Die spontane Bildung synergetischer Strukturen wird als Selbstorganisation bezeichnet. Ein Element, das im agilen und Lean Umfeld im Grund immer angestrebt wird und auch der Beherrschung von komplexen Systemen dient.
Die Synergetik geht davon aus, dass anhand von sogenannten Ordnungsparametern das Verhalten des komplexen Gesamtsystems gut vorhergesagt werden. Da diese Möglichkeit gleichzeitig der klassischen Definition komplexer Systeme widerspricht, lohnt es sich umso mehr, darüber nachzudenken. Letztlich wird durch die Vorhersagemöglichkeit auch die Möglichkeit in den Raum gestellt, durch Veränderung der Ordnungsparameter auch das Systemverhalten kausal zu bestimmen. Letzteres ist in meinen Augen auch ein Bestandteil der Führungsaufgabe, egal ob wir uns im Lean-Umfeld, in einer agilen Organisation oder in klassischen Strukturen bewegen, selbst wenn die Einflussnahme dann nur noch indirekt oder auf einer Meta-Ebene erfolgt, wie agile Konzepte das mit eben der Selbstorganisation (der Teams) anstreben.
Spannend finde ich, dass die Synergetik als eine mathematisch exakt formulierte Theorie statt als eine philosophische oder wissenschaftstheorische Position dargestellt wird. Gleichzeitig lässt sich jedoch wieder hinterfragen, in wie weit die Theorie auch wirklich einen praktischen Bezug im betrieblich organisatorischen und prozessualen Kontext hat.
– Alexander von Humboldt
Die Synergetik postuliert den o.g. Kausalbezug insbesondere eine zirkuläre Kausalität, bei der die Einzelparameter das Gesamtsystem bestimmen und umgekehrt. Dieser Aspekt wird (laut dem Wikipedia-Artikel) jedoch durchaus in Frage gestellt, speziell bei sozialen Systemen, wie es Unternehmen nun einmal auch sind (was dann auch wieder zu meinem Weltbild passt).
Ein wichtiges Element der Synergetik ist das Versklavungsprinzip, nachdem ein Ordnungsparameter andere Parameter bestimmt und damit auch das gesamte Systemverhalten. Dabei wird auch erwähnt, dass die Ordnungsparameter sich typischerweise langsam ändern und deshalb (?) Einfluss auf die sich schnell ändernden (versklavten) Parameter haben.
An dieser Stelle sehe ich dann durchaus einen Bezug zu Lean & Co., wo der Kontinuierliche Verbesserungsprozess mit seinen oft kleinen, inkrementellen Änderungen den zentralen Ansatz bietet. Man könnte nun sogar so weit gehen, dass man sagt, dass deshalb der KVP langfristig die größere Wirkung hat, als schnelle Hauruck-Aktionen. Gleichzeitig kommen da in meinen Augen auch die kulturellen Aspekte in Spiel, die einerseits eine notwendige Grundlage für einen langfristig funktionierenden KVP bilden (bspw. der Umgang mit Fehlern im Rahmen von Verbesserungsaktivitäten) und andererseits auch die Einführung eines KVP die Kultur im Unternehmen beeinflusst. Die wechselseitige Beeinflussung liegt für mich dabei auf der Hand.
Eine wechselseitige Beeinflussung ist meiner Meinung nach in den Lean-Prinzipien begründet, bei denen die Kundenorientierung in weiteren Prinzipien mündet, welche dann wieder eine Rückwirkung auf die Kundenzufriedenheit darstellen und schlussendlich den geschäftlichen Erfolg des Unternehmens sichern.
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