KVP – eine Frage des Weltbilds

Weltbild

Dieser Artikel und ein paar zukünftige werden sich mit dem Thema beschäftigen, wie mit Widerständen gegen den KVP umgegangen werden kann. In guter KVP-Tradition geht es dabei natürlich als erstes um die Ursachen. Nur wenn die Ursachen wirklich erkannt und verstanden wurden, können zielgerichtete Überlegungen angestellt werden, wie mit dem Widerstand umgegangen werden kann.

In diesem Artikel will ich einige Überlegungen über den Aspekt Weltbild anstellen. Die Inspiration dazu ist bei mir durch die Episode 453 des NLP-Fresh-up-Podcasts entstanden. Darin ging es unter anderen um das Weltbild einer Person und den daraus entstehenden Widerstand, wenn das Weltbild durch äußere Einflüsse ins Wanken gerät.

Beim Weltbild ist es nun nicht so, dass alle Beteiligten und Betroffenen das gleiche Weltbild haben, selbst wenn diese im gleichen Unternehmen arbeiten und dieses natürlich einen nicht unerheblichen Teil ihrer Welt und damit auch des Weltbilds ausmacht bzw. ausmachen sollte.

Außerdem kann das Weltbild selbst natürlich für die einzelne Person ganz unterschiedliche Aspekte haben.

Für den einen ist es ein Führungsaspekt, was in sich schon zwei Teile hat. Je nach dem, ob ich es aus dem Blickwinkel der Führungskraft oder des Mitarbeiters betrachtet. Für die Führungskraft kann es das Selbstverständnis für die Rolle der Führungskraft (vielleicht als Held oder als Farmer) sein, aber auch im Kontrast für die Rolle des Mitarbeiter (der u.U. im tayloristischen Sinn nur Ausführender aber nicht Mitdenkender sein soll). Für den Mitarbeiter kann es u.U. die gleiche Ausprägung sein, dass auch die Gewohnheit besteht, dass Vorgaben gemacht werden und kein eigener Beitrag erwünscht ist.

Ich denke, dass man nicht viel Phantasie braucht, um darin Konfliktpotenzial zu erkennen, der dann zu Widerstand führt. Vielleicht sogar gemeinsamer Widerstand wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und Richtungen, beispielsweise wenn KVP und Lean Management eingeführt werden soll

„Der Grund dafür, dass unser fühlendes, wahrnehmendes und denkendes Ich in unserem naturwissenschaftlichen Weltbild nirgends auftritt, kann leicht in fünf Worten ausgedrückt werden: Es ist selbst dieses Weltbild.“

– Erwin Schrödinger

Dann kann es natürlich auch sein, dass die Unternehmensleitung ein möglicherweise tayloristisches Weltbild hat und die Mitglieder seiner Belegschaft Rollen zuschreiben, die diese vielleicht gar nicht (mehr) einnehmen möchten und die Beiträge zum Kontinuierlichen Verbesserungsprozess anders beurteilen und deshalb in ihren Möglichkeiten beschnitten werden.

Gleichzeitig ist natürlich ein umgekehrtes Szenario denkbar, in der die Geschäftsführung – bspw. nach einen Eigentümer- oder Generationswechsel – den Wunsch nach mehr Engagement seitens der Mitarbeiter und Führungskräfte hat, diese aber mit dieser neuen Verantwortung (noch) nicht umgehen können.

Ein weiteres Weltbild, das im Lean-Umfeld leider immer wieder anzutreffen ist, ist das Primat der Gewinnmaximierung als Zweck eines Unternehmens. Dies steht nun grundsätzlich den Lean-Prinzipien entgegen, auch weil in diesem Weltbild Personalkosten im sprichwörtlichen Wortsinn als Kosten betrachtet werden und deshalb im Sinn der Ressourceneffizienz die Personalkosten durch Abbau von Arbeitsplätzen oder Arbeitsverdichtung minimiert werden sollen.

Leider hat sich dadurch ein neues Weltbild gebildet, in dem Lean mit Arbeitsplatzabbau gleichgesetzt wird, was dann wiederum einen verständlichen Widerstand und die damit wechselseitig verbundenen Gefühle hervorruft.

Ein Weg, wenn nicht sogar der beste Web, mit diesen Weltbilder, dem resultierenden Widerstand und den Gefühlen umzugehen, wird im Job Relations Programm des Training Within Industry aufgezeigt. Dort ist ein Element, das die Gefühle der Menschen mit Fakten gleichzusetzen und sie auch so zu behandeln. Auf diesem Weg kann dann das Weltbild angenommen und verändert werden. Das ist aber nicht mit dem Ausspielen von Gefühlen gleichzusetzen und dies manipulativ auszunutzen, wie das leider in der jüngsten politischen Vergangenheit war und immer noch ist.

Meine zweite eMail-Serie zur Schaffung guter Arbeitsbeziehungen auf Basis der Job Relations zeigt auch den Umgang mit Gefühlen auf.

Frage: Welches Weltbild herrscht in Ihrem Unternehmen bzgl. dem KVP? Wie beherrscht dieses Weltbild den KVP? Und welchen Einfluss übt es damit auch auf die Menschen und ihre Motivation zur Mitwirkung aus?

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