Wo Yoda nichts von Lean wusste

Yoda

Yoda dürfte den meisten Lesern ein Begriff sein, es handelt sich um den Jedi-Meister aus der Star-Wars-Serie [1].

Welcher Zusammenhang jetzt zwischen ihm und Lean besteht bzw. genaugenommen nicht besteht, weil er eben zumindest in einem bestimmten Kontext von Lean nichts wusste, muss ich vermutlich erklären.

Der Aufhänger zu der Überschrift ist dabei die Szene, als Luke Skywalker „versucht“ sein versunkenes Raumschiff aus dem See zu bergen und dabei von Yoda zurechtgewiesen wird, dass er es tun oder lassen soll, dass es aber kein versuchen gibt [2].

Grundsätzlich ist der Gedanke natürlich nicht verkehrt, man kann etwas machen oder eben nicht machen, aber nicht versuchen. Versuchen Sie einfach jetzt mal aufzustehen, aber wirklich nur versuchen!

Im Lean-Kontext ist die Sache allerdings etwas anders gelagert, wenn es um Verbesserungen geht.

Zurück zu Yoda.

Der Auslöser zu diesem Artikel war jetzt nicht, dass ich mal wieder Star Wars angesehen hab'. Der Impuls ist aus einem kürzlichen TWI-Meetup entstanden, als die Frage nach den Einsatzszenarien der verschiedenen Job-Trainings im Raum stand. Diese Fragestellung wurde von Oscar Roche mit „What are we trying to solve?“ zusammengefasst.

Mir ging dann dieses grundsätzliche Dilemma des Versuchens durch den Kopf. Im Unterschied zu anderen Szenarien muss hier aber der Versuch im Vordergrund stehen, weil sonst die Fragestellung an sich sinnlos ist, weil man das Ergebnis dann ja schon kennen würde.

Weil man den Ausgang einer Verbesserungsaktivität vorher nicht kennt, im Grunde gar nicht kennen darf, muss man es also versuchen.

Das heißt nun nicht, dass man sich keine Gedanken über den gewünschten Ausgang des Versuchs (im Sinne eines Experiments) machen soll. Genauso wenig ist das Nicht(s)-tun keine Option, wie es ja auch keine Nicht-Entscheidungen gibt (weil es einfach die Entscheidung für die Beibehaltung des Status-quo ist).

„Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.“

– Thomas Alva Edison

Man sollte sich aber immer bewusst sein, dass es sich um einen Versuch handelt. Dieses Bewusstsein sollte man sogar so weit steigern, dass man sich immer fragt, ob man sicher weiß, wie der Versuch ausgeht. Sollte das nämlich der Fall sein, ist es nämlich kein Versuch im eigentlichen Wortsinn. Und dann wird auch keine Verbesserung stattfinden!

Man tut es halt einfach (im Yoda'schen Sinn), aber man sollte das nicht unter der Überschrift Lean laufen lassen.

An dieser Stelle könnte der Artikel also schon zu Ende sein, oder?

Ich will aber mal weiterspekulieren, was Yoda vielleicht (nicht) durch den Kopf ging, als er diese Zurechtweisung ggü. Luke ausgesprochen hat.

Vielleicht wusste er es ja, dass es geht (in der Fortsetzung der Szene beweist er es dann auch). Wenn man ihn jetzt als Führungskraft betrachtet, könnte man sich jetzt fragen, ob diese Form der Herausforderung an Luke in einem Lean-Kontext sinnvoll und angebracht ist.

Da Luke dann an der Aufgabe scheitert, würde ich das eher verneinen, zumindest eben wenn man es durch die Lean-Brille betrachtet.

Besser wäre es in meinen Augen gewesen, wenn er es nicht bloß gefordert und dann vorgemacht hätte, sondern wenn er ihn wirklich dazu befähigt hätte, es selbst zu tun. Lassen wir aber mal dahingestellt, ob eine Arbeitsunterweisung mittels Job Instruction ein gangbarer Weg gewesen wäre.

Es jetzt Luke einfach zu beweisen und vorzumachen, dass er, Yoda, es hinkriegt, mag zwar unter der Überschrift „Du musst halt auch dran glauben“ richtig sein, fördert sicherlich aber in diesem Moment und im Lean-Sinn nicht dessen Selbstbewusstsein.

Yoda fällt also hier in eine ähnliche Falle wie möglicherweise auch manche „normale“ Führungskraft (und da nehme ich mich auch nicht aus). Da hat man etwas delegiert, der Mitarbeiter hat's nicht hingekriegt und dann macht man es halt schnell selber.

Das mag auf den ersten und wahrscheinlich auch zweiten Blick schneller gehen. Heißt aber auch, dass man den Karren (oder das Raumschiff) immer wieder selber aus dem Dreck ziehen muss.

Um auf die auslösende Frage zurückzukommen.

Welches Problem wollen wir lösen?

Nein, wir wollen nicht den Karren aus dem Dreck ziehen, sondern wir wollen, dass es der Mitarbeiter kann. Oder dass er (der Karren) erst gar nicht in den Dreck gefahren wird. Dieses Problem hat Yoda jetzt gar nicht adressiert.

Anhand dieser Überlegungen haben Sie jetzt vielleicht festgestellt, dass man sich im Lean-Kontext schon ganz schön viele Gedanken machen kann (oder muss).

Heißt aber sicherlich nicht, dass man deshalb gute Drehbücher für Science-Fiction-Filme schreiben kann ;-)

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[1] Yoda
[2] Yoda: Do. Or do not. There is no try.

Frage: Wie gehen Sie mit Herausforderungen (Ihrer Mitarbeiter) um? Welche Bedeutung geben Sie dabei Versuchen? Was bedeutet Scheitern dabei?

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