Lean ist keine Olympiade

Olympiade

Was will ich mit dieser Aussage ausdrücken? Natürlich impliziert der Begriff unterschiedliche Aspekte, von denen unter Umständen manche sogar auf Lean zutreffen. Um was es mir in diesem Vergleich geht, ist der Aspekt der Rangfolge in einer Disziplin mit einer Gold-, Silber- und Bronzemedaille für die ersten drei Plätze.

Diese Rangfolge ist etwas, das es in meinen Augen im Lean-Kontext nicht gibt. Da gibt es keinen Status des absoluten Gewinners, des Besten, vor allem ist die einzelne Disziplin ziemlich bis völlig irrelevant, wenn man mal den Fünf- und Zehnkampf ausnimmt.

Diese Position des Spitzenreiters ist sowohl im Vergleich zwischen Unternehmen als auch innerbetrieblich kein wirtschaftlich sinnvolles Kriterium, in dem Sinne, dass es für sich alleine stehend irgendeinen Wert schafft oder Nutzen für einen Kunden darstellt.

Viel wichtiger ist es, den Vergleich nicht auf Basis allgemeiner betriebswirtschaftlicher Kennzahlen ggü. einer äußeren Referenz zu führen, sondern den eigenen bisherigen Zustand als Vergleichsmaßstab heranzuziehen und mit diesem Ausgangspunkt Verbesserungen anzustreben.

Diese dürfen dann durchaus auch auf wirtschaftlichen Kennzahlen basieren, sollten sich jedoch immer auf einen Kundennutzen und dessen Steigerung zurückführen lassen. Bei der Steigerung des Kundennutzens sollte das immer auf Basis von dessen Wertmaßstäben erfolgen. Alles andere ist im wahrsten Wortsinn keine Wertschöpfung oder sogar Verschwendung.

Der Vergleich mit dem bisherigen Zustand ist es auch der den kontinuierlichen Antrieb für weitere Verbesserungen schafft. Eine haushohe Überlegenheit ggü. Wettbewerber ist zwar wirtschaftlich vorteilhaft, im Lean-Kontext aber ein echter Fluch. Dazu gehört auch, dass diese Überlegenheit, wenn sie nicht gepflegt wird, selten von Dauer sein wird, speziell auch weil man auf die Verbesserungsbestrebungen des Wettbewerbs gar keinen Einfluss hat.

„Hier ist der Start, dort ist das Ziel. Dazwischen musst Du laufen.“

– Emil Zátopek

Als Musterbeispiel für die Folgen einer Marktführerschaft kann man sich hier die Situation der US-amerikanischen Automobilindustrie nach dem zweiten Weltkrieg anschauen, mit der Entwicklung von Toyota vergleichen und die aktuelle Situation betrachten.

Wie oben angedeutet, gibt es aber nicht nur Elemente, bei denen ein extremer Kontrast zwischen einer Olympiade und Lean besteht, sondern auch Punkte, bei denen man etwas von dem Olympiade-Kontext auf Lean übertragen kann.

Da kommt mir vor allem der Gedanke in den Sinn, dass es zwar das finale Rennen ist, das zum Schluss den Sieger kürt, aber die Vorbereitung auf das Rennen im Rahmen von Training, Ernährung und einem allgemein gesunden Lebenswandel den viel größeren Einfluss auf den Erfolg hat. Letztlich sind das auch die ausschließlichen Faktoren, auf die man selbst Einfluss hat.

Man kann schließlich nicht verhindern, dass ein Mitläufer eben einen Tick schneller unterwegs ist und deshalb auf der Ziellinie die Nase vorn hat.

Auf den Lean-Kontext übertragen bedeutet das, dass die Einbeziehung aller Mitwirkenden in die Verbesserungsbestrebungen auch außerhalb des eigentlichen Wertstroms ebenfalls Einfluss auf den Erfolg ausübt und den entscheidenden Vorteil und dann resultierenden Vorsprung darstellen kann. Im Grunde gemäß dem olympischen Motto: Dabei sein, ist alles!

Der Kontrast zur Olympiade ist aber wieder, dass diese Bestrebungen deutlich dauerhafter und verteilter stattfinden müssen, als im Sport im Bezug auf den Wettbewerb. Dort mag es der finale Lauf sein, während im wirtschaftlichen Kontext letztlich jeder einzelne Kunde und der Geschäftsabschluss mit ihm zählt und man sich dabei nicht auf seinen Lorbeeren vergangener Siege ausruhen kann, weil das für den individuellen Kunden völlig irrelevant ist und man ihm ggü. ein Wiederholversprechen einlösen muss, das er unausgesprochen erwartet.

Frage: Welchen Stellenwert haben die kleinen Verbesserungen in Ihrem Verantwortungsbereit? Wer trägt alles dazu bei? Wie können Sie das steigern?

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