

Wenn allerdings menschliches Verhalten als Ursache für Fehler festgemacht wird, sind es in der logischen Konsequenz auch die Menschen mit ihrem Verhalten, die dann zu Schuldigen gemacht werden.

Viel besser wäre es, zu prüfen, welche Veränderungen in den Prozessen notwendig sind, damit die Fehler erst gar nicht gemacht werden können, bzw. zumindest die Fehler entsprechend entdeckt und neutralisiert werden können [2].

Und selbst wenn der Prozess an sich den Fehler verhindert hätte, sollte immer zuerst die Frage gestellt werden, was den Mitarbeiter darin behindert oder ihn davon abgehalten hat, den Prozess ansprechend zu befolgen bzw. wie der Prozess entsprechend erweitert werden kann, dass zumindest das Nicht-Einhalten entdeckt wird bzw. im Idealfall gar nicht möglich ist.

Mit diesen Grundgedanken spielt die (fehlende) Achtsamkeit dann keine Rolle mehr und ist im übertragenen Sinn auch keine Lösung mehr für bestehende Probleme durch auftretende Fehler.

Bei diesem Prozess trägt die Führungskraft die Verantwortung dafür, dass die Menschen in den Prozessen fehlerfreie Arbeit leisten können, dass in den Prozessen geeignete Vermeidungsstrategien bzw. Entdeckungsmaßnahmen vorhanden sind, um zumindest die Fehlerfortpflanzung zu verhindern.

Ein möglicher Schritt auf dem Weg zu diesem Idealzustand sind die Layered Process Audits, bei denen sich die Führungskraft ein aktuelles Bild der Prozesse beschafft und bei erkanntem Nicht-Befolgen von Prozessstandards für die entsprechenden Gegenmaßnahmen verantwortlich ist.

Wenn Sie wissen möchten, wie der Umgang mit Layered Process Audits in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] KVP – eine Frage der Achtsamkeit
[2] Poka Yoke Prinzip

Frage: Wie gehen Sie mit (scheinbar fehlender) Achtsamkeit Ihrer Mitarbeiter um? Wo hat die Achtsamkeit als Maßnahme ihre Grenzen? Wie könnten Alternativen zur Fehlervermeidung aussehen?

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