Warum sind gute Vorsätze so schwer dauerhaft umzusetzen?

Diese Frage ist immer wieder akut, speziell zu dieser Jahreszeit, wenn es um die Nachhaltigkeit der Neujahrsvorsätze geht. Wenn man gleichzeitig eine ehrliche Rückschau hält, scheint es darum nicht so positiv bestellt zu sein. Trotzdem machen Menschen immer wieder neue Anläufe mit guten Vorsätzen (und scheitern immer wieder daran). Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess kann dazu Abhilfe bieten.

Einer wichtigsten Hinderungsgründe gute Vorsätze dauerhaft umzusetzen und beizubehalten sind Gewohnheiten. Gewohnheiten, bestimmte Dinge auf eine gewisse Weise zu machen und andere zu lassen. Gewohnheiten werden normalerweise über einen längeren Zeitraum entwickelt (sicherlich nicht mal so geschwind zwischen Silvester und dem Neujahrsmorgen oder am Neujahrstag). Gewohnheiten sind dabei Fluch und Segen zu gleich. Gewohnheiten halten uns an gewohntem Verhalten fest. Gewohnheiten und Routinen sind aber aber auch wichtige Mechanismen, um erreichte Veränderungen beizubehalten. Neue Gewohnheiten entwickeln sich jedoch nicht von alleine. Nach Viktor Frankl befindet sich im Raum zwischen Reiz und Reaktion (=Entscheidung) die Freiheit und die Möglichkeit, die Antwort zu wählen.

Der erste Schritt ist also immer eine zu treffende Entscheidung, etwas zu verändern. Nebenbemerkung: Auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung, nämlich die, eben nichts zu verändern. Die Entscheidung kann zwar durch einen externen Impuls ausgelöst werden, sie selbst ist jedoch immer ein innerer Vorgang, den einem niemand abnehmen kann. Ultimativ ist es immer die persönliche Entscheidung, wie mit dem externen Impuls umgegangen wird.

Nach der Entscheidung für eine Veränderung kann es jedoch sehr wohl sinnvoll sein, mit externer Unterstützung zu arbeiten, um die notwendige Routine aufzubauen. Die externe Unterstützung kann dabei unterschiedliche Formen annehmen. Es kann mit einer öffentlichen Verpflichtung beginnen, die dann in der Folge den notwendigen Druck aufbaut, um bestimmte Handlungen durchzuführen (oder zu unterlassen), die dann schließlich zur Routine führen und eine neue Gewohnheit aufbauen. Es kann auch bedeuten, regelmäßige Erinnerungen zu erhalten, die wiederum die Handlungen stimulieren.

Manchmal kann es ausreichen, die Erinnerungen automatisiert von einer Maschine (Computer oder Smartphone) zu erhalten. Oft ist eine “zweibeinige” Erinnerungsmaschine besser geeignet, weil diese – wenn sie vorher mit den notwendigen Kompetenzen ausgestattet wurde – nicht so einfach ignoriert werden kann. In beiden Fällen ist die Regelmäßigkeit der entscheidende Faktor. Die Häufigkeit hängt dabei vom betreffenden Szenario ab. Für die neue Gewohnheit genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, wird eine wöchentliche Erinnerung sicherlich nicht ausreichend sein. Anders sieht das dann mit einer regelmäßigen Wochenplanung aus.

Selbstdisziplin mag dabei oberflächlich betrachtet hilfreich sein, Vorsätze umzusetzen. Primär dient die Selbstdisziplin m.E. “nur” dazu, Routine und Gewohnheiten aufzubauen, die es uns dann ermöglichen, Aktivitäten und Handlungen dauerhaft durchzuführen und damit die gesteckten Ziele zu erreichen. Unterm Strich ist das auch ein Vorteil, weil es mit den geschilderten Unterstützungsmaßnahmen deutlich einfacher ist, Gewohnheiten als Selbstdisziplin aufzubauen. Ich würde sogar so weit gehen, dass bei geeigneten Routinen die Selbstdisziplin dann eine Folge ist.

Aus den Erfahrungen des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses können wir auch lernen, dass kleine kontinuierliche Verbesserungen von einer stabilen Basis aus auf Dauer erfolgreicher sind, d.h. auch eher beibehalten werden, als große Veränderungen, die uns sprichwörtlich überwältigen. In der Umkehrung gilt hier sehr zutreffend Williams Faulkners Zitat: Ein Mensch, der kleine Steine abträgt, wird zum Schluss Berge versetzen.

Frage: Welche Vorsätze haben Sie letztes Jahr getroffen und doch nicht umgesetzt? Wo können Sie bei den diesjährigen Vorsätzen externe Impulse zur Erinnerung nutzen, um Routinen zu entwickeln? Wie können Sie Ihr Umfeld für die Erinnerungsmechanismen nutzen?

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