Das Richtige und die Profitabilität – (k)ein Widerspruch?

Profitabilität

Der Impuls zu diesem Artikel ist aus einem LinkedIn-Beitrag entstanden, in dem die Autorin die Frage zur Diskussion gestellt hat, ob “Doing the right thing” im Geschäftskontext profitabel sein kann.

Mein Kommentar dazu war, dass das „Richtige“ immer eine Frage der persönlichen Beurteilung und Sichtweise unterliegt, die wiederum stark von den (persönlichen) Werten beeinfluss wird. Entsprechend der NLP-Vorannahme[2] sollte man jedem Menschen erstmal eine positive Intension hinter einem Verhalten zugestehen (und kein Verhalten gibt's nicht), auch wenn das nicht bedeutet, dass man diese Bewertung der Intension und damit des Verhaltens teilen muss. Und schon dieser Umgang mit einem Verhalten kann u.U. eine echte Herausforderung sein, wenn es dem eigenen Verständnis von Richtigkeit widerspricht.

Zu diesem Zweck kann es auch hilfreich sein, die eigenen Gedanken – wie in einem Kommentar oder erweitert, einem eigenen Artikel – zu Papier zu bringen.

Im Geschäftskontext sollte man sich auch immer vor Augen führen, dass zu jeder geschäftlichen Interaktion immer mindestens zwei Parteien gehören und es damit im Grunde ein Wunder wäre, wenn diese die identische Bewertungsmaßstäbe für den Inhalt und den Kontext dieser Interaktion hätten. Dazu gehört in meinen Augen auch der Maßstab für Profitabilität.

Im Sinne der Interaktion kann auch der Austausch über diese Bewertungsmaßstäbe ein sehr hilfreiches Element sein. Nicht umsonst wird diesem Austausch bei Verhandlungen aller Art eine hohe Bedeutung beigemessen, auch wenn die Maßstäbe selbst wahrscheinlich gar kein Thema an sich sind.

Auf jeden Fall ist es auch nützlich, wenn sich beide Parteien bewusst sind, dass sie bei einer geschäftlichen Interaktion bzw. Transaktion typischerweise eben immer auch Werte austauschen, in der Regel auf einer greifbaren Ebene in Form einer Leistung und einer Vergütung. Diese beiden Tauschelemente können dann wiederum scheinbar unterschiedliche Formen annehmen – eine Werkleistung im Sinne eine Produkts oder Resultats oder eine Dienst- oder Arbeitsleistung im Sinne eines Arbeitnehmers oder Auftragsnehmers, dem die Vergütung durch einen Auftraggeber oder Arbeitgeber gegenüber steht.

„Denken und Sein werden vom Widerspruch bestimmt.“

– Aristoteles

Da kann es eben auch nützlich sein, wenn ein gemeinsames Verständnis über die Wertigkeit und die Richtigkeit dieser Tauschelemente vorhanden ist oder als Teil der Interaktion geschaffen wird.

Wenn das beispielsweise auf Basis der Lean-Prinzipien passiert, kann das vermutlich auch „nur“ hilfreich sein, weil damit zumindest in einem gewissen Maß eine gemeinsame Basis besteht (wobei es hier durchaus auch größere und kleinere Unterschiede im Lean-Verständnis geben kann).

Wenn man „Widerspruch“ jetzt einfach mal im Wortsinn betrachtet, steht für mich erstmal das „Sprechen“ darüber im Vordergrund. Und „Wider“ also „gegen“ verliert auch seine Schärfe, wenn man berücksichtigt, dass es erstmal einfach um eine Form der Antwort geht und die völlig identische Ansicht zweier Personen einer der beiden im Grunde überflüssig macht.

Im Lean-Kontext bzw. bei den Lean-Prinzipien steht auch nicht umsonst der Kundennutzen an oberster Stelle und bildet damit schon eine erste Gemeinsamkeit zwischen beiden Parteien.

Als Leistungsanbieter habe ich damit die Verantwortung mir Gedanken über den Nutzen meiner Leistung für meinen Kunden zu machen, so wie ich mir auch selbst Gedanken machen sollte, dass und wie ich diese Leistung auf eine profitable Weise anbieten kann.

Dabei ist Profitabilität zwar nicht die ultimative Folge aus dem Nutzen aber eine umgekehrte Konsequenz dürfte ziemlich klar auf der Hand liegen: Wenn ich für meinen Kunden keinen Nutzen biete, wird das, was ich biete, typischerweise auch nicht profitabel sein. Warum sollte mein Kunde eine Leistung (wenn man dann überhaupt diesen Begriff verwenden kann) eine Leistung vergüten, die ihm keinen Nutzen bietet.

Und ob ich das profitabel hinkriege, kann ihm im Grunde auch egal sein – wenn man mal davon absieht, dass er diese Leistung evtl. wiederholt in Anspruch nehmen will und es dafür hilfreich ist, wenn ich als Leistungserbringer dafür weiterhin zur Verfügung stehe.

Und selbst wenn ich im Markt bzgl. meiner Profitabilität unter Druck gerate, weil andere Mitspieler auftreten, ist das erstmal ein guten Zeichen, weil offensichtlich ein Markt vorhanden ist, ohne den andere Mitspieler die Szene gar nicht betreten würden. Und wenn sie es günstiger hinkriegen, zeigt das erstmal nur das, dass es offensichtlich möglich ist.

[1] LinkedIn-Beitrag
[2] NLP-Vorannahmen

Frage: Welche Gedanken haben Sie bzgl. einem Widerspruch zwischen Richtigkeit und Profitabilität in Ihrem Verantwortungsbereich? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus? Welche Maßnahmen leiten Sie davon ab?

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