Warum gutes Industrial Engineering alleine nicht ausreicht

Industrial Engineering

Ab einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Evolution führen Unternehmen typischerweise an der Schnittstelle zwischen Produktion und Entwicklung Funktionen wie Industrial Engineering ein. Oft geht diese Entwicklung einher mit stärkerer Automatisierung der Produktion, wenn die Handhabungsfertigkeiten der Menschen meist zeitlich und/oder in der Präzision nicht mehr ausreichen. Außerdem kommt dann oft noch ein Seriencharacter der Produkte dazu, welcher oft Voraussetzung und Auslöser dieser Evolution ist.

In vielen Fällen durchlaufen die Unternehmen dabei gewaltige Entwicklungsschübe in ihrer Produktion, speziell bzgl. der Zykluszeiten bei der Herstellung der Produkte.

Weil man mit dem ersten Produkt diese beschriebenen Fortschritte erzielt, werden dann bewährte Vorgehensweisen auf andere Produktlinien ausgedehnt, welche dort ähnliche Erfolge bringen und deshalb den Eindruck des richtigen Wegs vermitteln.

Gleichzeitig werden die zusätzlich entstehenden Produktionskapazitäten zur Erweiterung des Produktportfolios genutzt. Das könnten entweder Varianten eines Produkts sein, weil die Kunden bestimmte Anpassungen benötigen oder weil neue Leistungsmerkmale in den Produkten ergänzt werden und diese auch vom Markt angenommen werden. Nicht selten kommen auch neue Produktfamilien dazu, die auf bewährten Technologien aufbauen und gleichzeitig neue Märkte erschließen.

Was aber oft auf der Strecke bleibt, sind die Prozesse innerhalb der Produktentwicklung und an der Schnittstelle zum Industrial Engineering und damit zur Produktion. Oft wirkt das Industrial Engineering aus Sicht der Produktion sogar als ein gewisser Puffer, der manche „Themen“ und Defizite der Entwicklungsprozesse abfängt und scheinbar regulierend korrigiert.

Was sich aber oft nicht weiterentwickelt, sind die kommerziellen Schnittstellen der Kundenauftragsannahme und die Überleitung in die Produktion. Dabei kommt es dann dazu, dass die Kundenaufträge quasi ungebremst in der Produktion aufschlagen und selten koordiniert sind. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn es sich dabei um Abrufe aus Rahmenverträgen handelt, die oft bei Serienprodukten eigentlich zum beiderseitigen Nutzen (Kunden im Sinne der Weiterverarbeitung und Hersteller im Sinne von Zulieferern).

„Wenn ich an einem Problem arbeite, denke ich nie an Schönheit, aber wenn ich fertig bin und die Lösung nicht schön ist, weiß ich, dass sie falsch ist.“

– R. Buckminster Fuller

Selten sind die Rahmenverträge mit verschiedenen Kunden und Kundensegmenten miteinander und aufeinander bzgl. der notwendigen Produktionskapazitäten abgestimmt und die einzelnen Abrufe daraus schon gar nicht. Evtl. vorhandenen Forecasts fehlt es außerdem nicht selten an der notwendigen Zuverlässigkeit.

Zusätzlich verursachen Rahmenverträge und Forecasts dann die Verlängerung der Planungshorizonte, die wiederum erwiesenermaßen die Planungszuverlässigkeit nicht vergrößern sondern gegenteilige Wirkungen haben.

Spätestens an dieser Stelle entstehen vorher unbekannte Probleme in der vorgelagerten Supply-Chain – egal ob es sich dabei um interne Produktionsschritte oder externe Zulieferer handelt – und die damit verbundene Materialwirtschaft und Produktionslogistik beginnt auf wackeligen Füßen zu stehen. Diese drücken sich dann entweder durch fehlendes Material in der Produktion aus oder durch ein Übermaß an Vorprodukten oder Rohmaterial an den Arbeitsstationen. Nicht selten kommt es dann zu pendelförmigen Ausschlägen zwischen diesen beiden Problempolen.

Erschwerende Effekte treten jetzt auch durch die eigentlich vorteilhafte Wiederverwendung von Komponenten und Halbfertigprodukten auf (das Rad muss nicht zweimal erfunden werden), wenn Teilverwendungsnachweise zwar durch die Entwicklungsbrille betrachtet werden, aber die Supply-Chain von der Beschaffung bis zur Produktionsplanung mit dieser Evolution in ihren Systemen und den zugrundeliegenden Abläufen nicht schrittgehalten hat.

Eine Abhilfe aus diesem Dilemma ist in der Regel nur möglich, indem eine schonungslose Bestandsaufnahme dieses gewachsenen Ist-Zustands vorgenommen wird, die bestehenden Probleme damit abgeglichen werden, um Ursachen und Wechselwirkungen zu erkennen und zu verstehen. Erst danach ist es möglich, schrittweise mögliche Maßnahmen zu identifizieren, auf ihre Wirksamkeit zu testen und dann neue Standards zu entwickeln

Auf jeden Fall sollte man nicht der Versuchung zum Opfer fallen, oft jahrelange, subtile Fehlentwicklungen zu einem großen Graben mit einem Sprung überwinden zu wollen. Wenn dieser Sprung dann fehlschlägt, landet man oft in größerem Ungemach, aus dem man nur viel schwieriger oder im Extremfall gar nicht mehr entkommen kann.

Wenn Sie sich in dieser Schilderung wiedergefunden und die Notwendigkeit einer Veränderung erkannt haben, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wo hat die Automatisierung neue Probleme geschaffen? Was lässt sich nicht mit Industrial Engineering alleine beheben? Welche Probleme können nicht in den Teilprozessen gelöst werden?

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