So, jetzt habe ich Sie wahrscheinlich genug auf die Folter gespannt und deshalb will ich das Rätsel der HIPPO auflösen.
Die HIPPO ist die Highest Paid Person's Opinion, also die Meinung der höchstbezahlten Person. Im allgemeinen ist das ja durchaus ein Effekt, der in Unternehmen immer wieder mal zu beobachten ist. Ob dieser Effekt hilfreich ist, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.
Wer oder was ist jetzt von diesem Effekt betroffen?
In meinen Augen können wir dabei zwei Personen und eine „Sache“ unterscheiden.
Die HIPP selbst
Natürlich mag es als Betroffener angenehm sein, wenn die eigene Meinung zählt. Wenn das allerdings (nur) der Fall ist, weil es aus dem (Gehalts-)Status resultiert, man sich schon fragen, ob das ein sinnvoller Ansatz ist. Im KVP kommt dann noch dazu, dass Meinungen jetzt nicht wirklich eine Basis sind, auf der Verbesserungen begründet werden sollten. An dieser Stelle sollte auch zwischen Meinung, Wissen und Entscheidung differenziert werden, vor allem durch einen bewussten Umgang damit. Wie weiter unten noch ausgeführt, können hierbei auch Routineeffekte eine Rolle spielen, die historisch in einer anderen Person begründet sind. Besonders gerne tritt dieser Effekt in Nachfolgesituationen auf.
– John F. Kennedy
Alle anderen Nicht-HIPPs
Mit der Orientierung an der HIPPO besteht die sehr große Gefahr, dass es bei den Nicht-HIPPs zu einer erlernten Unselbstständigkeit kommt. In der Regel handelt es sich bei diesem Prozess um einen schleichenden Vorgang, der von den Beteiligten im Verlauf kaum wahrgenommen wird, wenn überhaupt dann oft erst, wenn es zu spät ist und eine Umkehrung erhebliche Anstrengungen nachsichziehen würde. In vielen Fällen kommt es auch zu Demotivationseffekten, die mehr oder weniger offen zu Tage treten. Der Dienst nach Vorschrift ist dabei eine häufige Ausprägung, dem dann oft mit vergeblichen Motivationsversuchen begegnet wurde, einem Bestreben, dass dann leicht zu einem Teufelskreis führt.
Das Unternehmen bzw. der Bereich, für den die HIPP verantwortlich ist
Die einseitige Ausrichtung und deren Auswirkungen habe ich bereits oben beschrieben. Bezogen auf das Unternehmen kommt es leicht dazu, dass der KVP zum Erliegen kommt, weil die Fähigkeiten der meisten Beteiligten nicht mehr genutzt wird (man spricht hier von der achten Verschwendungsart). Ich zitiere hier gerne den Slogan eines befreundeten Beratungsunternehmens, der besagt, dass Organisationen nie besser als ihre Mitarbeiter sein werden. Für das Unternehmen ist es wichtig, dass eine Vision besteht, die auch auf den KVP wirkt und den zentralen Antrieb für Verbesserung darstellt. Diese Vision zu formulieren und zu unterstützen, ist eine wichtige Rolle der HIPP und dabei durchaus eine sinnvolle Ausprägung der HIPPO.
Fazit
Die HIPPO ist also an sich keine schlechte Sache. Wichtig ist, dass sie von allen Beteiligten bewusst eingesetzt wird, sowohl von der prägenden Person als auch – wahrscheinlich sogar noch wichtiger – von allen anderen. Alle Personen tragen dabei ihren Anteil an der Verantwortung dafür, ohne dass einer davon wirklich hervorgehoben werden kann. Die HIPP muss dabei sowohl auf ihre Meinung achten, auf den eigenen Umgang ebenso wie auf den Umgang der anderen Beteiligten damit.
Eine große Gefahr, die die HIPPO in sich birgt, ist es, dass nicht nur Potenziale verloren gehen, sondern auch zusätzlich Verfälschung auftritt, die den Wert sogar unter den Ausgangspunkt senkt – klassische Fehlleistung also.
Sie können einen Kommentar hinterlassen, indem Sie hier klicken.
Artikel teilen auf ...
Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.