KVP – keine Frage des Lichts

Licht

Sie kennen vielleicht die Geschichte des Mannes, der im Schein einer Laterne verzweifelt versucht, seinen Schlüssel wieder zu finden. Als er gefragt wird, wo er ihn verloren hat, verweist er auf eine dunkle Ecke, meint aber, dass die Suche im Hellen doch viel leichter wäre.

Immer wieder erlebe ich bei KVP-Aktivitäten vergleichbare Situationen, bei denen Verbesserungen nicht an den Stellen gesucht werden, wo das eigentliche Problem begründet ist, sondern an Stellen, an denen es scheinbar leichter aussieht.

Dabei beschleicht mich dann der Eindruck, dass irgendwie das Ergebnis schon vorbestimmt zu sein scheint oder in die Kategorie fällt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Entweder weil die Maßnahmen dann unbequem sein könnten (eben die Suche im Dunkeln) oder jemand glaubt, die „Erleuchtung“ schon gehabt zu haben, also im übertragenen Sinn glaubt, den Schlüssel gefunden zu haben, aber nicht erkennt, dass eigentlich etwas ganz anderes verloren gegangen ist.

Aus diesem Grund ist es in meinen Augen auch so wertvoll, die Schritte und Fragen der Toyota Kata einzusetzen, sei es, dass mit der Verbesserungs-Kata mittels der Visionsfrage die generelle Ausrichtung bestimmt und durch den Ausgangs- und Ziel-Zustand ein kurzfristiger Kurs abgesteckt und PDCA-Zyklen beschritten wird oder dass mittels der Coaching-Kata immer wieder die Randbedingungen ins Gedächtnis gerufen und die zurückliegenden und bevorstehenden Schritte hinterfragt werden.

„Unsere Art, die Problem zu sehen, ist das Problem. Wann immer wir glauben, das Problem sei da draußen, ist dieser Gedanke das Problem.“

– Stephen R. Covey

Die immer wieder bemühten niedrighängenden Früchte mögen zwar leicht zu ernten sein, aber schon diese kleinen Bemühungen stellen „Verschwendungen“ dar, wenn sie sprichwörtlich ungenießbar sind, weil sie keinen Nährwert haben.

Natürlich lassen sich manche Probleme oberflächlich durch den Einsatz von Werkzeugen und Methoden scheinbar beheben. Wenn die Ursachen allerdings auf einer anderen Ebene entstanden sind, als die Lösung verläuft, wird sie selten von Dauer sein. Nicht nur, dass es dann zum Rückfall in alte Muster kommt, besteht zusätzlich die Gefahr, dass Probleme leicht als scheinbar unlösbar einsortiert werden, oder dass die Methode oder das Werkzeug leicht mit dem Fehlschlag verbunden wird und deshalb an anderer, besserer Stelle schon gar nicht mehr in Betracht gezogen wird.

Lean Management bietet wunderbare Lösungen für unterschiedlichste Probleme. Ein Grundvoraussetzung ist dabei jedoch, dass auch dem Problem genügend Zeit eingeräumt wird. Zeit, um das Problem zu verstehen, es zu beschreiben, es an alle Beteiligten zu kommunizieren und Zeit zu hinterfragen, ob und wie das Problem von den Beteiligten verstanden wurde.

Dabei sollte immer die Möglichkeit des eigenen Irrtums mit in Betracht gezogen werden, so weh das unter Umständen dann tut. Deshalb ist es nützlich, selbst nicht mit einer vorgedachten Lösung in eine Diskussion mit den Beteiligten und Betroffenen zu gehen. Allzu leicht entsteht daraus die achte Verschwendungsart in Form des ungenutzten Potenzials, welche wiederum ihre negativen Auswirkungen weit über den konkreten Fall hinaus haben kann, weil sie bei den betreffenden Personen zur Resignation führen kann.

Frage: Wo werden in Ihrem Umfeld Problemlösungen gesucht? Welche Auswirkungen können sich daraus ergeben? Wie wird dadurch Potenzial verschenkt?

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Manchmal lässt sich auch Licht ins Dunkel durch „dumme“ Fragen bringen. Erwähnte ich schon, dass die zu meiner Kernkompetenz gehören? ;-) Wenn Sie mich da mal testen wollen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.

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