Kann heiraten lean sein?

heiraten

Aus besonderem Anlass gibt es einen Artikel außer der Reihe, der sich mit der wich­tigen Frage beschäf­tigt, ob heiraten lean sein kann. Primär geht es um die kurz­fristigen Folgen, die einen geschätz­ten Lean-Kollegen betreffen könnten. Der Artikel gibt nicht meine persön­liche Lang­zeiter­fahrung wieder. Das könnte Thema eventuell eines zukünftigen Artikels sein.

Wenn es um die Frage nach lean oder nicht geht, gilt der erste Blick in der Regel dem Zustand der sieben Ver­schwen­dungs­arten, die ich hier noch um zwei weitere angerei­chert habe.

Die sieben Verschwendungsarten

Transport

Heutzutage ergeben sich in den meisten Fällen die Trans­port­ver­schwen­dungen zeit­lich deut­lich früher, wenn zwei Haus­halte zusammen­gelegt werden können. Man könnte des­halb auch sagen, dass früher alles besser war. Da zog das junge Paar direkt aus dem Hotel „Mama“ ins neue gemein­same Heim. Dadurch traten meist keine unnö­tigen Trans­portver­schwen­dungen auf, weil das Paar zu Beginn ohne Alt­lasten begannen. Die Altlasten und deren Transport lassen sich auch statt phy­sisch auch psycho­logisch betrachten. Auch unter diesem Blick­winkel gab es doch die gute alte Zeit.

Inventar

Das Haushalt zusammen­legen birgt natür­lich nicht nur die Verschwen­dung Transport in sich, sondern dann oft auch die direkte Folge der Redun­danz einiger Ausstat­tungs­gegen­stände. Die doppel­ten Möbel sind sich dabei meist gut beherrsch­bar, weil offen­sicht­lich und deshalb wirk­same Gegen­maß­nahmen getroffen werden (Veräußerung oder Sperrmüll). Subtiler sind dabei eher die vermeint­lichen Kleinig­keiten (nicht kompati­bles Geschirr und Besteck, speziell im Küchen­bereich und bei Vorrats­dosen.

Bewegung

Da die oben genannten Trans­porte meist durch Bewe­gungen der Betei­ligten – um nicht von Betrof­fenen zu reden – durchgeführt werden, sind natürlich auch hier Folgen anhängig. Ich igno­riere hier mal die Fälle des nicht betrof­fenen Freundes­kreises, der durch anste­hende Umzüge plötz­lich beteiligt wird und sich meist der Verant­wortung durch Ahnungs­losig­keit nicht ent­ziehen kann. Mir geht hier um eine weitere, sehr sub­tile Form der Bewegung. Der männ­liche Teil der Leser­schaft ahnt es viel­leicht schon mit Schrecken: Das Tanzen, speziell die Vorbe­reitungs­tanz­kurse, um ein Mindest­maß an Kompe­tenz vorzu­täuschen. Den Begriff Standard­arbeit möchte ich in diesem Fall eigentlich gar nicht in den Mund nehmen. In diesem speziellen Fall tritt oft damit gepaart noch eine neue, noch unbe­nannte Verschwen­dungsart auf – die Schulungs­maß­nahmen ohne wirk­liche Beteili­gung an zukünf­tiger Wert­schöpfung.

Warten

Diese Form der Ver­schwen­dung ist typi­scher­weise individuell im Auf­treten. Ein paar klassi­sche Formen, die auftre­ten können, möchte ich hier auf­listen. Im Gegen­satz zu betrieb­lichen Warte­szenarien wird das Warten im Heirats­umfeld von den Betrof­fenen durchaus auch so wahr­genommen, von den Verur­sacher(innen) aller­dings weniger. Des­halb sind diese Ver­schwen­dungen nicht weniger kri­tisch. Gewartet wird oft auf die Antwort auf den Antrag, ebenso wie auf die Braut am Tag der Hoch­zeit, speziell bei der kirch­lichen Trauung. Die Hinter­gründe entzie­hen sich hierbei mangels Einblick meiner Kennt­nis. Erfreu­licher­weise hat der Gesetz­geber in der Warte­zeit für das Aufge­bot und der Suche nach Trau­zeugen seit 1998 ein Einsehen gehabt und diese Not­wendig­keit ersatz­los gestrichen.

