Die Rolle von Experimenten in komplexen Situationen

Experiment

In Gegenüberstellungen von Lean und Agile wird immer wieder darauf verwiesen, dass Agile für die komplexen Situationen zuständig ist und Lean nur für die komplizierten. In meinen Augen ist eine oder die Ursache für diese Annahme, dass Lean aus Werkzeugen und Methoden besteht, die dann auch nur algorithmisch in komplizierten Szenarien zum Einsatz kommen können, weil diese sich durch methodische Ansätze in der Natur der Sache bedingt auflösen lassen.

Dabei wird aber verkannt, dass der zentrale Ausgangspunkt für Verbesserung im Lean Kontext der PDCA-Zyklus ist und dieser auf Experimenten basiert, bei denen der Ausgang im Grunde unbekannt sein muss, weil sie sonst diesen Namen gar nicht verdienen. Natürlich kann man über den Ausgang eines Experiment im Vorfeld spekulieren. Letztlich wird es durchgeführt, weil man sich eine Annäherung an einen definierten Ziel-Zustand davon verspricht.

Wenn der Weg dorthin allerdings im Vorfeld schon zweifelsfrei feststehen würde, kann man nur davon ausgehen, dass das gewählte Experiment – oder gar eine Folge von Experimenten – diesen Namen im wissenschaftlichen Sinn nicht verdient, weil dessen Ausgang ja schon bekannt sein müsste. Dementsprechend würde dabei aber kein neues Wissen geschaffen werden.

Wie in Mike Rothers Toyota Kata dargestellt, muss der Ziel-Zustand aber jenseits der Wissengrenze liegen und der Weg dorthin kann also gar nicht algorithmisch beschrieben und gegangen werden. Mit anderen Worten muss es sich damit um eine komplex Situation handeln. Könnte der Lösungsweg bzw. der Weg zur Lösungsfindung algorithmisch beschritten werden, könnte man das auch einer Maschine überlassen.

„Keine noch so große Zahl von Experimenten kann beweisen, daß ich recht habe; ein einziges Experiment kann beweisen, daß ich unrecht habe.“

– Albert Einstein

Hier könnte nur der Einwand entstehen, dass Algorithmen mittlerweile auch so komplexe Szenarien, wie eine Go-Spielsituation beherrschen und dabei auch dem Menschen überlegen sind. In meinen Augen wird dabei allerdings nur die schiere Rechenleistung ausgenutzt, bei der Computer, insbesondere spezialisierte, dem Menschen schon seit längerem überlegen sind. Diese Computer möglich dann vielleicht dem besten menschlichen Go-Großmeister überlegen sein. Es fehlt ihnen aber sehr wahrscheinlich (noch) die Fähigkeit ein Hühnerei im richtigen Maß weichzukochen.

Damit will ich auch zum Ausdruck bringen, dass wirkliche Problemlösung mittels Experimenten und echtem Lernen noch dem Menschen vorbehalten sind und dieser damit unabkömmlich ist. Ich kann auch noch nicht erkennen, dass Maschinen und Algorithmen wirklich zur Reflexion fähig sind und nicht nur zur Speicherung einer Unsumme fehlgeschlagener Versuche, was in meinen Augen kein wirkliches Lernen darstellt.

Mir fehlt auch noch die Vorstellungskraft, dass ein Algorithmus in der Lage ist bzw. sein wird, einen Lösungsweg auf einen A3-Blatt zu entwerfen und diesen in einer 10-minütigen Geschichte zu kommunizieren, so dass er für einen anderen Menschen oder eine Gruppe nachvollziehbar ist. Im Grund steht dem Computer dabei gerade die enorme zeitliche und räumliche Leistung seiner Auswahl- und Speichermöglichkeiten im Weg, diese Verdichtung und auch Vereinfachung vorzunehmen.

Menschen sollten daher bei der Problemlösung gar nicht den Versuch machen, es durch Powerpoint-Schlachten dem Computer nachmachen zu wollen, sondern sich auf die Einfachheit und auch Knappheit des A3-Formulars zu besinnen und zu beschränken.

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie mit dem A3-Formular Verbesserungsprozesse an der Problemstellung ausrichten können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Welche Rolle spielen Experimente in Ihrer täglichen Verbesserungsarbeit? Wie fördern Sie die Durchführung von Experimenten? Wie findet die Kommunikation und Dokumentation dabei statt?

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