Diese Gedanken lassen sich in meinen Augen auch auf den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess übertragen und anwenden. Letzten Endes sind es aber auch dort keine abstrakten Instanzen, sondern auch Personen bzw. Personengruppen, die den Reifegrad bilden und beeinflussen.
Diese Personengruppen – Unternehmensleitung, Führungskräfte, Mitarbeiter, Lieferanten – stehen dabei in Beziehung zueinander und beeinflussen sich und den KVP auch mehr oder weniger stark.
Reife der Unternehmensleitung
Die Reife der Unternehmensleitung hat bspw. starken Einfluss auf die Fehlerkultur im Unternehmen. Weiterer Einfluss besteht in Situationen, in denen der KVP ins Stocken gerät, weil sich möglicherweise nicht die gewünschten Resultate einstellen, In diesem Fall ist es wichtig, dass die Unternehmensleitung den anderen Beteiligten den Rücken stärkt und ihnen nicht in denselben fällt, weil sie selbst im Grunde nicht an die Wirkung des KVP glaubt. Grundsätzlich bildet die Unternehmensleitung eine starke Vorbildfunktion – mit positiven wie auch negativen Einflussmöglichkeiten. Dessen muss sich die Unternehmensleitung bewusst sein und entsprechend handeln. Darüber hinaus darf sich die Unternehmensleitung nicht außerhalb des KVP stellen, sondern muss auf ihrer Ebene der gleichen Coaching-Rolle nachkommen, wie das unten noch für die Führungskräfte beschrieben wird. Der flexible Umgang mit Problemsituationen ist dabei ein wichtiger Gradmesser für die Reife der Unternehmensleitung im KVP.
Reife der Führungskräfte
Wie schon bei der Unternehmensleitung angedeutet, sind die Führungskräfte in ihrer Rolle als Coaches für Ihre Mitarbeiter (die auch Führungskräfte sein können) ein wichtiger Einflussfaktor bei der Entwicklung des Reifegrads der anderen Personenkreise. Dabei ist zu beachten, dass das Hauptziel dieser Coaching-Rolle nicht „nur“ die Problemlösungskompetenz der Mitarbeiter ist, sondern die Fähigkeit ist, sich selbst und die Prozesse, in denen sie arbeiten‚ weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die Problemlösungskompetenz wird dabei nicht ignoriert, sondern quasi „en passant“ mitentwickelt.
– Friedrich Schiller
Reife der Mitarbeiter
Der Reifegrad der Mitarbeiter übt einen ähnlich großen Einfluss auf den KVP aus, wie der einer der beiden anderen Personengruppen. Insgesamt geht es dabei nicht darum, den Einfluss des Reifegrads unterschiedlich zu gewichten. Letztlich käme auch niemand auf die Idee den Verlust eines Beins oder eines Arms in seinem Einfluss auf einen Menschen unterschiedlich zu bewerten, und weil der Arm und das Bein eine unterschiedliche Rolle spielt. Die Wichtigkeit der Mitarbeiter kommt in der Wirkung zum Ausdruck, die sie durch ihre Zahl ausüben, ebenso wie durch den Einfluss in den Prozessen aber auch auf deren Verbesserungs- und Entwicklungsfähigkeit. Wie es durch ein Grundprinzip der Job Relations im Training Within Industry zum Ausdruck kommt, erzielen Führungskräfte ihre Wirkung nur durch ihre Mitarbeiter.
Reife der Lieferanten
Die Lieferanten spielen natürlich in der Gesamtwertschöpfungskette eine wichtige fachlich-technische Rolle. Wenn für einen Prozess schlechte Qualität angeliefert wird, kann selten das Prozessergebnis davon unbeeinflusst sein. Zumindest wird innerhalb des Prozesse zusätzlicher Aufwand entstehen, um die schlechte Qualität am Eingang zu kompensieren. Neben dieser Form des Einflusses wird jedoch die Reife der Lieferanten kaum Einfluss auf die Reife der anderen Beteiligten haben. Möglicherweise wachsen diese sogar in ihrer Reife durch die zusätzlichen Herausforderung. Insgesamt wird ein Unternehmen in einem reifen KVP immer auch bestrebt sein, die Lieferanten in die Weiterentwicklung einzubeziehen. Nicht umsonst existiert der Begriff und die Tätigkeit der Lieferantenentwicklung.
Die Entwicklung des Reifegrads der verschiedenen beteiligten Personengruppen kann jetzt nicht unabhängig voneinander betrachtet und behandelt werden. Die Lieferanten sind zwar etwas stärker außen vor, aber es wird in der Praxis nicht funktionieren, wenn eine sequenzielle bzw. hierarchische Form der Entwicklung einzelner Personengruppen gewählt wird, sei es top-down oder bottom-up. M.E. müssen mindestens die unternehmensinternen Personengruppen gleichzeitig in ihrer Entwicklung unterstützt werden, weil sie sich sonst in der Entwicklung und der Arbeit im KVP gegenseitig – und damit den Erfolg des KVP insgesamt – behindern werden.
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