Welche Rolle Anker im Lean-Kontext spielen

Anker

Anker sind ein wichtiger Ansatzpunkt, um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen (auch das eigene). Dabei wird die Nutzung eines Ankers mit einem resultierenden Verhalten gekoppelt. Es handelt sich dabei zwar nicht um einen kausalen Zusammenhang wie die Schwerkraft, aber durch die Kopplung entsteht trotzdem ein enger Zusammenhang in Form eines Wenn-Dann-Mechanismus.

Diese Kopplung kommt besonders beim Aufbau von Routinen und Gewohnheiten zum Einsatz, d.h. wenn es darum geht, bestimmte Abläufe bzw. ein bestimmtes Verhalten zu erreichen, das dann zu einer Routine wird.

Die Kopplung, d.h. Ankerung kann von einer Handlung ausgehen – wenn A gemacht wird, folgt dann auch B – oder sie kann räumlicher oder auch körperlicher Natur sein.

Im maschinellen Zusammenhang werden diese Effekte oft für sicherheitsrelevante Vorgänge genutzt. Dort handelt es sich dann auch um kausale Zusammenhänge. Bspw. kann eine Maschine erst gestartet werden, wenn ein Tür geschlossen ist oder ein irrtümlicher Eingriff in eine Gefahrenzone wird durch eine Zwei-Hand-Bedienung verhindert.

Im menschlichen Kontext ist die Kopplung meist subtiler und nicht so zwingend automatisch.

Ein wichtiger Einsatzfall sind bspw. die Karten der drei Job Programme im Training Within Industry (TWI) oder auch das Kata-Kärtchen mit den Fragen der Coaching-Kata. Anker- und damit Ausgangspunkt ist dabei primär die Mitführung der Karte, sodass sie eben sofort zum Einsatz kommen kann, aber auch in einer Form, dass dieser Einsatz gezielt ausgelöst wird.

Dazu kann es durchaus anfänglich einer bewussten Handlung bzw. Entscheidung bedürfen, bspw. in der Form „wenn eine Unterweisung (àla Job Instruction) mit einer Arbeitsaufschlüsselung (= Job Breakdown Sheet) beginnt, wird auch die Unterweisungskarte zurechtgelegt“. Dieser Effekt kann verstärkt werden, indem die Mitarbeiter offiziell aufgefordert werden, bei zu erhaltenden Unterweisungen sowohl den Einsatz von Arbeitsaufschlüsselungen als auch der Unterweisungskarte einzufordern bzw. natürlich selbst zu nutzen, wenn sie die unterweisende Person sind.

„Das gute Beispiel ist nicht eine Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen, es ist die einzige.“

– Albert Schweitzer

Mir ist mindestens ein Unternehmen bekannt, bei dem das tägliche Routine ist und auch auf die Job-Relations-Karte ausgedehnt wurde, die bei praktisch jeder Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter zum Einsatz kommt und sogar bei der schriftlichen Kommunikation (via eMail) als strukturierendes Element genutzt wird. Da der Inhaber des Unternehmens selbst tw. eher nachlässig war, hatte er von seinen Mitarbeitern zum Geburtstag eine übergroße aufblasbare JR-Karte bekommen. Die Botschaft kam definitiv an und hat zu einer bleibenden Verhaltensänderung bei ihm geführt.

Der Effekt hinter dem Anker der Karte ist im Grund noch wichtiger. Weil die Karten (Job Instruction und Job Relations) zum Einsatz kommen, finden sowohl die Unterweisungen als auch alle „normalen“ Kommunikationsvorgänge auf einer deutlich bewussteren Ebene statt. Dazu trägt auch bei, dass schon das bloße Durchlesen der Karte vor bzw. bei der Kommunikation die eigenen Gedanken zu einer „Sache“ verlangsamt und dadurch impulshafte Kommunikation verhindert erschwert wird. [1] [2] [3] [4]

Außerdem kommt durch den Einsatz der Karten bei einer geeigneten kommunikativen Begleitung auch Respekt zum Ausdruck, indem dabei immer mitschwingt „die Kommunikation mir Dir ist mir wichtig und soll bewusst stattfinden, deshalb nutze ich die Karte als Rahmen“.

Die Nutzung der genannten Karten oder auch selbst entworfener Karten ist ein wichtiges Element, um auch in der Führungsarbeit Standards zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Nicht um ein roboterartiges Verhalten zu erzeugen, sondern um eine verlässliche Routine (anderen und sich selbst gegenüber) zu entwickeln und die damit verbundenen positiven Effekte zu nutzen. Effekte, die an andere Stelle ganz natürlich und willkommen sind (beim Auto fahren, Kaffee kochen oder auch nur beim morgendlichen Aufstehen).

Wenn Sie über den Einsatz der TWI- und Kata-Kärtchen wissen möchten, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wo können Sie Anker nutzen, um Handlungen gezielt zu steuern? Welche Ihrer eigenen Handlungen oder Kommunikation kommt dafür in Frage? Welche Anker könnten sich daraus ergeben?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Oder teilen Sie den Artikel, gerne mit Ihrem Kommentar, auf Ihrem bevorzugten Social-Media-Kanal und lassen andere an Ihrer Erkenntnis teilhaben.

[1] Wie langsames Denken im Lean Management gefördert wird
[2] KVP – eine Frage der Langsamkeit
[3] Geschwindigkeit
[4] Schildkröte

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.