Wenn jede Sekunde bzw. Minute zählt

Dantotsu

In dem Buch The Toyota Way of Dantotsu Radical Quality Improvement[1] stellt der Autor Sadao Nomura eine sehr greifbare Möglichkeit vor, den 2S-Status zu bewerten. Der Autor betont dabei, dass allgemeine Kriterien in Checklisten oft zu abstrakt sind und es nicht jedem erlauben, eine Bewertung vorzunehmen.

Aus diesem Grund stellt er eine einfache Frage vor, die es erlaubt, den Zustand im Bezug auf die ersten beiden S (sortieren und sichtbare Ordnung) sofort zu beurteilen. Dabei unterscheidet er noch zwischen Produktions- oder Werkstattarbeitsplätzen (shop floor) und (normalen) Prozessschritten. Ohne, dass er es besonders beschreibt, vermute ich, dass er damit die Randbedingungen im Zusammenhang mit physischen Vorgängen bspw. Bewegung von Gegenständen von anderen unterscheiden will.

Hier kommt also diese Frage bzw. der Bewertungsstandard.

Ist es möglich, eine Sache innerhalb einer Sekunde (kontinuierlich benötigte Dinge am Arbeitsplatz) oder einer Minute (nur fallweise benötigte Dinge) aufzunehmen bzw. zu holen oder abzulegen bzw. zurückzubringen, ohne jemand zu fragen, wo es (die Sache) ist oder hingehört?

Was hier auffällt, ist die Tatsache, dass es sich dabei nur um eine einzige geschlossene Frage handelt, die also einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden kann, während andere 5S-Checklisten aus einer Vielzahl von Fragen bestehen, die oft Antwortmöglichkeiten auf einer Skala anbieten und alle fünf S einbeziehen.

Bei Nomuras Frage geht es sogar nicht mal um ein oder zwei S (obwohl er sich in dem Zusammenhang auf die beiden ersten bezieht), sondern „nur“ um den Zustand an einem Arbeitsplatz oder Prozessschritt.

Die beiden S, auf die er sich in diesem Zusammenhang bezieht, stellen also in meinen Augen ein Mittel zum Zweck dar bzw. einen diesbezüglichen Mangel, wenn die Frage nicht positiv beantwortet werden kann.

Im gleichen Zusammenhang trennt er die beiden S auch deutlich weniger stark, wie das bei anderen Darstellungen der 5S-Methodik der Fall ist. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass er für die japanischen Wörter Seiri und Seiton praktisch immer gemeinsam nutzt und wahlweise mit Sorting & Sifting (Sieben) oder Sorting & Shifting (Schieben; hier bin ich mir aber nicht sicher, ob es nicht nur Tippfehler sind) bezeichnet.

„If you can‘t do the 5S‘s, you can‘t do the other work.“ – Takashi Osada
 


NB: Für mich durchaus so etwas wie die Spaltmaße des Lean-Managements

Er stellt diese ersten beiden S dabei stark in den Vordergrund (mit zehn Seiten), während er die folgenden drei S (Säubern, Standardisieren, Selbstdisziplin) auf einer einzigen Seite behandelt.

Dabei betont er auch sehr deutlich, dass die ersten beiden S absolut zwingende Voraussetzungen sind, bevor überhaupt mit Säubern und den Folgeaktivitäten begonnen wird. Er ordnet damit auch das unterstützend-erhaltendes und verbesserndes Wesen von S3..5 den erschaffenden Basisfaktoren der ersten beiden S unter.

Der gelegte Schwerpunkt auf den Einstieg ist in meinen Augen ein ähnlicher Aspekt, wie er auch beim PDCA-Zyklus und der Abbildung auf den 8-Schritte-Toyota-Problemlösungsprozess in Erscheinung tritt. Auch dabei wird der Plan-Phase ein deutlicher Schwerpunkt zugeschrieben, indem sie die ersten fünf Schritte und damit mehr als die Hälfte umfasst, während die Phasen D, C, A nur je einer der verbleibenden Schritte zugeordnet werden.

Dabei ist auch bemerkenswert, dass er in seiner 5S-Beschreibung nirgends den sonst üblichen 5-Schritte-Zyklus in einer kreisförmigen Darstellung verwendet, wie das auch nirgends in Takashi Osada 200-seitigem 5S-Klassiker von 1991 der Fall ist.[2] Dort umfassen die ersten beiden S zusammen 72 Seiten und die folgenden drei S zusammen 56 Seiten, also auch mit einem klaren Schwerpunkt auf den ersten beiden S.

Die Sache mit dem Schwerpunkt und der fehlenden Zyklusdarstellung ist mir übrigens erst bei Schreiben dieses Artikels bewusst geworden und bestätigt mal wieder, dass ich diese Form der schriftlichen Reflexion und den Erkenntnisgewinn vor fast 15 Jahren primär für mich selbst begonnen hab‘ und immer noch weiterführe.

Trotzdem müssen Sie zum Schluss jetzt noch einen kleinen Pitch aushalten ;-)

Die eingangs erwähnte geschlossene Frage zur Bewertung des 2S-Zustands eignet sich übrigens perfekt als Punkt auf einer LPA-Checkliste, auf der untersten Ebene aber durchaus auch auf übergeordneten Ebenen zur weiteren Verstärkung und Bewertung, in wie weit die eigene Verantwortung an der Umsetzung von Ordnung und Sauberkeit und allen darauf aufbauenden Elementen im Lean-Kontext wahrgenommen wird.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Einführung und Umsetzung von Layered Process Audits in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wie bewerten Sie den Status von 2S in Ihrem Verantwortungsbereich? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial? Welche Konsequenzen leiten Sie daraus ab?

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[1] Sadao Nomura: The Toyota Way of Dantotsu Radical Quality Improvement
[2] Takashi Osada: The 5S's – Five Keys to a Total Quality Environment

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