Ist Initiative wichtig im KVP? Nein! Diese Antwort verwundert Sie wahrscheinlich, deshalb will ich sie erklären. Zuerst will ich die Frage auf der formalen Ebene des Meta-Modells der Sprache betrachten. Mit dem Adjektiv „wichtig“ ist eine Tilgung verbunden, nämlich der eines Referenzbezug. Wichtig ist keine absolute Angabe wie bspw. die Farbe grün (und selbst davon bestehen unterschiedliche Bilder), sondern benötigt die Angabe eines Referenzpunkts. Fehlt diese Angabe, kommt es sehr schnell beim Empfänger zur unbewussten Ergänzung des Bezugs. In meinem Fall war der Referenzbezug die Routine im KVP, die ich für deutlich wichtiger erachte.
Damit kommen wir zum zweiten, eigentlichen und indirekten Teil der Begründung, das heißt der Frage, warum ist in meinen Augen die Routine wichtiger als Initiative (es gibt dann auch noch einen dritten Teil, der sich damit beschäftigt, warum Initiative aber auch nicht unwichtig ist).
Warum ist Routine wichtiger als Initiative?
Zur Routine gehört der Umgang mit Verschwendungen, notwendigen Verbesserungen und wie diese erreicht werden können. Bei den Verschwendungen ist es die Routine, diese wahrzunehmen und in einen Gesamtzusammenhang stellen können. Bei den Verbesserungen steht die Routine in einem ähnlichen Bezug. In beiden Fällen beruht Routine auch auf einem hohen Maß an Erfahrung, welche wie Routine durch wiederholten Umgang oder wiederholtes Tun entsteht.
Auch der Weg zu Verbesserungen beruht auf Routine, die sich im PDCA-Zyklus ausdrückt und der letztlich den Kern des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses darstellt. Damit schließt sich hier der Kreis, in dem Routine nur ein Synonym für Prozess darstellt.
– Peter F. Drucker
Nach dieser „Vorrede“ will ich jetzt wieder zurück auf die Initiative kommen, um die sich der Artikel ja drehen soll. In meinen Augen ist Initiative ein gegenüberliegender Pol von Routine. Sie steht aber mit dieser nicht in Konflikt, sondern verwendet die Routine als Fundament bzw. Boden, auf dem sie gedeihen kann. Metaphorisch betrachtet, ist die Initiative der Samen, der nur im Boden der Routine gedeihen kann.
Während die Routine im KVP bspw. durch die beiden Katas (Verbesserung & Coaching) erreicht wird, kann die Initiative durch ein betriebliches Vorschlagswesen (BVW) abgebildet werden. Auch hier gilt meiner Meinung nach, dass ein BVW ohne einen zugrundeliegenden KVP auf Dauer nicht funktionieren wird und hinter seinen Möglichkeiten weit zurückbleibt.
Ein ähnlicher Bezug zwischen Routine und Initiative besteht auch zwischen Kultur, Strategie und Technologie=Werkzeugen, wie das Peter F. Drucker in o.g. Zitat schon dargestellt hat. Übertragen bedeutet das, dass Initiative nie gegen eine Routine (=Kultur) bestehen wird, wenn die Routine Initiativen als solche nicht unterstützt und fördert bzw. gegen sie arbeitet.
Wie schon eingangs erwähnt, wollte ich mit meiner einleitenden Antwort nicht ausdrücken, dass Initiative unwichtig ist. Ohne Initiative, d.h. den Samen, wird die Routine – der Boden – keine Früchte tragen. Die Fragen der Coaching-Kata (einer Routine) dienen dazu, Initiative bei den Mitarbeitern zu fördern, sie aufzufordern und zu befähigen, Initiative zu ergreifen. Auch dadurch wird deutlich, dass Initiative und Routine Hand in Hand arbeiten müssen, um gemeinsam zur Zielerreichung und zum Erfolg beizutragen.
Diese notwendige Zusammenarbeit bildet sich auch auf die Mitarbeiter und Führungskräfte in der Belegschaft ab. Es sind verschiedene „Typen“ von Mitarbeitern hilfreich. Solche, die einerseits die Initiative ergreifen, Ideen entwickeln und damit Verbesserungen anstoßen, ebenso wie solche, die diese Impulse aufgreifen, umsetzen und daraus neue Arbeitsstandards schaffen.
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