Ziele im NLP und im Projektmanagement

Ziele sind sowohl im NLP als auch in Projekten zentrale Punkte, da beide Disziplinen zielorientiert sind (im Gegensatz zu problemorientierten Vorgehensweisen). Dabei gibt es viele Gemeinsamkeiten und auch ein paar Unterschiede (eher Ergänzungen als Widersprüche).

Ziele im Projektmanagement

Im Projektmanagement besteht typischerweise die Anforderung, Ziele SMART zu definieren. Bei den Abkürzungen gibt es unterschiedliche Interpretationen. Hier sind die mir bekannten und die Kurzbeschreibungen, wie ich sie am liebsten verwende:

  • S : specific, significant, stretching
    Das Ziel soll klar definiert und deutlich beschrieben sein.
  • M : measurable, meaningful, motivational
    Das Ziel soll messbar sein bzgl. der Erreichung und des Fortschritts.
  • A : agreed upon, achievable, attainable, action-oriented, acceptable
    Das Ziel soll mit allen Beteiligten abgestimmt sein.
  • R : realistic, relevant, reasonable, rewarding, result-oriented
    Das Ziel soll mit den verfügbaren Ressourcen erreichbar sein.
  • T : time-based, timely, tangible, trackable
    Das Ziel soll zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht sein.

Es darf beachtet werden, dass im Projektmanagement Ergebnisziele und Vorgehensziele unterschieden werden. Weitere Ausführung dazu siehe unten.

Ziele im NLP

Im NLP werden an Ziele die sogenannten Wohlgeformtheitskriterien angelegt. Dies sind die oben aufgeführten SMART-Kriterien und einige Ergänzungen, welche in den erweiterten Darstellungen von SMART teilweise auch schon enthalten sind.

  • Das Ziel ist in seiner Beschreibung positiv formuliert. Dieses Kriterium ist speziell bei Prozess- bzw. Vorgehenszielen in Projekten wichtig, da es dort immer mal wieder passieren kann, dass diese Ziele “weg-von” formuliert sind bzw. in einer Vermeidungsbeschreibung enden. Noch besser ist es natürlich, wenn die Prozessziele in Ergebnisziele transformiert werden, d.h. wenn eine einzuhaltende Vorgehensweise in einen bestimmten Ergebnis resultiert, das idealerweise am Projektende erhalten bleibt (s.u.).
  • Das Ziel ist mit den eigenen Ressourcen ökonomisch erreichbar. Das ist vermutlich der deutlichste Unterschied zum Projektmanagement. Dort können insbesondere der Auftraggeber und der Projektleiter die Ziele in aller Regel nur durch die Mitwirkung anderer Personen erreichen und sind auf deren Mitarbeit angewiesen.
  • Das Ziel ist mit der Umwelt (kontextspezifisch) und übergeordneten Werten und Zielen vereinbar, es ist ökologisch (vgl. Logische Ebenen). Dies entspricht weitgehend dem ‘A' der SMART-Definition (agreed upon).
  • Das Ziel beschreibt idealerweise einen Zustand bzw. ein Ergebnis, kein Vorgehen, Verhalten oder Prozess. Ein Ziel in diesem Sinn ist entweder ein reales Objekt mit bestimmten Eigenschaften oder die Fähigkeiten einer Person, ggf. auch eine Nominalisierung (siehe Meta-Modell der Sprache), die etwas virtuell greifbar macht. Der Zustand bzw. das Ergebnis hat über den Prozess der Zielerreichung hinaus Bestand und führt daher mindestens auf der persönlichen Ebene zu nachhaltigerer Zufriedenheit. Der Zustand bzw. das Ergebnis ist durch die Nachhaltigkeit auch leichter messbar zu gestalten, weil von Dauer, während ein angestrebtes Verhalten ja jederzeit wieder beendet werden kann. Zwei besonders problematische Ziele wären z.B. das Nicht-Rauchen oder das Abnehmen. Beide Ziele sind erstens nicht positiv formuliert und charakterisieren zweitens ein (Nicht-)Verhalten, das ja jederzeit wieder beendet werden kann. Das ist ein Grund, warum diese beiden Ziele so oft nicht erreicht werden.
  • Bezüglich der Erreichbarkeit eines Ziels wird im NLP ggf. die Unterteilung in kleinere Teilziele ergänzt. Diese Unterteilung hat auch den Vorteil, dass der NLP-Anwender sofort mit dem ersten kleinen Teilziel ins Handeln kommen kann. In Projekten wird die Unterteilung durch die Zielhierarchie erreicht.
  • Zur Messbarkeit eines Ziels wird im NLP oft das sinnesspezifische Erleben des erreichten Ziels hinzugefügt, speziell wenn es sich um persönliche Ziele handelt. Das mag zugegebenermaßen bei “gewöhnlichen” Projektzielen schwieriger sein, kann aber oft mit etwas Kreativität und Übung im Projektmanagement ebenso erreicht werden, zumindest wenn es um die Abbildung der Projektziele auf die persönlichen Ziele der Beteiligten geht. Ggf. muss hier eine Abstraktion der Ziele vorgenommen werden. Z.B. Zielerreichung bedeutet Erfolg, wie fühlt sich der Erfolg an?

