Warum Schwaben kein 5S können

Schwaben

Von außen betrachtet, könnte man ja meinen, dass die Schwaben eigentlich 5S erfunden haben (könnten). Dann könnte man das Schwaben-S auch als sechstes oder siebtes S einsortieren (je nach dem ob das sechste S schon durch Safety belegt ist). Auf den ersten Blick könnte die schwäbische Kehrwoche sogar die perfekte Repräsentation dessen sein. Gut, das fünfte S der Selbstdisziplin wird dort durch den Gruppendruck der Hausgemeinschaft oder der Nachbarn ersetzt, aber unterm Strich zählt das Ergebnis und der äußere Kontext kann manchmal mehr bewirken, als der innere Antrieb.

Leider muss ich jetzt aber mit diesem verklärten Weltbild auf den eigenen Stamm aufräumen und werde im Zuge dieses Artikels alle Nicht-Schwaben beruhigen, dass für sie auch noch Hoffnung besteht und sie möglicherweise sogar einen Vorsprung gegenüber den Schwaben haben.

Das Dilemma der Schwaben beginnt schon bei dem ersten S und ist begründet im heimischen Bereich, welches im „Schaffa, schaffa, Häusle baua …“ zum Ausdruck kommt.

Für besagtes Haus ist es für die erwartete und vorausgesetzte Wertsteigerung (Erhaltung reicht da nicht aus, man will ja was ordentliches vererben) zwingend notwendig, dass es nicht nur über einen Keller, sondern auch über eine Bühne (=Dachboden) verfügt. Hier kommen dann die Jäger-und-Sammler-Gene durch.

Wenn man dann schon diesem Stauraum hat, wird der Schwabe diesen auch nutzen wollen. Gepaart mit der Tendenz des Nicht-Wegwerfen-Können, kommt damit das Aussortieren zum Erliegen, noch bevor es richtig begonnen hat. Oder andersrum ausgedrückt, aussortieren funktioniert vielleicht im Keller noch, aber das Aussortierte kommt dann einfach kurzerhand auf den Dachboden. Man könnte es ja irgendwann nochmal brauchen.

„Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb.“

– Kurt Tucholsky

So weit also mal die Ausgangssituation. Jetzt wird der ein oder andere Leser vielleicht fragend mit den Schultern zucken oder sich als Nicht-Schwabe erleichtert auf dieselben klopfen. Wie kann also der Ausweg aus diesem Dilemma aussehen?

In meinen (schwäbischen) Augen gibt es zwei Ansatzpunkte aus diesem Dilemma.

Erstens indem ein Schmerz mit dem verschwendeten Platz verbunden wird. Indem man/Schwabe sich klarmacht, was mit dem wertvollen Platz sonst noch alles gemacht werden kann, außer bloß Sachen einzulagern, die oft auch die Tendenz haben, dort einfach vergessen zu werden (das Vererben muss ja nicht so weit gehen, dass man nur Hinterlassenschaften für zukünftige Generationen von Archäologen sammelt).

Hinter diesem ersten Ansatz steckt also das Grundprinzip, dass erstmal das Problem sauber definiert sein muss, um aus dem Wunsch nach Problemvermeidung bzw. Problemlösung die entsprechende Motivation zur Veränderung zu schaffen. Je besser das gelingt, desto größer wird die Chance sein, dass begonnene Veränderungen auch wirklichen Bestand haben werden.

Der zweite Ansatz ist wiederum der schon mehrfach erwähnte äußere Kontext. Das kann der bevorstehende Frühjahrsputz oder der vereinbarte Abfuhrtermin für den Sperrmüll sein. Besonders wirksam kann der äußere Kontext sein, wenn er von anderen Personen (mit)gestaltet wird, die dem beschriebenen Dilemma nicht unterliegen oder bspw. ein Interesse an dem freiwerdenden Platz haben.

Im betrieblichen Kontext können das Vorgesetzte sein, die den Auftrag haben, Platz für neue Produktlinien zu schaffen, ohne bestehende sofort aufgeben zu müssen.

Alternativ dazu soll es sogar Menschen geben, die mit Aufräumen ihr Geld verdienen ;-) Der große Vorteil dabei ist, dass durch eine externe Unterstützung innerhalb des Bereichs niemand zum Buhmann wird, nur weil er bestimmte Aktivitäten einfordert.

Besonders wirksam ist dieser Ansatz, wenn das Aussortieren im Rahmen einer 5S-Aktion nicht für die Betroffenen/Beteiligten gemacht wird, sondern mit ihnen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Wenn Sie wissen möchten, wie 5S in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen kann, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Welche Rolle spielt Platzverschwendung in Ihrem Umfeld? Welche Möglichkeiten werden dadurch verhindert? Wie umgehen Sie diese Hürde?

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