Kennen Sie das? Sie sitzen auf dem stillen Örtchen und haben Ihr großes oder kleines Geschäft erfolgreich hinter sich gebracht. Dann greifen Sie nach links oder rechts … und greifen ins Leere!
Sie blicken hektisch um sich und sehen … nichts!
Schlagartig wird aus dem stillen Örtchen der Vorhof zur Hölle und Sie beginnen zu schwitzen.
Wie Ihr individueller Ausweg aus diesem Dilemma aussieht, weiß ich nicht und ich kann Ihnen für diese akute Situation auch keine universellen Tipps geben, um ihr zu entkommen. Was ich Ihnen zeigen kann, ist ein Weg zur Vermeidung dieser Situation. Dieser Weg lässt sich für Klopapier und eine Vielzahl anderer Verbrauchsmaterialien einsetzen, von Lebensmitteln bis Büromaterial.
Die Lösung sieht nun nicht so aus, dass auf der Toilette viel Klopapier gebunkert wird. Das löst nämlich das Problem des ausgehenden Toilettenpapiers nicht, sondern lässt den Fall nur seltener auftreten. Gleichzeitig kostet die Lösung auch etwas, nämlich den benötigten Platz für die zwischengelagerten Rollen. Und ein definierter Auffüllungsprozess entsteht dadurch auch nicht. Deshalb zählen Lager auch zu den sieben Arten der Verschwendung.
Jetzt will ich Sie aber nicht länger auf die Folter spannen und Ihnen den Trick verraten. Den Namen konnten Sie schon aus der Überschrift entnehmen. Kanban ist ein japanischer Begriff (Karte, Tafel, Beleg) aus der Produktionssteuerung, die sich am tatsächlichen Verbrauch von Materialien und Zwischenprodukten orientiert. Wie schon dargestellt, vermeidet das Kanban-Prinzip den Aufbau hoher Lagerbestände und regelt die Neuproduktion bzw. Beschaffung. In unserem Fall sieht die Vorgehensweise nun so aus:
Wenn die letzte Rolle vor Ort (dem Örtchen) auf den Toilettenpapierhalter aufgezogen wird, dient die leergewordene Rolle als Kanban-Karte. Damit bspw. in einem Haus oder einer mehrgeschössigen Wohnung keine unnötigen Wege entstehen (eine weitere Verschwendung) wird die leere Rolle gut sichtbar auf der Treppe in Richtung zum Lager des Klopapiers platziert, damit der nächste Bewohner, der die Treppe rauf- oder runtergeht, diese mitnimmt und neues Klopapier bereitstellt. Da bedeutet nun nicht, dass diese Person die Rollen direkt an den Ort des Bedarfs bringt. Es ist ausreichend, wenn die Rollen wieder zur Treppe gebracht werden, wo sie dann von der Person mitgenommen werden, die den Weg als nächstes geht. Idealerweise wird eine zweite Kanbanrolle oder -karte eingesetzt, um das Klopapierlager bedarfsweise beim nächsten Einkauf wieder aufzufüllen. Hier ist darauf zu achten, dass die Wiederbeschaffungszeit unter dem Zeitraum liegt, in dem die letzten Rollen aus dem Lager verbraucht werden (größere Feste oder Familienfeiern können hier eine logistische Herausforderung mitsichbringen). Der Vorteil der Kanbanrolle liegt darin, dass sie nicht zurück an den Lager- oder Verbrauchsort gebracht werden muss (wie das bei normalen Kanbankarten der Fall ist), weil dies das frische Klopapier selbst definiert.
Dieses einfache Beispiel lässt sich einfach auf andere Haushaltsszenarien ausdehnen und kann auch entsprechend der ursprünglichen Herkunft im betrieblichen Umfeld eingesetzt werden. Dabei möchte ich allerdings vor der unüberlegten Einführung warnen. Es gibt dann trotz des einfachen Prinzips einige Voraussetzungen zu beachten, damit das System auch funktioniert. Speziell bei der Einführung des Kanban-Prinzip ist die Mitwirkung der Beteiligten ein entscheidender Erfolgsfaktor. Das war (und ist ;-) auch bei der Kanbanrolle ein zentraler Punkt.
Frage: Wo treten in Ihrem Unternehmen immer wieder Beschaffungsprobleme auf, weil der Bedarf nicht rechtzeitig erkannt wird? Welchen Einfluss haben diese Probleme auf Ihre eigene Lieferfähigkeit? Welche Zwischen- und dezentralen Lager (bspw. für Büromaterial) entstehen zur Kompensation der Beschaffungsprobleme?
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