Was Überschätzung im Lean Kontext bedeutet

Überschätzung

Überschätzung betrachte ich in diesem Artikel bezogen auf den Lean-Kontext auf der persönlichen Ebene. Natürlich gibt es auch Aspekte, die sich auf der Organisationsebene abspielen, die werde ich evtl. in einem weiteren Artikel behandeln.

Auf der persönlichen Ebene gibt es dabei mindestens zwei Aspekte. Einmal kann man sich selbst überschätzen oder man kann andere überschätzen bzw. von anderen überschätzt werden. Um die Folgen dieser Überschätzung soll es in diesem Denkanstoß gehen.

Selbstüberschätzung kann im Grunde jeden Menschen betreffen. In meinen Augen sind Führungskräfte von der Selbstüberschätzung aber besonders bedroht. Ich verwende dabei bewusst die Formulierung einer Bedrohung, weil das teilweise externe Einflüsse sind, die gar nicht der bewussten Kontrolle der Führungskraft selbst unterliegen (obwohl sie natürlich ihren eigenen Anteil daran hat).

Die Selbstüberschätzung ist dabei im Verlauf einer typischen Karriere begründet. Durch bestimmte Leistungen und Fähigkeiten eines Menschen wird dieser zur Führungskraft (gemacht). Da beginnt schon der erste externe Einfluss. Die Leistungen und Fähigkeiten gehen zwar von diesem betreffenden Menschen aus. Sie erzielen ihre Wirkung aber erst in der externen Wahrnehmung durch andere. Dies kann dann in einer Beförderung in eine Führungsposition resultieren. Es kann aber auch sein, dass einem eine informelle Führung zugeschrieben wird, indem andere Personen einem folgen, auf einen hören oder sich auf andere Weise – durchaus auch unbewusst – zu Gefolgsleuten machen, das heißt auch die betreffende Personen eben in die informelle Führungsposition bringen, möglicherweise für diese auch in einer unbewussten Form.

In vielen Fällen geht die Überschätzung auch mit einer Unterschätzung einher. Das kann dann die eigenen Fähigkeiten betreffen oder die Fähigkeiten anderer. Die Überschätzung entsteht also nur durch einen Vergleich bzw. Maßstab.

Mit diesen Überlegungen will ich nicht ausdrücken, dass es nicht auch objektive Maßstäbe an die Leistungen und Fähigkeiten von Menschen gibt. Allerdings ist das nicht immer zwingend der Fall. Schon die Existenz des Begriffs der Überschätzung lässt ganz stark vermuten, dass dieses Phänomen vorhanden ist und man sich deshalb auch Gedanken darüber machen kann.

„Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden.“

– Jacques Tati

Je mehr ich darüber nachdenke, ist vermutlich sogar die externe Überschätzung (durch andere) der Ausgangspunkt für die anschließende interne Überschätzung eigenen Fähigkeiten, in dem Sinne, dass man das nur oft genug von anderen gehört haben muss – bzw. entsprechende Indizien (unbewusst) wahrgenommen hat – um irgendwann selbst daran zu glauben.

An dieser Stelle kann dann ein Teufelskreis einsetzen, der schlussendlich zur Selbstüberschätzung führt. Schon 1969 hat Laurence J. Peter daraus das sogenannte Peter-Prinzip formuliert, dass jemand bis zum persönlichen Punkt der Unfähigkeit befördert wird. [1]

Im Lean-Kontext besteht die Folge dieser Überschätzung dann oft darin, dass viel zu schnell zu Maßnahmen gegriffen wird, weil die Lösung einer Situation – bewusst (noch) nicht Problem genannt – scheinbar offen auf der Hand liegt, aber die eigentlichen Ursachen noch gar nicht durchdrungen und aufgedeckt sind.

Wenn es sich um externe Überschätzung handelt, geht diese oft mit bestimmten Erwartungshaltungen einher, die den Effekt des Griffs zu vorschnellen Lösungen weiter verstärken, ebenso wie die Folgen daraus.

Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist die konsequente Reflexion der Situationen und das laufende Hinterfragen der eigenen Beiträge bzw. Mitwirkung und Einflüsse und der eigenen Voreingenommenheit, ggü. sich selbst und zurückliegenden Einschätzungen anderer.

Auf der praktischen Ebene ist A3 Management dabei ein wertvolles Hilfsmittel. Gerade der Zwang zur Reduktion im Umfang auf das Papierformat und damit eine kurze, sprechende Geschichte zu formulieren, erfordert es sich Gedanken darüber zu machen, was weggelassen werden kann bzw. muss. Diese Reduktion verhindert dann auch, dass durch Überschätzung sprichwörtlich ein zu großer Bissen genommen wird. Dazu gehört auch der laufende Austausch über die Inhalte, sowohl nach unten in das beteiligte Team, wie auch nach oben zur betreuenden Führungskraft, in einer entsprechend kurzen und knappen Form, was ebenfalls den Bissen den bewältigbaren Verhältnissen anpasst.

Wenn Sie wissen möchten, wie A3 Management in Ihrem Verantwortungsbereich helfen kann, Situationen objektiv einzuschätzen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] Laurence J. Peter, Raymond Hull: Das Peter-Prinzip oder die Hierarchie der Unfähigen

Frage: Wo ist Ihnen schon Überschätzung begegnet? Wie kam diese Überschätzung zum Ausdruck? Welche Folgen haben sich daraus ergeben?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Oder teilen Sie den Artikel, gerne mit Ihrem Kommentar, auf Ihrem bevorzugten Social-Media-Kanal und lassen andere an Ihrer Erkenntnis teilhaben.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.