Diesmal geht's um Chuck Norris[1]. Der Impuls dazu ist aus einem LinkedIn-Posting entstanden, bei dem auf den Yoda-Artikel[2] verwiesen wurde. Ursprünglich wollte ich irgendwas im Sinne der bekannten Chuck-Norris-Witze schreiben, aber irgendwie hat mir eine zündende Idee gefehlt und ChatGPT hat zwar viele Vorschläge gemacht, die mich aber alle nicht vom Sitz gerissen hatten und auch keine echte Basis für einen kompletten Artikel waren.
Dann hab‘ mich mir mal meine Wahrnehmung von ihm und seinen Filmen vors geistige Auge geholt. Da ist mir dann ziemlich schnell eine Sache auf- bzw. eingefallen, die im Grunde eine Art von roter Faden durch alle Filme ist (zumindest bzgl. dem Eindruck, den ich davon habe, obwohl ich kaum einen davon wirklich gesehen hab‘).
Die große Gemeinsamkeit ist in meinen Augen dabei seine Fähigkeit, Probleme mit Situationen und beteiligten Personen auf eine ziemlich martialische Art und Weise zu lösen (da kam mir auch ein Comic-Figur aus Asterix bei den Olympischen Spielen in den Sinn, ein Legionär mit dem Namen Schlagdraufundschlus).
Was hat das jetzt alles mit Lean zu tun, werden Sie sich zu Recht fragen, oder?
Nun, er hat sicherlich eine eben ganz eigene Art Probleme zu lösen und auf seine Art dürfte die sogar ziemlich wirksam sein.
Allerdings dürfte sie so ziemlich allem widersprechen, was wir aus Problemlösungstechniken aus dem Lean-Kontext kennen.
Da geht es darum, dass die Führungskraft, im Kern nicht die Probleme selbst löst, sondern ihre Mitarbeiter zur Problemlösung anregt und befähigt.
Vielleicht tue ich ihm aber mit der Abbildung auf die Führungskraft schon Unrecht, weil er in seinen Filmen doch eher der Einzelgänger gegen den Rest der Welt oder zumindest das Böse ist.
– unbekannt (vielleicht von mir)
Dieses Einzelkämpfertum ist dann auch ein Aspekt, der m.E. so gar nicht ins Lean-Weltbild passt. Schließlich wird die Führungskraft erst zur solchen dadurch, dass sie Mitarbeiter hat. Und entsprechend der TWI-Philosophie schaffen Führungskräfte Ergebnisse nur durch ihre Mitarbeiter und diese verdienen es auch, als Individuen behandelt zu werden.
Und auch da versagt der gute Chuck. Er behandelt halt alle gleich, indem er ihnen in der Regel eins auf die Mütze gibt. Sicherlich wirksam, aber halt nicht im Lean-Sinn.
Dazu gehört dann auch der zugrundeliegende Zweck, der die Mittel heiligt. Im Lean-Kontext geht's halt nicht bloß um das Ergebnis, sondern der Weg dorthin spielt auch eine wichtige Rolle. Deshalb geht's auch in der Toyota-Kata nicht um das angestrebte Ziel, sondern um den Ziel-Zustand, zu dem der Prozess (=Weg) eben auch gehört.
Was ist sonst noch so gar nicht Lean-like?
Das fällt mir noch die angenommene Ultimativität seiner Lösungsansätze ein. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass das doch eigentlich eine gute Sache ist, wenn ein Problem gleich, schnell und ultimativ gelöst wird.
In der realen Welt ist es allerdings doch eher so, dass nichts von Dauer ist. Weshalb es im Toyota-Problemlösungsprozess auch keine Lösungen, sondern nur Gegenmaßnahmen gibt.
Und letztlich würde seine Form der Problemlösung – wenn wir die mal weiterspinnen – dann dazu führen, dass es irgendwann vermeintlich keine Probleme mehr gibt.
Was aber im guten Lean-Verständnis schon wieder ein Problem wäre.
Und an diesem Problem würde sich der gute Chuck vermutlich dann doch die Zähne ausbeißen.
Was aber alles nicht die Frage nach dem Warum beantwortet. Hier muss man sicher berücksichtigen, dass sich der gute Chuck wahrscheinlich noch nie mit Problemen in Geschäftsprozessen beschäftigen musste und sich deshalb auch nie diese Frage gestellt oder gestellt bekommen hat.
Und wo es keine Fragen gibt, gibt's auch keine Antworten.
Wenn Sie wissen möchten, welche Problemlösungstechniken im Lean-Kontext möglich sind, notieren Sie sich mal den 26.9.2024. Da halte ich eine Impuls-Session im Rahmen der 7HoursLean, die von der LeanBase veranstaltet wird.
[1] Chuck Norris in Wikipedia[2] Wo Yoda nichts von Lean wusste
Frage: Welchen Umgang mit Problemen pflegen Sie in Ihrem Verantwortungsbereich? Welche Wirkung erzielen Sie damit? Was wären mögliche Alternativen?
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