„Von weitem sieht eine Ehe außer­ordent­lich einfach aus.“ – Hans Fallada

Überbearbeitung

Wie Wartever­schwen­dungen sind auch die Über­bearbei­tungen in ihrem Wesen höchst indivi­duell. Leider lassen sie sich vor der Heirat jedoch nur schwer prüfen und man(n) ist ihr deshalb auch stark ausgeliefert. Häufige Fälle lassen sich unter der Formu­lierung „ich heirate eine Familie“ subsu­mieren (obwohl dieser Ausdruck in so fern irre­führend ist, dass er eine nicht vorhan­dene Vorher­sagbar­keit vermuten lässt).

Überproduktion

Auch in diesem Fall ist das Auf­treten von den spezi­fischen Ver­hält­nissen abhängig. Interes­santer­weise ist hier Ursache und Wirkung nicht in allen Fällen vorher abschließend zu klären. Eine aufmerk­same Beobach­tung der nächsten neun Monate nach dem Ereignis lässt dabei Rückschlüsse auf die Ursache-Wirkungs-Zusammen­hänge zu. Die Ein­deutig­keit der Rück­schlüsse nimmt mit zuneh­mender Dauer jedoch ab.

Defekte & Fehler

Leider kommt es in der Folge von Heirats­vorgängen zu Nach­arbeiten und manch­mal zu Rückruf­aktionen. Ebenso kann es vor­kommen, dass aus zurück­liegen­den Fehler­szena­rien nichts gelernt wird und es deshalb zu Wieder­holungen kommt. Weitere Auskünfte kann ich (glücklicherweise) mangels eigener Erfah­rung nicht geben. Daher fühle ich mich auch nicht kompe­tent und berufen, hier Rat­schläge zur Vermei­dung zu geben.

Verschwendungsart acht & neun

Nicht ausgeschöpftes Mitarbeiterpotenzial

Im Zusammen­hang mit der vorigen Ver­schwen­dungs­art scheint das Mitar­beiter­potenzial durch einen Konti­nuier­lichen Ver­besse­rungs­prozess mit regel­mäßigen Zufrie­den­heitsbe­fragungen einen posi­tiven Effekt zu besitzen.

Komplexität

Hier steht als erstes die Frage im Raum, wann etwas komplex ist (im Vergleich zu kom­pliziert). Hier möchte ich nur kurz meine Defi­nition nennen und den Rest der Fantasie und Bewer­tung des Lesers über­lassen. Weitere Auskünfte gebe ich gerne in Einzel­gesprächen ;-) Komple­xität ist dann nicht gegeben, wenn ein System durch Zer­legen in einfa­chere Bestand­teile struk­turiert werden kann und dadurch Verständ­nis für das Ganze entsteht.

Sie sehen also, die sieben (plus zwei) Ver­schwen­dungs­arten sind auch im Zusammen­hang mit dem Heirats­prozess zu berück­sich­tigen, um folgende Enttäu­schungen zu vermei­den. Den Transfer in betrieb­lich-unter­nehme­rische Verhält­nisse unter dem Stich­wort Mergers & Acquisi­tions über­lasse ich gerne Bera­tern, die sich darauf spezia­lisiert haben. Meine Vermu­tung geht zwar in die Rich­tung, dass es hier durchaus Ähn­lich­keiten gibt, da ich jedoch (erfreu­licher­weise) nur auf einen posi­tiven Einzel­fall in der persön­lichen Erfah­rung zurück­greifen kann, fühle mich nicht zu Tipps berufen. Deshalb fehlen hier auch die üblichen Reflek­tions­fragen. Zum Abschluss verweise ich noch auf meine Unter­suchungen zur Frage, ob das Leben lean sein kann.

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