Ein Grundidee des NLP zum Umgang mit Zielen ist das Hineinversetzen in den Zielzustand (deshalb auch nicht Vorgehen/Verhalten/Prozess) – möglichst mit allen Sinnen – und der von dort aus rückblickenden Betrachtung, welche Schritte bis zum Erreichen des Ziels zu gehen sind.

Die hier ergänzten NLP-spezifischen Kriterien werden im Projektmanagement teilweise durch andere Mechanismen abgedeckt.

Das Aufstellen einer Zielhierarchie realisiert je nach Vorgehensweise einerseits die Unterteilung in Teilziele bzw. die Abbildung auf übergeordnete Ziele. Das gilt dann besonders für die Einordnung in die übergeordneten Unternehmensziele. Die Zielhierarchie eines Projekt beinhaltet auch Aspekte der Vollständigkeit und der Konsistenz. Beide Aspekte lassen sich teilweise auf den NLP-Begriff der Ökologie (nicht die umgangssprachliche Ökologie im Sinne der Umweltverträglichkeit) abbilden. Die Vollständigkeit des Zielsystems spielt beim NLP bei weitem nicht die Rolle wie in Projekten.

Im Projektmanagement findet weiterhin noch die Klassifizierung von Zielbeziehungen statt. Zielbeziehungen können unterstützend, konkurrierend (der häufige und zu beachtende Fall im Projektmanagement) oder neutral sein. Die Zielbeziehungen lassen teilweise wieder auf die NLP-Begriffe der Ressourcen, der Ökonomie und Ökologie abbilden.

Zusätzliche Besonderheiten des Projektmanagements sind weitere Kategorisierungen der Ziele.

  • Nach dem Zielgegenstand: Leistungs-, Kosten-, Termin-, Qualitätsziele
  • Nach dem Grad der Verbindlichkeit: Muss-, Soll- oder Kann-Ziele
  • Nach dem Bezug zum Projekt: Interne oder externe Ziele
  • Nach der Beziehung zum Projektergebnis: Die schon erwähnten Ergebnis- und Vorgehensziele sowie Nutzungsziele (können auch als Teilmenge der Ergebnisziele verstanden werden)

Der vermutlich größte Unterschied im Zielverständnis von NLP und Projekten ist der Auftraggeber. Im klassischen Projektmanagement sind Auftraggeber und Projektleiter in der Regel unterschiedliche Personen und es besteht ein (formales) Auftraggeber-Auftragnehmer-Verhältnis zwischen ihnen. Der Auftraggeber und/oder der Projektleiter in seinem Namen wirken an der Zieldefinition mit. Im NLP existieren diese beiden Rollen in dieser Form nicht. Zielgebend ist der NLP-Anwender oder der Klient im Fall einer Coaching-Situation.

Ein weiterer Unterschied zwischen Projektmanagement und NLP ist der kommunikative Umgang mit Zielen. Während es in Projekten unabdingbar ist, dass die Ziele eines Projekts zu allen Beteiligten (inkl. vermeintlich externer Stakeholder) kommuniziert und mit diesen angemessen abgestimmt werden, sind Ziele im NLP primär nur für den Anwender relevant und nur im Rahmen der Ökologie zur Umwelt zu kommunizieren und mit ihr abzustimmen. Im NLP, d.h. im persönlichen Kontext des Anwenders kann es je nach Szenario sogar nötig und/oder angemessen sein, beides zu unterlassen. Im Projektmanagement würde man in diesem Fall von einer unzulässigen “Hidden Agenda” sprechen.

Zusammenfassend gibt es m.E. viele Gemeinsamkeiten im Zielverständnis von NLP und Projektmanagement. Durch bewusste Nutzung des Zielverständnisses beider Disziplinen lässt sich ein höheres Niveau im Umgang mit Zielen erreichen. Auch dadurch wird der Wert der Kombination von NLP und Projektmanagement und der Einsatz von NLP im Projektmanagement deutlich.

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