Sind Entscheidungen …?

Entscheidungen

Über das Thema Entscheidungen hatte ich schon mal einen Artikel geschrieben, darin ging es um Nicht-Entscheidungen.[1] Ein Stück weit könnte man diesen Artikel als Ergänzung des Themas unter anderen Blickwinkeln betrachten.

Wenn Sie sich den Titel dieses Artikel anschauen, dürfte ziemlich klar auf der Hand liegen, dass da etwas fehlt. Semantisch/grammatikalisch betrachtet nennt sich das Adjektiv, wenn mich meine vage Erinnerung an den Deutschunterricht nicht völlig trügt.

Sie können ja mal kurz darüber nachdenken, welches Adjektiv Sie an Stelle des Platzhalters einsetzen würden.

Gut, schlecht, notwendig, überflüssig, erforderlich, dringend geboten, überfällig, verfrüht, …

… sind ein paar der Möglichkeiten, die mir so spontan durch den Kopf schießen.

An dieser Stelle ist es vielleicht auch nützlich, wenn ich kurz den Hintergrund zu diesem Artikel erwähne.

Vor einiger Zeit ist mir in einem Artikel (auf LinkedIn?) eine interessante These aufgefallen, die sich mehr oder weniger in der Aussage zusammenfassen lässt, dass Entscheidungen eigentlich überflüssig sind und gleichzeitig, falls notwendig, ein Zeichen mangelnder Ausrichtung, Planung, … (den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr im Sinn und mir leider den Artikel auch nicht abgespeichert).

Die Argumentation ging grob in die Richtung, dass bei einer klaren Ausrichtung gar keine Entscheidungen notwendig sind, weil man eben zu keinem Zeitpunkt und an keiner „Stelle“ vor der Frage steht, ob es sprichwörtlich nach links oder nach rechts geht, um ein Ziel zu erreichen, weil die übergeordnete Ausrichtung das schon eindeutig definiert hat und der Weg dorthin deshalb im Grunde vorgezeichnet ist.

Zu dem Zeitpunkt, als ich den Artikel gelesen hatte, fand ich die Argumentationskette durchaus schlüssig, will sie aber jetzt mit etwas Abstand noch mal reflektieren und auch mit Lean & Co. abgleichen.

Wenn Sie sich schon mal mit der Toyota Kata beschäftigt haben, ist Ihnen sicherlich die Parallele zwischen den Begriffen Ausrichtung und Nordstern aufgefallen und auch der Weg kommt in beiden Szenarien vor.

„Wann immer ich zwei Übeln gegenüberstehe, wende ich dem zu, das ich noch nicht ausprobiert habe.“

– Mae West

Bei letzterem ist aber auch der größte Unterschied erkennbar. Oben wird der Weg als eindeutig vorgezeichnet beschrieben – weshalb dann auch keine Entscheidungen mehr notwendig sind – während die Toyota Kata bzw. im Details die Verbesserungs-Kata explizit davon ausgeht bzw. voraussetzt, dass der Weg zum nächsten Zielzustand unbekannt sein MUSS. Die Kernargumentation ist dabei, dass ohne einen unbekannten Weg lernen unmöglich wird, weil das Wissen über den bekannten Weg dieses überflüssig macht bzw. faktisch verhindert. Lernen setzt immer ein Wissensdefizit voraus.

Anders ausgedrückt, würden die nicht mehr notwendigen Entscheidungen also grundsätzlich jedes Wissensdefizit verneinen und zu der Schlussfolgerung führen, dass das ultimative Wissen bis in den letzten Winkel der Möglichkeiten dann bereits vorhanden muss.

Die Beurteilung dieses Szenarios überlasse ich jetzt Ihnen. Sie können sich aber vorstellen, dass ich dazu eine ziemlich ultimative Meinung habe.

Wenn wir also jetzt mal gedanklich annehmen, dass Wissensdefizite vorhanden sind und der Weg zu einem Zielzustand damit unbekannt ist, bedeutet das in meinen Augen eben auch, dass man immer wieder vor Entscheidungen steht, wie der nächste Schritt aussieht. Das drückt sich auch dadurch aus, dass man typischerweise auf dem Weg zum Zielzustand mehrere Hindernisse vor sich hat, die sich im Grunde auch durch Wissensdefizite ausdrücken, nämlich wie die Hindernisse überwunden werden können.

Schon alleine die Existenz mehrerer Hindernisse wirft das Dilemma und die Frage auf, welches Hindernis als nächste angegangen wird.

Und dahinter steckt wiederum eben eine Entscheidung.

Also ist das eben ein weiteres Indiz dafür, dass die Notwendigkeit von Entscheidungen kein schlechtes Zeichen sein muss im Sinne, dass die Ausrichtung nicht gut ist, weil sonst Entscheidungen gar nicht nötig wären.

Im Grunde ist/wäre also die fehlende Notwendigkeit von Entscheidungen eher ein schlechtes Zeichen bzw. ein Hinweis darauf, dass der (nächste) Zielzustand eben nicht anspruchsvoll genug ist. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass die übergeordnete Ausrichtung auf den Nordstern (oder auch Vision genannt) im Grunde ja unerreichbar sein sollte, weil das per Definition ein wichtiges Merkmal darstellt.

Wenn ich also jetzt das Fazit über die Aussage in dem erwähnten Artikel ziehe, würde ich auf Basis dieser Überlegungen der gemachten Aussage widersprechen, dass notwendige Entscheidungen kein schlechtes, sondern ein gutes Zeichen bzw. eine Notwendigkeit für eine gute Ausrichtung darstellt.

[1] Warum keine Entscheidung manchmal die beste Lösung ist

Frage: Welche Einstellung haben Sie zu Entscheidungen? Woran messen Sie die Notwendigkeit von Entscheidungen? Was ist dann die Basis Ihrer Entscheidungen?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Oder teilen Sie den Artikel, gerne mit Ihrem Kommentar, auf Ihrem bevorzugten Social-Media-Kanal und lassen andere an Ihrer Erkenntnis teilhaben.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.